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News: JNN-BUCHTIPP: „Excelsior“-Buch nach 25 Jahren wieder erhältlich
„Der Untergang der Exelsior“, so hießt ein Buch, dass Georg W. Kampfer aus Norderney 1999 fertiggestellt und im Eigenverlag herausgebracht hatte. 25 Jahre war das kleine Büchlein über die dramatischen Ereignisse eines Schiffsuntergangs vor Juist im Jahr 1866 vergriffen, jetzt sorgte der Juister Buchhändler und Verleger Thomas Koch für eine Neuauflage.
Katastrophen und schlimme Ereignisse bleiben lange in Erinnerung, einige für immer. Wer in dieser Zeit lebt, der wird nie die Ereignisse rund um den 11. September 2001 vergessen, als durch Terroranschläge in den USA fast 3.000 Menschen ums Leben kamen. Bei Schiffsuntergängen ist jedem die „Titanic“ am 14. April 1912 auch heute geläufig. Es kamen damals rund 1.500 Menschen ums Leben, dennoch ist die „Titanic“ präsenter als spätere Untergänge mit sehr viel mehr Toten, so gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die „Goya“ mit rund 7.000 Menschen und die „Wilhelm Gustloff“ mit mehr als 9.000 Toten.
Aber auch kleinere Schiffsuntergänge mit weniger Toten blieben in Erinnerung, so die Strandung und der Untergang des Auswanderer-Schiffes „Johanna“ im November 1954 vor Spiekeroog, bei dem 77 Menschenleben zu beklagen waren. Und auch die „Excelsior“, die am 4. Februar 1866 auf dem Weg von England nach Hamburg war und vor Juist auf Grund lief, gehört in diese Kategorie.
Akribisch recherchierte Kampfer bis 1999 die Ereignisse über die unglaublichen Ereignisse an Bord. Es entstanden 80 Seiten einer maßlos spannenden Tatsachendokumentation, wo der Fall differenziert und sachlich, aber zugleich punktgenau dargestellt und von vielen Seiten durchleuchtet wird. Zugleich ergibt sich ein Bild über die damaligen Lebensverhältnisse, vor allem auf den Inseln, aber auch, wie sich die Rechtsprechung zu der Zeit verhielt.
Mit 16 Mann Besatzung, der Frau von Kapitän William Newton und einigen Passagieren war das Schiff von Hull in England zur Elbmündung unterwegs und geriet in einen Sturm. Das Schiff, das neben Segeln auch über eine Dampfmaschine verfügte, ließ sich bei dem achterlichen Sturm nicht mehr steuern und knallte mit hoher Geschwindigkeit auf dem sandigen Grund vor Juist. Dabei gingen einige Fahrgäste über Bord. Bei Sturm und Seegang ist Sand indes fest wie Beton, und das Schiff kam schnell in eine dramatische Situation. Zehn Personen retten sich in die Masten.
Doch aus verschiedensten Gründen, die Kampfer beschreibt, gelingt es erst nach sechs Tagen bei Wind und Kälte insgesamt 15 Überlebende zu retten und nach Juist zu bringen. „Niemand, der nicht dabei war, wird ermessen können, welche Qualen wir durchgemacht haben,“ sagte im Nachhinein Mary Newton, die Frau des Kapitäns, denn unter anderem haben sie das Fleisch eines menschlichen Leichnams verzehrt, um zu überleben.
Doch die dramatischen Geschehnisse gingen weiter: Im Nachhinein kam es zur Bergung von Ladung und Inventar bzw. zu Plünderungen des Schiffes durch rund 40 Fischerboote. Der englische Konsul in Emden fordert Polizeischutz an, um dieses zu verhindern. Da sich die ostfriesischen Fischer weigerten, im Auftrag des Engländers zu arbeiten, nimmt der Konsul mehrere Fischerboote von der Unterelbe unter Vertrag. Dabei kommt es zu einer weiteren Katastrophe, denn ein überladenes Fischerboot sinkt beim Wrack der „Excelsior“. Nur zwei der Fischer können sich retten, weitere zwölf ertrinken dabei. Einer dieser Fischer war Hans Jacob Six, der erst 16 Jahre alt war. Er trieb einige Wochen später auf Norderney an, wo sein Grabstein (Fotos) auch heute noch an die dramatischen Ereignisse vor fast 160 Jahren erinnert.
Auch was nach der Havarie weiter passierte, was mit der transportierten Waren geschah und wie sich die Versicherungen verhielten, der Autor hat alles sorgsam zusammengetragen und auch auch in diesem Buch eingearbeitet.
Georg W. Kampfer wurde 1940 in Kirchobsen, einem Dorf bei Hameln geboren, absolvierte 1961 sein Abitur in Bad Pyrmont, um dann in Hamburg, Lyon und Göttingen zu studieren, Biologie, Romanistik und Pädagogik. Danach kam er nach Juist, wo er von 1968 bis 1971 als Realschullehrer an der Inselschule wirkte. Ab 1971 lehrte er an der Deutschen Schule in Ankara bis er 1976 wieder nach Deutschland zurückkehrte und als Lehrer nach Norderney zog. Von 1993 bis 2002 war er dort als Direktor der Kooperativen Gesamtschule Norderney tätig, dann ging er in Ruhestand und bliebt weiterhin auf der Insel.
Die Neuauflage des Buches „Der Untergang der Excelsior“ ist im Verlag der Buchhandlung Koch erschienen, 86 Seiten stark, und kostet 12,00 Euro. Auf dem Umschlag ist nicht die „Excelsior“ zu sehen, sondern ein frühes Dampfschiff aus der Zeit, welches vom Norderneyer Ole West gemalt wurde. Auf Juist ist das lesenswerte Buch erhältlich in der Buchhandlung Koch und im Pressehandel Poppinga. Oder zu bestellen unter www.juist-buch.de
TEXT und UMSCHLAG-REPRO: STEFAN ERDMANN
FOTOS: NOUN NORDERNEY