Ebenfalls vom Festland waren Aurichs Landrat Harm-Uwe Weber mit Ehefrau Barbara sowie der Norder Bundestagsabgeordnete Heiko Schmelzle angereist. Trotz der Schwierigkeiten, von einer Insel zur anderen zu reisen waren von allen Ostfriesischen Inseln deren Bürgermeister vollzählig erschienen. Neben etlichen Mitgliedern des Gemeinderates waren auch die beiden Ehrenbürger von Juist, Hans Kolde und der ehemalige Bürgermeister Johann Wübben, zugegen.

Patron ging noch mal auf die Geschichte des Seebades kurz ein, um sich dann der heutigen Situation zuzuwenden. Juist sei gut aufgestellt, werde pro Jahr von rund 130.000 Gästen besucht und erfuhr bereits mehrfach bundesweite Anerkennung für seine Bemühungen um Nachhaltigkeit und Klimaneutralität. Diese soll spätestens 2030 erreicht sein. Er sprach aber auch von fatalen Folgen, die durch die zu starke Umwandlung von Pensionen in Zweitwohnungen nach sich zöge: "Die Einwohner wandern ab, Personal kommt wegen der hohen Mietpreise für Wohnraum nicht zur Insel. Die Vision von geschlossenen Bäckereien und Läden ist nicht mehr allzu fern."

Patron freute sich, dass diese Sorgen in Hannover ernst genommen werden und die Landesregierung Hilfestellung in Berlin gibt, um eine notwendige Änderung im Bundesbaugesetz zu erwirken. Für die Zukunft der Insel sei weiterhin viel Kraft und Ausdauer vonnöten. Patron: "Es gab in der Vergangenheit zahlreiche mutige Menschen, die viel bewegt haben, so müssen wir weiterarbeiten."

"175 Jahre Ziel für Urlaub zu sein, ist schon etwas besonders", stellte Olaf Lies fest. Der Wirtschaftsminister stammt selbst von der Küste, und Wangerooge gehört zu seinem Wahlkreis. Daher wisse er, dass Inseln mehr sind als nur ein Ort, wo man lebt und arbeitet. Man müsse aber hier auch wohnen können, denn nur durch Einwohner kann eine Insel auch belebt werden. Daher sei es der richtige Weg, dass die Inseln und auch Küstenbadeorte die Landesregierung für ihre Sorgen und Probleme sensibilisiert haben. Er dankte besonders dem hiesigen Landtagsabgeordneten Holger Heymann, der sich sehr für die Belange der Inseln einsetzt und in Hannover schon zwei Inselkonferenzen organisiert hatte, wo die Inselvertreter mit den zuständigen Ministerien besprechen konnten, wo der Schuh drückt.

Die Inseln liegen im Trend und besonders der Faktor Gesundheit würde in den nächsten Jahren eine große Rolle spielen, so Lies weiter. Daher müssen sich alle den Herausforderungen der Zukunft stellen. So seien auch Investitionen in die Touristik-Infrastruktur weiterhin förderungswürdig. Lies wies zugleich darauf hin, dass Juist eigentlich noch ein weiteres Jubiläum feiern könnte, denn seit 40 Jahren trägt die Insel das Prädikat "Nordseeheilbad". Mit den Worten "Wir sind stolz auf das, was wir in Niedersachsen an unseren Inseln haben" übermittelte er noch die Grüße von Ministerpräsident Stephan Weil.

Dritter Redner war Landrat Harm-Uwe Weber, der bereits als Kind Stammgast auf Juist war und daher sehr gerne diesen Termin wahrgenommen hat. Nachdem Landwirtschaft und Fischerei auf den Inseln schon lange keine Rolle mehr spiele, würde Juist nun auch schon lange von der Gründung des Seebades profitieren. Als letzte große Maßnahme, an der sich der Landkreis auch finanziell beteiligt hatte, nannte er den Bau von Seebrücke und dem Seezeichen am Hafen. Auch sei es für den Kreis etwas besonders, für die Müllabfuhr auf Juist zuständig zu sein, so Weber: "Welcher andere Landkreis hat sonst noch Pferde als Mitarbeiter." Er begrüßte die Entscheidung der Juister im Vorjahr für den Erhalt der Pferde und das Nein zu E-Karren. Weber dankte besonders dem ebenfalls anwesenden Juister Kreistagsabgeordneten Gerd Rinderhagen, über den man gute Beziehungen und Verbindungen zwischen Inselgemeinde und Kreisverwaltung hätte.

Die Moderation der Veranstaltung hatte – im historischen Kostüm - Michael Bockelmann übernommen, an die Adresse von Olaf Lies gerichtet meinte er mit einem kleinen Seitenhieb auf die Meyer-Werft, der Insulaner würde hier gerne weiter seine Brötchen verdienen und seinen Betrieb auch nicht ins Ausland verlagern.

Für das musikalische Rahmenprogramm sorgte der Juister Shanty-Chor und das ungarische Kurorchester. Ebenso wirkte die Trachten- und Volkstanzgruppe "Juister Hupfdohlen" und die Theatergruppe "Antjemöh" mit. Diese spielten eine Szene über die Gründung des Seebades mit Uda Haars als Pastor Janus, Olaf Hollwedel als Kurier und Friedrich Fäsing als Insel-Ausrufer.

Das Jubiläum schloss mit einem sehr gelungenen Konzert der "Swingin´ Fireballs" auf dem Kurplatz ab. Die hochkarätigen Musiker und das hervorragende Sommerwetter zog eine große Zahl von Zuhörern an, zumal auch für kühle Getränke auf dem Platz gesorgt war. Die neunköpfige Band aus Bremen präsentierte amerikanisches Entertainment der 50er und 60er Jahre. Das große Repertoire -ob Bigband-Swing, Jump'n'Jive, Mambo, Rock'n'Roll oder Rumba – kam sehr gut an und war eine wohltuende Alternative zu den vielen Coverbands, die in der letzten Zeit nach Juist kamen und zumeist Rock- und Popmusik spielten. Während fast alle offiziellen Gäste nach dem Festakt wegen des Jubiläums wieder abgereist waren, blieb Landrat Harm-Uwe Weber das Wochenende noch auf der Insel, und er genoss gemeinsam mit Ehefrau Barbara auch dieses Konzert.

Unsere Fotos zeigen die drei Festredner, ein weiteres Bild zeigt Michael Bockelmann, der die Moderation der Veranstaltung übernommen hatte, links neben ihm Andreas Langenberg, die den Festakt organisiert hatte. Weitere Bilder zeigen den Shanty-Chor, die Theatergruppe Antjemöh, die Volkstanz- und Trachtengruppe "Juister Hupfdohlen" und einen Teil der geladenen Gäste. . Ein weiteres Foto entstand abends am Ende des Konzertes von der Bremer Musikgruppe "Swingin´Fireballs".

JNN-FOTOS (10): STEFAN ERDMANN

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