Martina Uhle führte den Betrieb zuletzt alleine, unterstützt von ihrem Lebensgefährten Jochen Eiken. Ihr Vater Günther Karmiencke war im August 2015 verstorben, ihre Mutter Helga folgte ihm nur rund fünf Monate später. An der Bausubstanz des Hauses herrscht ein gewisser Investitionsstau, so muss unter anderem das Dach erneuert werden. „Das Geld müsste ich aufnehmen, aber inzwischen bin ich in einem Alter, wo ich die Restschulden dann meinen Kindern hinterlassen würde, das möchte ich nicht“, so Tina Uhle. Ein weiterer Grund für den Verkauf sei die Tatsache, dass ihre beiden Kinder wenig Ambitionen haben, in die Fußstapfen der Mutter und Großeltern zu treten: „Sie haben natürlich auch ihr ganzes bisheriges Leben gesehen, wie viel Arbeit so ein Betrieb macht“.

Es gab mehrere Interessenten für das Hotel. Martina Uhle ist nun froh, das sich mit Derk Rose nicht nur ein jüngerer Insulaner als Nachfolger fand, sondern auch jemand, der das Haus in der jetzigen Form weiterführen möchte. Sie selbst hat viele Juister Gastronomie- und Hotelleriebetriebe auf der Insel sterben sehen, auf deren Grundstücke nun Zweitwohnungen stehen.

Der 33jährige Derk Rose stammt aus einer Juister Wirtefamilie. Sein Urgroßvater führte ab 1936, als der neue Inselbahnhof erbaut wurde, die „Bahnhofsgaststätte“, dieses zog sich über die weiteren Generationen. Nachdem der Inselbahnbetrieb eingestellt und der Bahnhof eine Umnutzung als Bankfiliale und Nationalparkhaus erlebte, änderte Derk sein Vater Gerd Rose den Namen in „Kompass“ um. Nach dem sehr frühen Tod seines Vaters im Jahr 2002 stieg auch Derk in den Betrieb mit ein und führt ihn heute. Zudem wurde vor zwei Jahren das Haus „Anke“ in der Gräfin-Theda-Straße übernommen und in „Strandhaus Rose“ umbenannt. Dort stehen acht Ferienwohnungen zur Vermietung bereit, und auch zahlreiche Personalzimmer für den „Kompass“ befinden sich dort.

Das Restaurant „Kompass“ ist indes ein Pachtbetrieb, denn das Gebäude gehört der Reederei Norden-Frisia, die seinerzeit die Inselbahn betrieb. Mit dem „Westend“ hat er nun einen gastronomischen Betrieb erworben, der sein eigen ist. Das Konzept sieht vor, dass seine Frau Kristina das Haus, das nun in „Deichhotel Rose“ umgetauft wurde, führt. Er selbst will sich weiterhin in erster Linie um den „Kompass“ kümmern, denn er beabsichtigt nicht, diese Pachtbetrieb, der direkt am Kurplatz liegt, nun aufzugeben.

Im Februar und März fanden einige erste Renovierungsarbeiten, in erster Linie Malerarbeiten statt, damit man vor Beginn der Osterferien fertig war und in der zweiten Märzhälfte eröffnen konnte. Was die Küche angeht, setzt man auf eine Küche mit typisch ostfriesischen Gerichten, wobei Rose den Westend-Koch genauso übernommen hat wie die Servicekraft. Den kommenden Winter will er dann allerdings länger schließen und umfangreiche Renovierungen durchführen. Neben dem neuen Dach sollen die Zimmer neue Fensterelemente mit Balkontür und Balkone erhalten, in der Gaststube und der Veranda muss ein neuer Fußboden rein, die Liste der anstehenden Arbeiten ist groß.

Doch jetzt läuft der Laden erst einmal über den Sommer. Die vielen Stammgäste wird es freuen, denn bekannt ist das „Westend“ als Hotel mit Pensionscharakter (derzeit 20 Betten) und für eine gute Küche.

Unsere Fotos zeigen Tina Uhle an ihrem letzten Abend im „Westend“ im Januar, ein weitere Bild zeigt Derk Rose im Februar, als er vor den Malerarbeiten das „Westend“ für einen Abend öffnete, damit der Juister Ortsverein vom DRK seine Jahreshauptversammlung dort abhalten konnte. Die dritte Aufnahme zeigt das Haus mit dem neuen Schriftzug vom „Deichhotel Rose“.

TEXT: aus „OSTFRIESISCHES GASTGEWERBE“ NR. 3/2016 – geschrieben und auf den aktuellen Stand gebracht von Stefan Erdmann
JNN-FOTOS (3): STEFAN ERDMANN

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