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Nationalparkverwaltung: Nationalparkhaus ist ein unverzichtbares Erfolgsmodell
30 Jahre lang besteht das Nationalparkhaus auf Juist, im April 1990 kamen die ersten Besucher in das Haus, welches im ehemaligen Güterschuppen des Alten Bahnhofs seinen Standort fand. Inzwischen haben es rund 825.000 Personen besucht. Anlass genug, in einem Festakt das Jubiläum und die abgelaufenen drei Jahrzehnte zu würdigen. Dieser fand am Mittwochmittag (05. August 2020) auf dem Kurplatz statt, und als prominentester Redner reiste der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) zur Insel.
Jens Heyken, Leiter der Juister Einrichtung, begrüßte die Gäste und ließ die letzten 30 Jahre, wovon er 22 Jahre dabei war, Revue passieren. Kamen im ersten Jahr 17.000 Besucher in die Ausstellung und 3.000 weitere Personen nahmen an insgesamt 150 Veranstaltungen teil, waren es im Vorjahr 15.000 Personen in der Ausstellung, aber 23.000 Teilnehmer von über 900 Veranstaltungen. Insgesamt habe man zwischenzeitlich mehr als 16.000 Veranstaltungen durchgeführt.
Die Ausstellung selbst sei etwas ins Hintertreffen geraten und soll völlig neu gestaltet und dem heutigen Standart angepasst werden. Heyken freue sich, dass die beantragten Fördergelder für diese Maßnahme bewilligt wurden und die Neugestaltung in Angriff genommen werden kann, nachdem nun die entsprechenden Verträge unter Dach und Fach seien, wonach das Nationalparkhaus bis mindestens 2033 in den derzeitigen Räumen verbleibt. Heyken: „Die neue Ausstellung kreativ mit zu erarbeiten, ist eine große Herausforderung, der wir uns mit Freude stellen.“
Umweltminister Olaf Lies sprach sich für den Erhalt aller Nationalparkhäuser aus und bezog dabei auch die Seehundaufzuchtstation Norddeich mit ein. Die Corona-Krise mit den langen Schließzeiten und erschwerenden Hygieneregeln führten zu großen Problemen, deren längerfristige Folgen noch nicht abzusehen sind, aber, so Lies weiter: „Wir wollen und werden keine unserer Einrichtungen verlieren, denn wir brauchen sie alle.“
Die Fördergelder für die neue Ausstellung nannte Lies „sinnvoll“, denn im Laufe der Jahre habe sich vieles geändert, seien es die Erwartungen der Besucher wie auch die Themen: „Kunststoffmüll im Meer war vor 25 Jahren noch nicht so im Gespräch, ist jetzt hochaktuell.“ Aufgabe der Nationalparkhäuser sei dabei weniger, darauf hinzuweisen, dass man den Müll wieder rausholen muss, sondern den Besucher für das Thema zu sensibilisieren, damit dieser vermieden wird.
Aurichs Landrat Olaf Meinen ging darauf ein, dass Nationalparkhäuser wichtig seien, weil sie für den Menschen die Natur erlebbar machen. Die Insulaner und Ostfriesen würden mit dem Wattenmeer leben, Menschen die im Binnenland in der 7. Etage wohnen, würden über die Nationalparkhäuser eine ganz andere Welt kennenlernen.
Meinen ging auch auf die Corona-Zeit im Frühjahr ein: „Ich war selbst Bürgermeister und Vorsitzender eines Tourismusvereines und weiß daher, wie schwer es ist, Gäste nach Hause schicken zu müssen oder Einrichtungen wie dieses Nationalparkhaus zu schließen.“ Trotz der – wie Meinen sie nannte – „intensiven Diskussionen“ in den sozialen Medien konnte der Landrat – nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme – vermelden: „Wir hatten bisher nicht einen einzigen positiven Coronafall im Zusammenhang mit dem Tourismus im Landkreis“. Er führte dieses auch auf das – größtenteils – vorsichtige und besonnene Verhalten der Menschen im Kreisgebiet zurück.
Juists Bürgermeister Dr. Tjark Goerges dankte besonders dem Team und der Leitung des Nationalparkhauses für ihre unermüdliche Tätigkeit; „Bei euch lernen die Gäste Verantwortung für Nationalpark und Klimaschutz, was dann zum Umdenken im täglichen Leben führt.“ Auch galt sein Dank den Beteiligten für das anstehende Förderprojekt der neuen Ausstellung: „Ein Nationalparkhaus ist kein Museum, aktuell muss es sein.“
Einer der Partner der Juister Einrichtung ist der BUND, welcher vor 25 Jahren die Trägerschaft des Hauses von der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste übernahm. Susanne Gerstner, Geschäftsführerin vom BUND-Landesverband Niedersachsens, war ebenfalls zu dem Jubiläum zur Insel gekommen. Neben dem Team des Hauses galt ihr Dank auch den weiteren Partnern, so der Inselgemeinde und der AG Reederei Norden-Frisia als Hauseigentümerin.
Zudem fasste Gerstner zusammen, warum der BUND die Nationalparkhäuser betreibt: „Der BUND ist überzeugt, wir brauchen viel mehr Bildungsarbeit.“ Bei Umweltschutz, Meeresverschmutzung oder Klimawandel reiche es nicht mehr, die „schon naturschutzmäßig veranlagten Menschen“ zu erreichen, sondern besonders die, wo Umweltschutz noch nicht so richtig angekommen sei. Gerstner: „Wir wollen und müssen einen gesellschaftlichen Wandel anschieben.“
„Das Nationalparkhaus Juist ist ein Erfolgsmodell, unverzichtbar und nicht mehr wegzudenken“, so Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. Die hohen Besucherzahlen seien umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, wie viel Stammgäste die Insel hat, und die kämen dann immer wieder zu den Veranstaltungen, die von Heyken und seinem Team sehr kompetent entwickelt wurden. Zudem passe das Haus zu Juist, weil diese Insel schon sehr früh als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit galt.
Carl-Ulfert Stegmann, Vorstand der AG Reederei Norden-Frisia, ging darauf ein, dass sich das Haus durch die vielen Anträge von Jens Heyken zu dem entwickelt hätte, was es heute ist. Er ging aber auch darauf ein, dass anfänglich lange diskutiert und hart verhandelt wurde, nachdem die Vertragslaufzeit von 30 Jahren abgelaufen war und die Reederei einen Neubau wollte. „Die Idee vom Abriss war vielleicht nicht die beste Lösung“, gab der Reedereichef nun zu. Umso mehr freue er sich, dass nun gemeinsam etwas erarbeitet wurde, was gut für alle Beteiligten sei. Gerne führe die Reederei in diesem Jahr auch wieder als Veranstaltung des Nationalparkhauses die Fahrten zur Vogelinsel Memmert mit dem Ausflugsschiff „Wappen von Juist“ durch.
Geplant war eigentlich zu dem Jubiläum ein Familienfest auf dem Vorplatz des Hauses, doch konnte dieser Plan aus Coronagründen nicht verwirklicht werden. Aber Leiter Jens Heyken ist zuversichtlich: „Vielleicht ist das bei der Eröffnung der neuen Ausstellung möglich.“ Für den festlichen Rahmen der Feierstunde sorgte das Ungarische Kurorchester unter Leitung von Gábor Bedö.
Ein besonders Geschenk gab es für das Nationalparkhaus Juist zu ihrem 30jährigem Bestehen von der Juist-Stiftung. Diese hatte in spezielles Bild zu dem Anlass in Auftrag gegeben, für die Herstellung sorgte der Juister Inselmaler Friedrich Fäsing. Vor der offiziellen Feierstunde wurde das Bild vor dem Nationalparkhaus von der Juist-Stiftung offiziell übergeben. Das vorletzte Foto zeigt (v.l.n.r.) Jens Heyken und Rafael Spreitzer vom Nationalparkhaus Juist und Dieter Brübach, Ehrenvorsitzender der Juist-Stiftung.
JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN