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News: Volles HdK beim Abschlusskonzert vom Kurorchester
Im nunmehr 37. Jahr gastierte das Ungarische Kurorchester im Sommer auf Juist, am Donnerstagabend fand das diesjährige Abschlusskonzert im „Haus des Kurgastes“ (HdK) statt. Aber damit ist nicht Schluss, denn Orchesterleiter Gabor Bedö konnte am Ende noch vermelden, dass der Termin für das Eröffnungskonzert 2019 am 4. Juni nächsten Jahres bereits feststeht. Für Bedö war es das erste Jahr, wo er das Orchester führte, er führte zahlreiche Neuerungen und eine Modernisierung des Repertoires ein.
Vor 37 Jahren hatte Laszló Tary vom Budapester Operettentheater die zündende Idee: Hochkarätige Musiker seines Landes, alle mit klassischer Ausbildung, und in den großen Orchestern Ungarns beheimatet, aus Philharmonie, Oper und Operette, sollten sich während der Sommermonate auf Juist zusammenfinden, um sich dort zum Juister Kurorchester zu formieren.
So einmalig wie diese Initiative ist heute auch das große Repertoire, dessen Hintergrund ein während der Jahre gewachsener Notenfundus ist. Angefangen von schmissigen Märschen, Polkas, Walzern, sowie Operetten- und Musicalmelodien, zeitlosen Tangos und Rumbas, unwiderstehlichen Ohrwürmern der Tanzmusik aller Jahrzehnte voll südamerikanischem Flair über
aktuelle Stücke mit Swing- und Jazzeinschlag bis hin zur klassischen Musik und exquisiten Kammerkonzerten.
Mit seiner Spielqualität auf so hohem Niveau und dem unverwechselbarem Sound hat das Juister Kurorchester im Bereich der Nordseeküste den Charakter eines Alleinstellungsmerkmals für die Insel erreicht. Kein Wunder, wenn Neugäste des Töwerlands staunen, inmitten von See, Strand und Dünen ein derart musikalisches Kleinod zu finden; in der Tat ist dies für viele Kurgäste ein Grund, immer wieder nach Juist zu kommen.
Ende September 2017 ging nach 36 Jahren die Ära Laszló Tary zu Ende, denn dieser ging in den wohlverdienten Ruhestand, damit hat Juist eine künstlerisch vielseitig gebildete Persönlichkeit verloren, die sich in besonderer Weise um die kulturelle Seite der Insel verdient gemacht hat. Mit berechtigtem Stolz kann Laszló Tary nach jahrzehntelangem, unermüdlichem Einsatz auf sein Lebenswerk zurückblicken. Sein Abschied ging still und unscheinbar über die Bühne, denn viel Aufheben um seine Person schätzte er nicht. Zu Beginn der Saison 2018 ließ er es sich indes nicht nehmen, noch für ein paar Wochen auf Juist mit seiner Querflöte wieder mitzuspielen.
Mit Tary ging der letzte Musiker der alten Garde, die vor 37 Jahren auf Juist anfingen. Urgestein Rudolf Uhrner, der mit seiner Klarinette von Anfang an dabei war, kam dieses Jahr aus Altersgründen ebenfalls nicht mehr, und Imre Huszár ist zwischenzeitlich bereits verstorben.
Glücklicherweise blieb das Juister Kurorchester weiterhin durch qualifizierte Neuzugänge lebendig, quirlig, leidenschaftlich und wie bisher am Puls der Zeit. „Ich bin froh und dankbar, dass es gelungen ist, junge und sehr talentierte Musiker für das Kurorchester zu bekommen“, freut sich der neue Orchesterleiter. „Gabor Bedö hat die Sache hervorragend gemacht, das Programm modernisiert und frischen Wind rein gebracht“, so das Fazit von Thomas Vodde, Veranstaltungsleiter der Kurverwaltung. In der aktuellen Spielzeit hätte es viele tolle Konzerte im „Haus des Kurgastes“ (HdK) und auch auf dem Kurplatz gegeben.
Bedö hatte die Musik nicht nur immer der Saisonzeit angepasst (die Senioren in der Vor- und Nachsaison lieben eine andere Musik als die jüngeren Familien in der Ferienzeit), sondern auch in mühevoller Arbeit die Stücke für die zur Verfügung stehenden Instrumente umarrangiert und die Noten entsprechend umgeschrieben. Für die bestehende Formation (Klavier, Violine/Bratsche, Cello, Kontrabass, Klarinette/Saxophon, Querflöte und Schlagzeug) gibt es kaum fertige Arrangements von Stücken, weil z.B. Blechblasinstrumente gänzlich fehlen.
Vollbesetzt war der große Saal im HdK beim Abschlusskonzert. Hier erlebte das begeisterte Publikum noch mal die vielseitige Musikpalette. Angefangen mit der Ouvertüre aus Offenbach seinem Orpheus in der Unterwelt über den Kaiserwalzer und der Tritsch-Tratsch-Polka von Strauss gab es Potpourris aus den Musicals Mary Poppins und My Fair Lady. Sehr viel Beifall erhielt Pál Tóth mit seinem Violoncello für „Expromt“ von Alexander Aratyunyan, wobei dieser sehr einfühlsam von Tünde Laskai auf dem Flügel begleitet wurde. Viel Anklang fand auch Lásló Laski mit seiner Klarinette bei seiner Darbietung vom Carnival de Venice von Bela Kovács. Kann mit dem Titel kaum jemand was anfangen, so ist es die Melodie des bekannten Liedes „Mein Hut, der hat drei Ecken“. Mit Laski, egal ob mit Klarinette oder Saxophon, hat das Kurorchester einen würdigen Nachfolger für Rudolf Uhrner gefunden. Ein tolles Zusammenspiel zeigten auch die Streicher Attila Boniszlavski und A. Hegedüs bei der Aufführung des Divertimentos von Igor Frolov. Was sich klassisch anhört und auch so begann, enthielt dann viele Elemente aus der Jazzmusik; das Publikum hatte sichtliche Freude daran.
Im zweiten Teil dann Musik, die man unter Tary weniger hörte, nämlich Schlager und bekannte Stücke aus den Bereich der Popmusik. So etwa „Tie a yellow ribbon round the old oak tree“, mit dem die Gruppe Dawn 1973 einen Welthit landete, Julio Iglesias sein „Amor“ und Bert Kaempferts „Blue Spanish Eyes“. Diese Stücke kamen nicht instrumental daher, sondern Bedö sang dazu. Nach dem letzten Stück, einen Potpourri mit Songs von Ralph Siegel (Fiesta Mexicana, Eviva Espana, Dschings Khan) erklatschte sich das Publikum eine Zugabe, hier gab es ein weiteres Potpourri mit drei Stücken aus der Ära des Rock´n Roll. Und nachdem es Dankesworte und Blumen vom Veranstaltungsleiter gab, dann das Lied, was seit 37 Jahren immer beim Abschlusskonzert nicht fehlen durfte und zugleich den Wunsch der Inselgäste ausdrückte: „Auf Wiedersehn“.
Unsere Fotos zeigen die acht Musiker vom Ungarischen Kurorchester sowie dessen Leiter Gabor Bedö beim Abschlusskonzert.
TEXT: STEFAN ERDMANN und JOACHIM LÜPKE
JNN-FOTOS (2): STEFAN ERDMANN