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News: Sorgen um Warmbadstraße führen zum Eklat
Ein Ratsmitglied hatte Falschinformationen aus einer Sitzung verbreitet.
JUIST/ERT - Am Montag um kurz vor Mitternacht hat sich der Juister Ratsherr Jan Doyen-Waldecker per Fax für seine emotionale Wortwahl bei dem Gemeindebrandmeister Thomas Breeden entschuldigt. Er hatte den Wehrchef in der letzten Ratssitzung als "Lügner" bezeichnet. Breeden, der von Bürgermeister Dietmar Patron gebeten worden war, sich zu der Stellprobe vor dem Erlebnisbad zu äußern, soll nach den sachlichen Ausführungen plötzlich einen verbalen Angriff auf Doyen-Waldecker gestartet haben.
"Sollte es Informationsbedarf über die Arbeit, Ausrüstung, Fahrzeuge in der Feuerwehr geben, entspricht es allein der Höflichkeitsform, danach zu fragen", las Breeden von einem vorbereiteten Zettel ab. "Wir haben keine Geheimnisse und auch Herr Waldecker als stellvertretender Bürgermeister braucht nicht heimlich in der Halle der Feuerwehr um die Fahrzeuge zu schleichen. Das ist in meinen Augen ein großer Vertrauensbruch. Hiermit mache ich von meinem Hausrecht als Gemeindebrandmeister Gebrauch und erteile Herrn Waldecker Hausverbot."
Im Folgenden betonte er, wie wichtig Stellproben mit Hubrettungsfahrzeugen seien. "Wir werden bei allen größeren Gebäuden Stellproben durchführen müssen, um im Einsatzfall das Fahrzeug zweckmäßig zur Einsatzstelle fahren und in Stellung bringen zu können." Dass der stellvertretende Bürgermeister die Arbeit seiner Feuerwehr infrage stelle, sei "unüberlegt, verantwortungslos und unverschämt gegenüber allen Mitgliedern der Feuerwehr, überschreitet das Maß jeglichen Verständnisses bei Weitem und wird so nicht hingenommen". Am Ende seiner Attacke verlangte Breeden von Doyen-Waldecker eine Entschuldigung in Schriftform bis zum 15. Oktober.
Doyen-Waldecker, der nach eigenem Bekunden völlig ahnungslos in die Ratssitzung gegangen war, versuchte daraufhin, sich zu verteidigen, wie er in seinem Entschuldigungsschreiben an Breeden erklärt. Er sei nicht heimlich im Feuerwehrhaus um die Fahrzeuge herumgeschlichen, wie Breeden behauptet hatte. "Das ist eine schlimme Beleidigung, die ich so nicht hinnehmen werde. Ebenso wie Ihre Behauptung, ich hätte die Juister Feuerwehr beleidigt und schlechtgemacht. Ich ehre und achte die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr Juist und habe nie etwas anderes behauptet. Weil Sie den vorgetragenen Tatbestand nur aus zweiter Hand erhielten, sind nicht Sie der Erfinder dieser unwahren Aussage und somit nicht der Lügner, sondern Sie haben diese Lüge "nur" öffentlich weiter getragen." Er habe in der Verwaltungsausschusssitzung lediglich den Zeitpunkt der besagten Stellprobe kritisiert, "keinesfalls deren Notwendigkeit, die von Ihnen als Gemeindebrandmeister als erforderlich erachtet werden".
Wie Dojen-Waldecker in einem KURIER-Gespräch erläuterte, fand die Stellprobe beim Warmbad Ende September statt, kurz vor Beginn der Bausaison. Er vermutet, dass sie von der Gemeinde nur deshalb angeordnet worden sei, damit die Laternen an der Warmbadstraße entfernt werden konnten. Am 1. Oktober wurde damit begonnen, aus der schmalen Straße vor dem Haus Carola von Doyen-Waldecker und dem Hotel Pabst eine Baustellenzufahrt zu machen, auf der Radlader fahren dürfen. Dem Hotelier Johannes Pabst gegenüber, der sich am ersten Tag in den Weg stellte, um diese Maßnahme zu verhindern, hatte Breeden damals noch erklärt, dass er auch ohne Stellprobe feststellen könnte, ob die Fläche vor dem Erlebnisbad breit genug für die Drehleiter der Juister Feuerwehr sei.
Doyen-Waldecker geht es dabei um den Zustand der Warmbadstraße, die lediglich für Fahrzeuge mit einem Gewicht von sechs Tonnen zugelassen ist. Er setzte durch, dass der Kran gewogen wurde, der dort in den ersten Tagen eingesetzt war. Dabei stellte es sich heraus, dass er ein Gesamtgewicht von 11,4 Tonnen hatte. Nach Ansicht des Ratsherrn müsste die Firma für die Straßenschäden haften, die bei den insgesamt zehn Fahrten entstanden seien. Die Drehleiter wiege 14 Tonnen und habe bei der Stellprobe erhebliche Versackungen auf der Zufahrt zur hohen Düne verursacht.
Doyen-Waldecker beschränkte sich allerdings nicht auf Kritik, sondern besorgte einen weiteren Kran, der sieben Tonnen auf die Waage brachte. Auf seinen Rat hin wurde die Achslast so verteilt, behauptet er, dass die vorgeschriebenen sechs Tonnen eingehalten werden. Er wird auf Beschluss des Verwaltungsausschusses (VA) seit Montag vor dem Erlebnisbad eingesetzt, auf dessen Dach im Winter eine Sauna gebaut wird.
Als Vorsitzender des Bauausschusses habe sich Doyen-Waldecker in der jüngsten Vergangenheit des Öfteren im Feuerwehrhaus umgesehen. Das Gebäude wird derzeit für die neue Drehleiter verlängert. Dabei hatte er sich für eine günstige Lösung eingesetzt, weil in absehbarer Zeit an anderer Stelle ein neues Feuerwehrhaus errichtet werden soll. Von daher wies der Ratsherr die von Breeden erhobenen Vorwürfe entschieden zurück. Allerdings war die Stimmung inzwischen so aufgeheizt, dass die Ratsmitglieder und 25 Zuhörer schon befürchteten, der Brandmeister würde auf Doyen-Waldecker losgehen, als er sich die Jacke auszog, wie dem KURIER berichtet wurde.
Christoph Kleen, der zu den Zuhörern gehörte, verließ nach Breedens Attacke empört den Saal. "Was machen Sie? Wie können Sie Herrn Breeden so ein Forum zur Beschimpfung eines Ratsherrn geben?", wandte er sich an den Ratsvorsitzenden Jens Heyken (Bündnis 90/Die Grünen) und erhielt Beifall aus den Zuschauer-Reihen.
Die Auseinandersetzungen gingen nach der Ratssitzung im Internet weiter. "Was sich heute auf der Ratssitzung auf Juist zugetragen hat, ist ein Eklat", schrieb der stellvertretende Gemeindebrandmeister Stefan Erdmann auf seiner Facebook-Seite. "Was sich ein Herr stellvertretender Bürgermeister Jan Doyen-Waldecker geleistet hat, spottet jeder Beschreibung. Aufgrund seiner Unfähigkeit bezichtigte er den Gemeindebrandmeister als Lügner. Die Folgen für die Insel sind noch nicht abzusehen. Juistwarnochnie einer Pflichtfeuerwehr so nahe wie heute."
Die Ratsfrau Heike Heiken (Bündnis 90/Die Grünen) allerdings versuchte in einer E-Mail an Breeden, Erdmann und die Ratsmitglieder, die Wogen zu glätten. Doyen-Waldecker habe in der Sitzung des Verwaltungsausschusses in keinster Weise die Feuerwehr in den Dreck gezogen, "es wurde sachlich diskutiert und hinterfragt", stellte sie fest. Es sei unter anderem über die Errichtung eines neuen Stellplatzes an der Südseite gesprochen worden, da zurzeit der Arm der Feuerwehrautos nicht bis zum Gebäude reiche.
Heiken weiter: "Für mich ist es unverständlich, dass Gespräche im VA (die der Geheimhaltung unterliegen) abends in der Spelunke breitgetreten werden und Herr Breeden verständlicherweise aufgebracht auf einseitige und bruchteilhafte Gesprächserzählungen reagiert. Da am nächsten Tag ein Gespräch im Rathaus mit Herrn Breeden und dem Bürgermeister erfolgte, ist für mich unverständlich, dass das Missverständnis - hervorgerufen durch Spelunkengetratsche und nicht durch Fakten - nicht im Rathaus mit den betroffenen Personen geklärt werden konnte."
Sie wollte damit klarstellen, "dass der Gemeindebrandmeister durch falsche Fakten aufgebracht wurde und Herr Doyen-Waldecker in keinster Weise die Feuerwehr beleidigt hat". Man solle sich lieber Gedanken machen, wie bezüglich der Warmbadstraße Lösungen gefunden werden können. Wie der KURIER berichtete, waren bei der Sanierung des Panorama-Cafés auf der hohen Düne die Materialien während der Hauptsaison über die Strandstraße transportiert worden; das ist nun nach Ansicht des Bürgermeisters zu gefährlich.
Dass ein Ratsmitglied aus dem Verwaltungsausschuss geplaudert hat, soll laut Patron geahndet werden. Doch sei er erst einmal froh, dass Breeden Brandmeister bleibt. "Für mich ist wichtig, dass wieder Ruhe herrscht."