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Nationalparkverwaltung: Zwergwaldame „Waltraud“ hat neuen Mitbewohner
Auf dem Vorplatz des Nationalpark-Hauses Juist konnte kürzlich das Skelett eines Schweinswals einziehen. Vor allem Dank der finanziellen Unterstützung der Juist-Stiftung und der Umweltstiftung BINGO kann „Schweini“ nun auf Juist gezeigt werden.
Seit Herbst 2023 können sowohl Gäste als auch Einheimische das Skelett eines vor über 20 Jahren am Juister Westende gestrandeten Zwergwals bestaunen. Im Zuge der Neugestaltung der Dauerausstellung des Nationalpark-Hauses Juist zog „Waltraud“, wie die Zwergwaldame genannt wird, aus der alten Ausstellung auf den Vorplatz in eine neue verglaste Behausung um. Da der hintere Bereich dieses Domizils noch viel Platz bot, entstand im Team des Nationalpark-Hauses die Idee, dort ein weiteres Skelett zu präsentieren. Die Wahl fiel dabei auf den Schweinswal, der im Gegensatz zum Zwergwal ein typischer Nordseebewohner ist.
Der Bekanntheitsgrad dieses kleinen Tümmlers, wie er auch genannt wird, hält sich bislang allerdings durch seine geringe Größe und sein unauffälliges Verhalten in Grenzen. Somit soll auch ein Ziel der Präsentation des Schweinswalskeletts sein, auf diese gefährdete Art stärker aufmerksam zu machen. Doch von der Idee bis zur Umsetzung ist es ein langer Weg: Zuerst braucht man natürlich ein entsprechendes Skelett, welches aber in den seltensten Fällen vollständig erhalten am Strand rumliegt. Von daher ist man darauf angewiesen, ein frisch verstorbenes Tier zu finden. Allzu häufig ist das nicht der Fall und es gehört etwas Glück dazu, zur rechten Zeit am rechten Platz zu sein.
Dieses Glück hatte im Frühjahr 2024 der Nationalpark-Ranger auf Juist, Markus Großewinkelmann, der bei einer Kontrolle am Juister Strand auf einen solchen Totfund stieß. Erst einmal sicherte er den Schweinswal und informierte das Nationalpark-Haus über seinen Fund. Von dort wurde der Kontakt zur Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven hergestellt, um eine Ausnahmegenehmigung für die Inbesitznahme, Präparation und Ausstellung des Skeletts zu bekommen. Eine solche Genehmigung ist zwingend erforderlich, da nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützte Arten wie der Schweinswal auch nach deren Ableben nicht aus der Natur entnommen werden dürfen. Nachdem die Genehmigung erteilt war, wurde der Wal nach Norddeich in die Seehundstation überführt, wo er bis zu seiner Zerlegung dankenswerterweise zwischengelagert werden konnte.
Nun galt es noch, jemanden zu finden, der die weiteren Arbeiten am Schweinswal vornimmt. Auch hier konnte die Seehundstation durch Empfehlung eines Präparators wertvolle Hilfe leisten. Der Präparator durfte dann als erstes die Knochen aus dem Wal lösen, welche dann im nächsten Schritt entfettet und mazeriert (vom Gewebe befreit) wurden. Anschließend konnten die gesäuberten Knochen vormontiert und im April dieses Jahres auf Juist in der Walbehausung ausgestellt werden. Vom Fund des toten Tieres bis zur Präsentation ist somit ca. ein Jahr vergangen. Doch jetzt freut sich das Team des Nationalpark-Hauses über das fachmännisch hergestellte Präparat, welches nun von allen Interessierten bestaunt werden kann. Und damit niemand auf die Idee kommt, bei diesem kleinen Skelett handelte es sich vielleicht um den Nachwuchs von „Waltraud“, wurde noch eine kleine Informationstafel installiert.
Wer die beiden Skelette aufmerksam betrachtet, erkennt aber auch ohne Tafel, dass sie zu unterschiedlichen Arten gehören. „Waltraud“ zählt zur Gruppe der Bartenwale, deren Nahrung aus Kleinstlebewesen besteht, die sie über ihre Barten aus dem Wasser herausfiltern. Da die Barten nicht aus Knochensubstanz bestehen, lassen sie sich am Skelett eines solchen Wals nicht darstellen. In der Gruppe der Bartenwale ist der Zwergwal die kleinste Art, daher kommt wahrscheinlich der Name. Unser junger verstorbener Schweinswal hingegen gehört zur Gruppe der Zahnwale, die ihre Beute mit den Zähnen packen und verspeisen. Die kleinen Zähnchen können entsprechend gut im Kiefer des Skeletts gesehen werden.
Dass „Schweini“, wie die Mitarbeiter des Nationalpark-Hauses das Schweinswalskelett nun nennen, eine neue Heimat vor dem Nationalpark-Haus finden konnte, verdankt das Nationalpark-Haus vor allem der finanziellen Unterstützung der Juist-Stiftung und der Umweltstiftung BINGO.
Zu unserem Foto: Vorstandsmitglieder der Juist-Stiftung und Nationalpark-Haus-Leiter vor dem Ausstellungskasten (v.l.n.r.) André Ebbighausen, Jens Heyken, Inka Extra, Frauke Rose)
TEXT: JENS HEYKEN
FOTO: JUIST-STIFTUNG