Juist Impression

 

Newsbeiträge

Nationalparkverwaltung

Nationalparkverwaltung: Der Sandregenpfeifer - Ein Vogel, der nach Regen giert?

Beigetragen von JNN am 14. Mai 2018 - 15:44 Uhr

Bild 0 von Der Sandregenpfeifer -  Ein Vogel, der nach Regen giert?

Vom 13. bis zum 21. Oktober 2018 finden zum 10. Mal die Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer statt. Anlässlich dieses Jubiläums wird in einem „Zugvogeltage-Countdown“ von Januar bis Oktober jeden Monat eine typische Zugvogelart des Wattenmeeres vorgestellt. In diesem Monat stellt Gundolf Reichert, Ornithologe bei der Nationalparkverwaltung Nieders. Wattenmeer, den Sandregenpfeifer vor.

Der Sandregenpfeifer ist ein charakteristischer Küstenvogel, der im Wattenmeer als Brut- und Zugvogel auftritt und gelegentlich im Binnenland erscheint. Mit seiner Größe von 17 - 19 cm ist der Sandregenpfeifer kleiner als ein Star und daher ein eher unauffälliger Vogel.

Woher stammt sein ungewöhnlicher Name? Nach einer Bauernregel gilt der Vogel als Ankündiger von Regen, was beim grundsätzlich wechselhaften und feuchten Nordseeklima aber von zweifelhafter Vorhersagequalität ist. Einer Sage nach hatte sich der Sandregenpfeifer – anders als die übrigen Vögel – beim Graben der Teiche nicht beteiligt und das aus reiner Eitelkeit – nur um seine schönen orangefarbenen Beine nicht zu beschmutzen. Nun bestimmte Gott, er solle bis in Ewigkeit aus keinem Teich trinken dürfen. Deshalb sieht man ihn nur aus hohlen Steinen und Wagenspuren, in denen sich Regenwasser gesammelt hat, mühsam Wasser aufnehmen. Wenn nun aber lange kein Regen fällt, leider er jämmerlich Durst und man hört ihn sein klägliches „giet, giet“, „giesse, regne“ rufen …

Wie dem auch sei, der eher leise Reviergesang passt zu seiner heimlichen Lebensweise während der Brutzeit. Diese „Schüchternheit“ hat den Zweck, nicht unnötig aufzufallen. Denn als Bewohner offener, weitgehend bewuchsfreier Lebensräume sichert die Tarnung des Regenpfeifers das eigene Überleben bzw. das der Nachkommen.

Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer besiedelt der Sandregenpfeifer schwerpunktmäßig naturnahe Strände sowie Vordünen. Das Nest ist eigentlich keins, denn es besteht nur aus einer einfachen Mulde, in die das Weibchen er 3-4 gut getarnte Eier legt. Ein Untergrund mit Muschelschalen bietet dabei eine zusätzliche Tarnung des Geleges und wird als Brutplatz bevorzugt. Der Witterung und dem Sandflug ausgesetzt, teilt er sich diesen harschen Lebensraum mit wenigen anderen Spezialisten wie dem Seeregenpfeifer und der Zwergseeschwalbe. Im Nationalpark brüten gegenwärtig etwa 90-100 Paare Sandregenpfeifer. Alle drei Strandbrüterarten sind vom Aussterben bedroht. Sie kommen nur noch im Nationalpark in ihren natürlichen Lebensräumen vor, weshalb dieser eine hohe Verantwortung bei ihrem Schutz besitzt. Die Nationalparkverwaltung unternimmt seit Jahren intensive Maßnahmen zum Schutz dieser Vogelarten.

Die bei uns brütenden „Sandis“ überwintern an der Atlantikküste Westeuropas. Wie der nahe verwandte Kiebitz schafft es der Sandregenpfeifer, einer der jahreszeitlich frühesten Brutvögel im Wattenmeergebiet zu sein. Bereits im März kehrt er zurück und beginnt mit der Revierbesetzung. Da Sandregenpfeifer bis zu zwei Jahresbruten tätigen, kann sich die Brutzeit bis in den August erstrecken.

Im Mai finden sich im Wattenmeer – neben den brütenden Sandregenpfeifern – große Trupps von Durchzüglern ein. Sie nutzen das Wattenmeer als zentrales Rastgebiet zwischen ihren westafrikanischen Überwinterungsgebieten und den Brutgebieten, vor allem in der arktischen Tundra Russlands. Die Zwischenrast im Watt nutzen sie, um Fettreserven aufzubauen. Diese benötigen sie nicht nur für den Weiterflug, sondern auch für ein erfolgreiches Brutgeschäft. Daran zeigt sich die enge ökologische Verbindung zwischen den Wattenmeer und den viele tausend Kilometer entfernten Brutgebieten.

Am Welt-Zugvogeltag am 13. Mai und während der 10. Zugvogeltage im Oktober bietet die Nationalparkverwaltung zahlreiche Veranstaltungen zur Vogelbeobachtung im Wattenmeer an.

TEXT UND FOTO: GUNDOLF REICHERT, NATIONALPARKVERWALTUNG