Juist Impression

Newsbeiträge

News

News: Villa Seestern: Fast 110 Jahre alt und frisch saniert

Beigetragen von S.Erdmann am 29. Jul 2025 - 21:32 Uhr

Bild 0 von Villa Seestern: Fast 110 Jahre alt und frisch saniert

Im Nachgang zu unserer Serie „Winterzeit ist Bauzeit“ wollen wir noch über die historische „Villa Seestern“ berichten, wo ebenfalls im vergangenen Winterhalbjahr umfangreiche Sanierungsarbeiten stattfanden. Wie das ebenfalls sanierte Haus „Carola“ (JNN berichtete) direkt nebenan gehört auch die „Villa Seestern“ zu den denkmalgeschützten Gebäuden auf Juist, und auch sie wird weiterhin als traditionelle Frühstückspension geführt.

Das Haus in der Friesenstraße wurde in einer schweren Zeit gebaut, nämlich inmitten des 1. Weltkrieges im Jahr 1916. Eigentümer war R.J. Temme. Bis 2019 wurde das Haus über lange Jahre von Rolf Aschoff betrieben, zuerst mit seiner ersten Frau Barbara „Babsi“, später mit seiner zweiten Frau Ursula „Uschi“. Am 23. Dezember 2018 verstarb Uschi Aschoff, nur ein halbes Jahr später, am 6. Juni 2019 auch Rolf. Es gab zwei Erben für das Haus, zum einen Thomas Aschoff, Rolf sein Sohn aus erster Ehe, und Astrid Hinnersmann, die Tochter von Ursula Aschoff. Die Haushälfte von Thomas wurde alsbald an Gerd Grollmann aus Recklinghausen verkauft, während Astrid ihren Teil erst behalten wollte. Allerdings stellte diese später fest, dass alles nicht so optimal war, denn das Haus lässt sich von seiner Bauart her sehr schlecht trennen. Sie verkaufte dann auch ihre Hälfte, so dass das gesamte Haus jetzt Grollmann gehört. Der Rechtsanwalt und Notar war zuvor schon auf Juist Eigentümer und Betreiber der am Janusplatz gelegenen „Villa am Januspark“ (das frühere „Josefsheim“)

Die „Villa Seestern" sollte als traditionelle Frühstückspension weitergeführt werden, zuerst wurde dies von Evelyn Janzen gemacht, die dann aber aus privaten Gründen die Insel wieder verließ und nach Köln zog. Seit drei Jahren ist nun Melanie „Melly“ Dittmann als gute Seele des Hauses dabei, erst alleine, in diesem Sommer wird sie von „Perle Kamila“ unterstützt. Dittmann stammt aus Gronau, wo sie 15 Jahre selbstständig in der Gastronomie war. Die Coronapandemie mit ihren Folgen brachte auch ihren Betrieb in Schieflage, so dass sie in Gronau ihre Zelte abbaute, um auf Juist einen neuen Lebensabschnitt in der „Villa Seestern“ zu beginnen.

Gerd Grollmann beschloss nun eine umfangreiche notwendige Sanierung. Wobei er Unterstützung durch den auch auf Juist tätigen Architekten Rainer Weyers aus Herne bekam, denn es galt, alle Anforderungen des Denkmalschutzes zu berücksichtigen, damit das Haus außen seine markanten Fassade und innen seine einzigartige Atmosphäre behielt. Die Villa wurde mit Sinn für Stil und Tradition renoviert und bietet nun einen gelungenen Mix aus Komfort und dem Flair vergangener Zeiten.

So wurde die Fassade im vergangenen Winter komplett verfugt, Fensterstürze ausgewechselt, Gesims neu verputzt und gestrichen, Dachrinnen erneuert und vieles mehr. Innen wurde die komplette Elektrik, das Abwassersystem und die Heizungsanlage erneuert. Nach alten Vorlagen wurde Tafelparkett verlegt, die Badezimmer erneuert, wobei die Wände eine aufwändige Spachteltechnik erhielten. Viele Möbel wurden erneuert, ebenso die historische Beleuchtung. Die Arbeiten wurden hauptsächlich von Handwerksbetrieben aus der Region durchgeführt. Aber auch Melanie Dittmann fasste tatkräftig selbst mit an, und eine große Hilfe war auch ihr Freund Andreas Venhoff, der ansonsten die „Winkelschiffen“ handwerklich betreut. Lediglich drei Zimmer im Obergeschoss wurden nicht mehr fertig, diese sollen aber im kommenden Winter ebenfalls noch saniert werden. Dann ist die „Villa Seestern“ im kommenden Jahr, wenn sie 110 Jahre alt wird, komplett und vollständig grundsaniert.

Insgesamt stehen dann 15 Doppel- und acht Einzelzimmer zur Verfügung. Man legt Wert auf eine umweltfreundliche und gewissenhafte Führung des Hauses. Wenn immer möglich, werden ökologische Lebensmittel aus der Region auf dem umfangreichen Frühstücksbuffet angeboten. Neben dem Frühstücksraum laden zahlreiche Leseecken und Sitzgelegenheit im Haus und auf der Veranda zum Verweilen ein. Einen besonderen Service gibt es auch für Privatflieger, die mit eigenem Flugzeug anreisen und über Nacht auf der Insel bleiben, unter anderem gibt es ein sogenanntes Fliegerfrühstück.

Melanie Dittmann freut sich besonders, dass es sehr zahlreiche Stammgäste gibt, diese buchen oft schon bei der Abreise ihren Urlaub in der kommenden Saison. Als langjährige Wirtin liebt sie es besonders an einer Pension, dass man hier viel persönlichen Kontakt zu den Gästen pflegen kann und sie sagt „Gäste sind auch Freunde“.

Unser Foto oben auf der Startseite zeigt die „Villa Seestern“ im Frühjahr kurz nach der Wiedereröffnung. Auf dem zweiten Foto ist Melli Dittmann zu sehen. Weitere Fotos entstanden innen im Haus. Das letzte Foto ist ein Repro aus dem Juister Prospekt von 1930.

TEXT: STEFAN ERDMANN
FOTOS: VILLA SEESTERN, ANDREAS VENHOFF, STEFAN ERDMANN