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News: Carsten nahm Abschied von seinem Zauberland Juist
"Der Wünschewagen" Niedersachsen – ist ein Ehrenamtsprojekt vom ASB Niedersachsen e.V., mit dem letzte Wünsche sterbender Menschen erfüllt werden. „Die jetzt durchgeführte Wunschfahrt Nr. 231 war für uns, den niedersächsischen Wünschewagen, die erste, die auf die Insel Juist geführt hat“, so Julia-Marie Meisenburg, zuständig für Projektleitung & Öffentlichkeitsarbeit.
Als die ehrenamtlichen Helfer Jella Misera und Michael Golly nach einem emotionalen und langen Wunschfahrtwochenende auf Juist wieder zurück in Hannover waren, haben sie über das, was sie mit dem schwerstkranken Wünschewagen-Fahrgast und "Inselkind" Carsten erlebt haben, einen sehr detaillierten, liebevollen "Reisebericht" verfasst, der inzwischen schon sehr oft auf Facebook geteilt wurde, den wir aber unseren Lesern auch nicht vorenthalten wollen. (Nicht jeder ist auf Facebook) Wir danken dem ASB dafür, dass wir Text und Fotos hier ebenfalls teilen dürfen.
Jella und Michael schreiben: "Wir blicken mit gemischten Gefühlen auf das vergangene Wochenende zurück, an dem Juist seinen Fährmann noch einmal willkommen heißen konnte. Und an dem der sich von seiner Insel verabschieden konnte. Er. Carsten.
Als wir den 56-Jährigen am Samstag auf der Palliativstation in Norden abgeholt und in Begleitung seiner Schwester Christiane zur Fähre nach Juist gebracht haben, war uns nicht klar, dass wir Teil von etwas so Außergewöhnlichem sein würden. Sein Schwager Frank und Nichte Fini, die am Fähranleger auf uns warteten und Carsten fortan nur sehr selten von der Seite gewichen sind, waren rückblickend die Vorhut an Herzlichkeit und Freundschaft, die uns den restlichen Tag umspülen sollte, wie die Gischt die kleine Wattenmeerinsel.
Es folgten 90 Minuten Überfahrt und viele Menschen, die Carsten kannten und sich sehr freuten, ihn zu sehen. Uns wurde klar: Hier wird einer der ihren zurück begrüßt! Früher hat Carsten lange für die Fährgesellschaft bzw. dem Restaurationsbetrieb auf den Schiffen gearbeitet. Für ihn ist es ein Heimkehren. Auf der autofreien Insel selbst ist es uns mit Unterstützung des Rettungsdienst Juist möglich, alle Stationen von Carstens Heimat noch einmal abzufahren - mit dem Krankentransportwagen der Insel. Gerne hätte er das – wie früher – mit dem Rad getan. Sein Gesundheitszustand lässt das nicht zu. Doch die Wege sind dieselben. Die gleiche Route wie immer – vorbei am Sanddorn und den Hagebutten, die die Dünen überziehen. So hatte Carsten es sich vorgestellt. Und endlich hier zu sein, bringt ihm sichtlich viel Energie zurück. Auf die Frage, ob er laufen oder Rollstuhl fahren möchte, gibt es an diesem Wochenende stets nur eine Antwort: Laufen! Und immer sind viele freundschaftliche Hände da, ihn auf seinem Weg zu stützen. Und so geht es zur ersten Station: Das Gasthaus Domäne Bill Juist. Hier bekommt Carsten seinen lang ersehnten hausgemachten Milchreis mit Zimt und Zucker. Später genießt er hier auf der Wiese liegend die Sonne.
Dann geht es weiter zum Flugplatz: Dort wartet bereits ein Freund aus der Jugend. Als wir aus dem Wagen steigen, verkündet Carsten im Brustton der Überzeugung: „So und jetzt trinken wir erst mal ein Bier.“ Wir ziehen uns ein bisschen zurück, geben der Familie ihren Raum. Weiter geht es schließlich zum Schiffchenteich. Einmal noch auf der Bank sitzen, am zentralen Platz des Ortes dem Treiben zusehen. Hier kommt auch Carstens Mutter dazu. Die Innigkeit und Verbundenheit dieser Familie lässt uns sprachlos werden.
Zum Abendessen gibt es Königsberger Klopse im Hotel. Alles läuft nach Plan und das macht Carsten glücklich – also sind wir es auch. Erschöpft fällt der Hotelliersohn danach in sein Bett in seinem eigenen Zimmer. „Ich habe sehr gut geschlafen in meiner letzten Nacht hier“, wird er uns am Morgen verkünden. Und auch wenn der Abschied dann sichtlich schwerfällt und schmerzt, verlassen wir die Insel morgens wieder mit der so vertrauten Fähre. Wir verabschieden einen etwas erschöpften Carsten im Krankenhaus, lassen ihn noch einmal alles Revue passieren: „Es war alles so, wie ich es mir gewünscht habe“, sagt er.
Das Foto oben auf der Startseite zeigt die Ankunft mit der "Frisia II" auf Juist, zusammen mit Schwester Christiane und Schwager Frank.
Bild 2: Ruhepause im Gras an der Domäne Bill
Foto 3: Der Rettungsdienst vom DRK unterstützte das Team vom Wünschewagen, der selbst nicht auf die Insel durfte
Foto 4: Treffen am Flugplatz mit Freund Albertus (rechts), mitte Carsten und links Schwager Frank
Foto 5: Das begleitende Team vom Wünschewagen, Jeaal Misera und Michael Golly.
TEXT UND FOTOS: ASB-WÜNSCHEWAGEN NIEDERSACHSEN