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News: Aufwand für Nachwuchsrekrutierung aus Nicht-EU-Ländern lohnt sich
Das Nordseehotel Freese auf der Insel Juist hat nunmehr zum zweiten Mal nach 2019 ein Projekt zur Gewinnung von dringend benötigten Auszubildenden im Kosovo durchgeführt. Insgesamt konnten jetzt für die Hotels Atlantic, Pabst, Nordseehotel Freese und die Betriebe der Juist Gastronomie (Axel Rippe) insgesamt 26 neue Auszubildende angeworben werden. Alle werden in den Betrieben und in Zusammenarbeit mit der BBS Norden eine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe mit den Schwerpunkten Service oder Hauswirtschaft absolvieren.
„Insgesamt gehen wir davon aus, dass der Integrationsprozess in Deutschland und auf Juist sehr schnell vollzogen werden kann, zumal die Betriebe und die Berufsschule Norden ja aus dem vorangegangenen Projekt über entsprechende Erfahrungen verfügen und Fachkräfte aus dem letzten Projekt ihre Erfahrungen und die Notwendigkeiten einbringen können,“ so Joe Pütz, Geschäftsführer vom Nordseehotel Freese.
Mit dem Ausbildungsstart dieser Auszubildenden dürfte Juist erneut eine der stärksten Ausbildungsregionen in Hotellerie und Gastronomie im Kammerbezirk der IHK Emden sein. Die IHK für Ostfriesland und Papenburg in Emden hat auf Nachfrage die Zahlen der Ausbildungsverhältnisse für Hotellerie und Gastronomie übermittelt. Im Kammerbezirk der IHK wurden in den einschlägigen Berufsbildern der Gastronomie und Hotellerie folgende Zahlen and Ausbildungsverträgen eingetragen.
2018 219 Ausbildungsverträge
2019 282 Ausbildungsverträge*
2020 180 Ausbildungsverträge
2021 134 Ausbildungsverträge**
*im Jahre 2019 wurden in verschiedenen Projekten (Kosovo 2019, Vietnam 2019, Ukraine – Norderney) insgesamt auf Juist und Norderney knapp 100 Ausbildungsverhältnisse eingetragen.
**für 2021 fehlen noch die Eintragungen der 26 Auszubildenden, die jetzt im Projekt Kosovo 2021 nach Juist gekommen sind oder in den nächsten Tagen noch kommen.
Zum Vergleich: Vor ca. 10 Jahren noch wurden rund 600 – 800 Verträge pro Jahr für Hotellerie und Gastronomie im Kammerbezirk eingetragen
„Wir bemühen uns ,mit diesem Projekt dem Fachkräftemangel in Hotellerie und Gastronomie entgegenzuwirken“, so Pütz weiter. Dies käme letztlich nicht nur der Leistungsfähigkeit der Betriebe zugute, sondern auch der der Destination Juist, nachdem nach dem RESTART im Mai mehr oder weniger alle Betriebe erfahren mussten, dass auch hier zahlreiche Fach- und Hilfskräfte während dem Verlauf des letzten Lockdowns abgewandert sind und den Betrieben nicht mehr zur Verfügung stehen.
Die Durchführung dieses Projektes war in der Entstehung und Durchführung während und nach Corona wesentlich aufwendiger als das 2019 durchgeführte Projekt. Ein Dank der Ausbildungsbetriebe geht daher ausdrücklich an die zuständigen Mitarbeitern der Ausländerbehörde in Aurich, sowie der IHK Emden, die das Projekt sehr unterstützt hat. Der Aufwand, Auszubildende aus Nicht-EU-Ländern zu bekommen, ist für die Betriebe nämlich sehr groß, die jetzt im Projekt „Kosovo 2021“ bei der Botschaft eingereichten Unterlagen umfassten pro Bewerber insgesamt 74 Seiten Papier. Pütz: „Damit hat sich in den letzten zwei Jahren der Umfang der bei der Botschaft einzureichenden Unterlagen nahezu verdoppelt. Wir sind aber insgesamt sehr zuversichtlich, dass sich auch der Aufwand im Projekt „Kosovo 2021“ für die beteiligten Betriebe lohnt.“
Aber es gibt auch Kritik von Pütz seiner Seite: „Erstaunlich ist für mich, dass die lokale Verwaltung und Politik, die Bedeutung solcher Projekte für die Betriebe und die Destination nicht erfasst und weder von unserer lokalen Verwaltung und Politik irgendein Angebot an Unterstützung kam, obwohl die politischen Parteien und Verwaltung rechtzeitig über das Projekt informiert wurden und das Fehlen von Fach- und Hilfskräften in den hiesigen Betrieben Verwaltung und Politik auch nicht entgangen sein dürfte.“
Und weiter heißt es: „Wir haben diesen Sommer erlebt, dass zu bestimmten Zeiten nicht ausreichend Restaurantplätze zur Verfügung standen, da die Betriebe aufgrund des Mangels an Fach- und Hilfskräften teilweise Angebot und Leistung einschränken mussten. Wir wissen wohl, dass Mitarbeiterbeschaffung grundsätzlich ein Problem der Betriebe ist, müssen diese aber Leistungen und Angebot einschränken wird sich dies über kurz oder lang auch auf die Destination und der Leistungsfähigkeit und Attraktivität auswirken. Von daher sehe ich auch die lokale Verwaltung und die lokale Politik in der Pflicht hier Unterstützung zu leisten.“
Die Situation sei umso ernster, da derzeit weder bei den Berufsverbänden noch der IHK oder dem Arbeitsamt erfolgversprechende Projekte zur Beseitigung des Fachkräftemangels oder zur Beschaffung von Hilfskräften oder Gewinnung von Auszubildenden anliegen. Bekanntermaßen erhalten die Betriebe im Hotel- und Gastgewerbe keine bzw. nur äußerst wenige Bewerbungen von deutschen Schulabgängern, und auch Ausbildungsprojekte auf einschlägigen EU-Arbeitsmärkten oder sonstige Maßnahmen (wie z.B. mehrfach durchgeführte Projekte in Spanien) scheitern regelmäßig oder kommen gar nicht erst zu Stande, weil die EU-Arbeitsmärkte ebenfalls keine Auszubildenden, Fachkräfte oder Hilfskräfte mehr hergeben.
JNN-SYMBOLFOTO: DEHOGA/ALOIS MÜLLER