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News: Stiftungsexperte: "Die Juist-Stiftung hat alles richtig gemacht"
Die Juist-Stiftung lud am vergangenen Wochenende zum "2. Juister Stiftermahl" ein. Bereits vor fünf Jahren gab es diese Veranstaltung schon einmal, genau wie damals fand sie wieder in der evangelischen Inselkirche statt. Rund einhundert Personen hatte die Stiftung eingeladen, diese konnte Vorstandsvorsitzender Dieter Brübach begrüßen. Eine Reihe von Gästen war vom Festland angereist.
Brübach danke besonders dem Kirchenvorstand dafür, dass dieser wieder die Kirche als würdigen Rahmen zur Verfügung gestellt hatte. Er konnte zugleich verkünden, dass seit der Gründung der Juist-Stiftung im Januar 2006 insgesamt 146.000 Euro als Fördermittel für die vielfältigsten Projekte vergeben werden konnten. Er lobte auch den Einsatz des Teams der Veranstaltungszeitung "Strandlooper", welche seit zwei Jahren die Stiftung sehr unterstützt und damit ein wichtiger Partner geworden ist. Auch freute sich der Vorsitzende, dass nunmehr der Förderkreis Küstenmuseum, an dem die Bürgerstiftung ebenfalls beteiligt ist, gegründet ist und seine Arbeit aufnahm.
Bürgermeister Dietmar Patron sprach ebenfalls lobende Worte: "Durch die Bürgerstiftung wird der Blick für ein starkes Miteinander auf der Insel geschärft." Als ein Beispiel, was man gemeinsam schaffen kann, nannte er das Projekt Goldfischteiche. Nachdem dieser fast zugewachsen und völlig an Bedeutung verloren hatte, präsentiert sich dieser heute wieder als Schmuckstück für die Inseln.
Begonnen hatte das Programm erst einmal mit einer kleinen Andacht, gehalten von Inselpastorin Elisabeth Tobaben. Sie ging auf den Text aus dem Lukas-Evangelium ein, wo dieser vom "Fischzug des Simon Petri" erzählt. In Anlehnung an das Altarbild im Gotteshaus zog sich diese Geschichte wie ein roter Faden durch den Abend. So wurde auch das Essen, ein Teller mit Fisch und Meeresfrüchten, ebenfalls "Petri Fischzug" genannt.
Auch gab es wieder einen Stifterwein, und Laurent Altmanns vom Getränkehandel Altmanns stellte in sehr humorvoller Weise den Stifterwein und die anderen Weinsorten vor, die während des Mahls gereicht wurden. Man hatte sich ausnahmslos für Pfälzer Weine entschieden.
Ein weiterer Punkt war die Festrede. Hierzu hatte man den Berliner Journalisten und Stiftungsexperten Ulrich Brömmling gewinnen können. Er berichtete darüber, dass bei den Stiftungen die Luft etwas raus ist, einzig die Bürgerstiftungen schwimmen gegen den Strom und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Es gibt sie erst seit 1997 in Deutschland, ihre Vorteile liegen darin, dass hier jeder etwas bewegen kann, sie können alles fördern, was gemeinnützig ist, sie können zudem lokal handeln und schnell agieren.
Auch speziell auf die Juist-Stiftung ging Brömmling ein und stellte im Grundsatz fest: "Die Juister Bürgerstiftung hat alles richtig gemacht." Sie habe die ideale Größe, was sich auch durch die Insellage ergibt, sie arbeitet transparent und für die Gesellschaft der Insel und zeigt sich immer total neutral und unabhängig. Wenn man dann innerhalb von sechs Jahren das Grundkapital von 100.000 Euro vervierfacht habe, dann ist das eine ganz beachtliche Leistung und man brauche sich um die Zukunft der Juist-Stiftung keine Sorgen machen.
Der letzte Vortragende war dann Juists Ehrenbürger und Historiker Hans Kolde, bei dem sich der Reigen um "Petri Fischzug" schloss. Kolde berichtete nämlich über die Entstehung des Altarbildes, das von Schülern der Inselschule zusammen mit dem Lehrer und Kunsterzieher Herbert Gentzsch erschaffen wurde. Die Idee entstand, weil man für den Werkunterricht einen Brennofen haben wollte, wofür der Gemeinde aber das Geld fehlte. Das Bild sollte verkauft werden und wurde auch später durch den Kauf des Ofens bezahlt. Doch vorher stand ein langer Weg an, denn es mussten rund 36.000 Mosaiksteinchen aus Glas verarbeitet werden. Für das 3 mal 1,80 Meter große Bild wurden 60 Teile in einer Größe von 30 mal 30 cm geschafft, die dann später zu dem Bild zusammengesetzt wurden. Das Landeskirchenamt war begeistert, dieses Kunstwerk sollte als Altarbild in die neue Inselkirche; am 12. Juli 1964 fand der Einweihungsgottesdienst statt. Kolde fand auch einen Zusammenhang zur Juist-Stiftung, denn hinter der gemeinsamen Erstellung des Bildes und der Arbeitsweise einer Bürgerstiftung stehe die gemeinschaftsbildende Kraft.
Doch gab es nicht nur Worte, die Anwesenden erlebte auch großen Musikgenuss. Während der Andacht saß Kantor Carl Haxsen noch an der Orgel, dann übernahmen vier junge Frauen den musikalischen Teil des Abends: Das Kölner "Faust-Quartett" bot Kammermusik von allerhöchster Güte. Ein Streichquartett gilt als sehr anspruchsvolle Form klassischer Instrumentalmusik mit einer besonderen Würde, was auf die Vierstimmigkeit als vollkommenstes Prinzip zurückzuführen ist. Auf Juist musizierten Simone Roggen, Sidonie Riha (Violinen), Ada Meinich (Viola) und Birgit Böhme (Cello). Der Kontakt zu diesem hochrangigen Ensemble, das in den großen Konzertsälen der Bundesrepublik zuhause ist und bereits in Südamerika und Afrika auf Tournee ging, kam durch die Juisterin Annegret Coordes zustande.
Da das Streichquartett zur bedeutendsten Gattung der Kammermusik gehört und kaum ein Komponist es versäumte, solche Werke zu komponieren, verfügt das "Faust-Quartett" über ein entsprechend großes Repertoire. Man hatte für Juist ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, dieses begann mit dem facettenreichen Quartettsatz in c-moll von Franz Schubert. Hierfür gab es sehr viel Beifall vom Publikum. Es folgte das getragene Adagietto von Gustav Mahler. Für Hochgenuss sorgte nach dem Essen dann das Streichquartett Op. 33/3 (sogen. Vogelquartett), das Joseph Haydn im Jahr 1781 komponierte und als Neuheit gefeiert wurde. Diese Neuheit zeigt sich in der ungewöhnlichen Erfindung und der oft überraschenden, harmonisch und melodisch neuartigen Ausarbeitung, die von den vier Streicherinnen hervorragend ausgearbeitet wurden. Den Abschluss bildeten vier "Zypressen" von AntonÃn Dvorák. Der Komponist hat dabei 18 Gedichte eines tschechischen Dichters vertont, wovon in der Endfassung nur zwölf übrig blieben. "Die Zypressen" bestechen durch ihre mitunter lieblichen sogar süßlichen Melodien. Trotz der inzwischen recht späten Stunde gelang es den vier Musikerinnen, die Zuhörer bis zum letzten Klang in ihrem Bann zu halten.
Viel Beifall und den Dank des Stiftungsvorstandes erhielten auch mit Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von den Hotels "Achterdiek" und "Friesenhof", die an diesem Abend für Service und Küche sorgten. "Wir haben ein internationales Team", war von Küchenchef Stefan Danzer zu erfahren. Neben Mitarbeiter/innen aus Deutschland trugen weitere aus Russland, Polen und Indien zum Gelingen des Abends bei. Zur Vorbereitung des Essens wurde eigens ein Zelt neben dem Kirchturm aufgebaut. Auch beim Abbau zeigte sich die gemeinschaftsbildende Kraft, denn Mitarbeiter der Hotels, der Kirche, Mitglieder des Stiftungsvorstandes und weitere Helfer griffen nach der Veranstaltung mit zu. Nach nur 45 Minuten wies nichts mehr im Kirchenraum auf das Stiftermahl hin, und alles war für den Sonntagsgottesdienst hergerichtet.
Unsere Fotos zeigen die Redner beim "Juister Stiftermahl" (v.l.n.r. Dietmar Patron, Laurent Altmanns, Dieter Brübach, Elisabeth Tobaben, Ulrich Brömmling und Hans Kolde) ebenso das "Faust-Quartett", das Blumen vom Vorsitzenden Dieter Brübach (links) erhält, die Mitarbeiter im Zelt vor der Kirche zusammen mit Küchenchef Stefan Danzer (links), ein weiteres Foto zeigt die Mitglieder vom Vorstand und Stiftungsrat der Juist-Stiftung (v.l.n.r. Erika Riepen, Dieter Brübach, Uda Haars, Inka Extra, André Ebbighausen und Kerstin Schmidt-Hagenow; es fehlt Michael Bockelmann)
JNN-Fotos: S. Erdmann