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News: Inselanbindungen sollen in den Fokus der Landesregierung rücken

Beigetragen von S.Erdmann am 04. Jul 2015 - 17:44 Uhr

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Die Verkehrsanbindungen zu den Inseln als touristische Säulen in Niedersachsen müssen weiterhin gesichert sein; in dieser Angelegenheit ist auch das Land Niedersachsen gefragt, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Dieses Ansicht ist Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), und auf der Jubiläumsfeier zum 175jährigen Bestehen des Seebades Juist sprach er in seiner Rede das Thema an: "Neben der Eindämmung von Zweitwohnungen, damit für Einwohner und Personal wieder bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht, müssen wir auch die Themen Anbindung, Häfen und Verschlickung in den Fokus des Landtages rücken".

Es sei ein Unterschied, ob ein Ort durch eine Straße angebunden oder ob er nur per Schiff über eine Wasserstraße erreichbar ist, so der Minister weiter. Mit der zunehmenden Verschlickung von Häfen und Fahrwasser haben alle Inseln, insbesondere Juist, zu kämpfen. Lies sagte die Unterstützung der Landesregierung bei der Bewältigung dieser Probleme zu.

"Es ist nicht nur der Fähr- und Bootshafen und die Zufahrt, sondern auch das eigentliche Fahrwasser, welches sich ständig weiter verändert", so Bürgermeister Dietmar P atron, der die Kutschfahrt vom Flugplatz genutzt hatte, um den Wirtschaftsminister ausführlich über die Problematik zu informieren. Der Juister Verwaltungschef ist auch davon überzeugt, dass die hohen Schlickablagerungen und die Veränderung der natürlichen Fahrrinnen im Zusammenhang mit den ständigen Baggerungen in der Ems für die Meyer-Werft und die Emsvertiefung für das neue Kraftwerk im Eemshaven stehen.

Veränderungen gibt es überall in der Region. Die Fahrwasser "Wagengatt" (östlich von Norddeich) und das "Norddeicher Wattfahrwasser" (westlich von Norddeich) werden gar nicht mehr mit Pricken ausgezeichnet, da die Wassertiefen selbst bei Hochwasser so gering sind. Und auch das Ley-Fahrwasser westlich von Leysiel verschlickte in den letzten Jahren so extrem, dass für Schiffe von Greetsiel, welche die Ems hoch wollen, ein rund einstündiger Umweg durch die Bants-Balje nötig wird. Auch die Verhältnisse auf dem Borkumer Watt werden von Jahr zu Jahr schwieriger.

Besonders deutlich wird die Situation auch in der Juister Balje, wo sich das Teilstück zwischen dem Ende des Hafenleitdammes in westliche Richtung bis zur Einfahrt in das Nordland-Fahrwasser völlig dicht gesetzt hat. Diesen Weg benutzen Sportschiffer, die von Juist aus nach Borkum, auf die Ems oder in die Niederlande wollen. Aber auch zwei Berufsschiffe sind hier noch regelmäßig unterwegs.

Zum einen ist dieses das Fahrgastschiff "Wappen von Juist" der Reederei Gerhard Eilers. Neben Ausflugsfahrten nach Borkum betreibt Eilers auch die Fahrten von Borkum nach Juist, ebenso von Juist aus zu den Seehundsbänken an der Kachelot-Plate. "Es ist im Vergleich zum Vorjahr noch schlechter geworden", so Kapitän und Schiffseigner Eilers, "im letzten Sommer war noch eine kleine Rinne vorhanden, diese ist jetzt auch verschwunden. Ich komme frühestens zweieinhalb Stunden nach Niedrigwasser da durch." Früher konnte diese Strecke sogar bei absolutem Niedrigwasser befahren werden, jetzt gibt es bei Ebbe immer ein rund fünf Stunden dauerndes Zeitfenster, wo der Bereich unpassierbar ist. Allerdings, so Eilers, käme man wegen der Verschlickung des Hafenbeckens eh nicht früher raus.

Auch das MS "Wappen von Norderney" ist hier unterwegs. Das Schiff der Reederei Cassen-Tours, einer Tochtergesellschaft der Reederei Norden-Frisia, fährt regelmäßig Ausflugsfahrten von Greetsiel aus nach Juist. Um einen möglichst langen Inselaufenthalt zu haben, setzt man die Abfahrt in Greetsiel möglichst weit vor Hochwasser an. "Wenn wir dann in der Memmert-Balje angekommen sind, reicht das Wasser jetzt meistens noch nicht, um vom Westen her den Juister Hafen anzulaufen", erläutert der Greetsieler Kapitän Gerd Conradi. Man nimmt dann lieber einen kleinen Umweg in kauf und gelangt über die tiefere Fahrrinne, die auch von den Fähren nach Norddeich genommen wird, von Osten her auf die Insel.

Conradi sieht die Verklappung des Hafenschlicks in dem Bereich westlich vom Hafen als Hauptursache für die Verschlickung: "Dort hat man an den tiefsten Stellen in der Juister Balje den Schlick verklappt, dadurch ändern sich die Strömungsverhältnisse im Watt. Es läuft nicht mehr so viel Wasser durch das Haaks Gat zwischen Juist und der Kachelot-Plate rein und raus, was Schlickablagerungen begünstigt."

Derzeit werden keine Verklappungen mehr durchgeführt, da der Norddeicher Hopperbagger "Seekrabbe" gar nicht mehr zur Verklappungsstelle kommt. Um den Hafen und dessen Zufahrt einigermaßen frei zu halten, werden sogenannte Injektionsspülungen durchgeführt, wobei man den Boden aufwühlt, damit der Schlick mit der Ebbe raus treibt. Aber auch dieser Sedimente lagern sich natürlich an anderer Stelle wieder ab. Eilers und Conradi sind sich beide einig, dass die Injektionsspülungen uneffektiv sind, zumal sich im Laufe der Jahre auch viel Sand abgelagert hat, welcher mit dem System gar nicht zu entfernen ist. Für die beiden Kapitäne ist nur eine Lösung sinnvoll: "Der Schlick gehört an Land auf Spülfelder verbracht."

Die ausgewiesenen Spülfelder auf Juist sind derzeit voll. Auch mit Norddeicher Schlick, denn man dort erst an Land verbracht hatte, um ihn dann nach Juist zu fahren, weil man den Platz für die Gebäude von Dong-Energy benötigte.

Unser Luftbild entstand bei Ebbe am 11. Juni dieses Jahres:
Die Juister Balje hat sich westlich der Hafeneinfahrt bis zum Nordland-Fahrwasser völlig dicht gesetzt. Früher gab es dort einen tiefen Priel, der selbst bei Niedrigwasser von Schiffen befahren werden konnte.
JNN-FOTO: HERO LANG (Bremerhaven, früher Juist)