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News: „Salon Haars“ jetzt mit Zusatz „by André"

Beigetragen von S.Erdmann am 04. Jan 2023 - 22:21 Uhr

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Erstmalig seit 1928 wird der Friseurbetrieb der Familie Haars auf Juist nicht mehr von einem Familienmitglied geführt. Zum Jahreswechsel übergab Uda Haars das Geschäft an den Friseurmeister André Behrends, der vor 18 Jahren nach Juist kam und seitdem dort tätig ist.

Eigentlich wollte der aus Jever stammende Friese (kein Ostfriese, denn Jever gehört nicht mehr zu Ostfriesland) nur einen Sommer als Saisonkraft weitere berufliche Erfahrungen sammeln, aber dann kam alles ganz anders. Ursprünglich hatte er den Beruf des Heizungsbauers gelernt, stellte dann aber schnell fest, dass das Handwerk des Friseurs sein Ding ist und begann eine zweite Lehre. Deutschlandweit bekannt wurde Behrends auch, als für seine Hochzeit mit Lukas Kröl (heute auch Behrends) im August 2018 der private TV-Sender VOX eine Folge der Serie „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“ auf Juist drehte.

Beruflich machte er dann seinen Meister, und jetzt wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. „Das ist für mich eine große Ehre, diesen Traditionsbetrieb übernehmen zu dürfen“, so Behrends. Und auch Uda Haars ist froh, mit Beginn ihres Ruhestandes einen Nachfolger gefunden zu haben, was bei vielen Handwerksbetrieben in Deutschland ein großes Problem darstellt.

Zufrieden sind auch die drei Mitarbeiterinnen Claudia Schirrmacher, Christina Wellner und Jasmin Schneider, die allesamt von Behrends mit übernommen wurden. „Wir sind guter Dinge, André war schon immer ein guter Kollege, er wird sicher auch ein guter Chef sein,“ meint Claudia Schirrmacher. Einen Monat im Jahr wird das vierköpfige Team auch weiterhin von der ehemaligen Mitarbeiterin Melanie Walgenbach unterstützt, zudem wird auch Uda Haars unterstützend dabei sein.

„Es ist im Sommer nicht selten, dass man täglich bis zu zehn Stunden im Laden steht“, so Behrends, denn unter den Kundinnen und Kunden befinden sich nicht nur Insulaner, sondern auch eine Vielzahl von Gästen nutzt den Urlaub, um im „Salon Haars“ die Haare schön machen zu lassen. Viele lassen sich schon vor ihrer Anreise nach Juist von zuhause aus einen Termin geben.

Zudem ist Juist ein angesagter Ort für Hochzeiten, denn unter anderem kann man sich dort am Strand das Ja-Wort geben. Da gibt es viele Bräute, die vor ihrer Hochzeit noch in den Salon kommen, natürlich mit Trauzeugin, Brautmutter und weiteren Hochzeitsgäste. „Das gehört für uns zum Tagesgeschäft,“ so Behrends, „im Vorjahr hatten wir alleine rund einhundert Hochzeiten.“

Auch den bewährten jährlichen Betriebsausflug zur Fachmesse "Top Hair" in Düsseldorf wird es weiterhin geben. „Das ist nicht nur ein absolutes Highlight,“ so der Friseurmeister weiter, die Infos über neue Trends und Haartechniken seien auch für einen modernen Betrieb sehr wichtig, denn immer wieder gäbe es neue Trends oder alte – wie etwa die Vokuhila oder Dauerwelle – kommen zurück. Im Vorjahr gab es vor allem einen großen Wandel bei den Männerfrisuren.

Aber nicht alles bleibt unverändert. André Behrends will noch vor Saisonbeginn Schere und Kamm gegen Pinsel und Farbrolle tauschen und dem Salon einen neuen Anstrich in Grau und Weiß verpassen. Behrends: „Orange und Grün sind nicht meine Farben.“

Bis 1928 war die Großmutter von Uda Haars in Hannover tätig. Johanna Habbinga hieß sie damals noch und entstammte einer alten Juister Familie. Hier lernte sie Rudolf Haars aus Bad Lippspringe kennen und lieben, und da es zu der Zeit keinen Friseurbetrieb auf Juist gab, nahm sie ihn mit auf ihre Insel. Im damaligen Haus „Nordstern“ in der Friesenstraße entstand ein erster kleiner Friseurladen, später zogen Rudolf und Johanna Haars dann in die Geschäftszeile unten im Hotel „Friesenhof“ um. Auch die zweite Generation reifte heran, deren Sohn - der ebenfalls Rudolf hieß - konnte sich ebenfalls für das Handwerk des Frisierens begeistern. Und nicht nur das, sondern er begeisterte sich auch für eine Saisonangestellte namens Irene Rohr, die er schließlich heiratete.

1959 erbauten Irene und Rudolf Haars das Haus „Petra“ – benannt nach der ersten Tochter, die im gleichen Jahr zur Welt kam – in der Wilhelmstraße, damit kam der Friseurbetrieb an den heutigen Standort. Hinzu kamen zwei weitere Töchter, Uda und Edda. Den Betrieb im „Friesenhof“ führte Rudolf sen. noch einige Jahre parallel, dann zog dort ein anders Einzelhandelsgeschäft ein.

Während es die Töchter Petra und Edda nach der Schule aufs Festland zog, bliebt Uda auf der Insel und zeigte großes Interesse am elterlichen Betrieb, so dass die Weichen schon früh gestellt waren. Bereits 1990 verstarb Rudolf Haars und bis zu ihrem Tode im Jahr 2021 war seine Frau Irene die Inhaberin. Sie selbst zog sich aber die letzten zwanzig Jahre aus dem Betrieb zurück und Tochter Uda fungierte als Geschäftsführerin.

Da es keine weiteren Familienmitglieder gibt, die den Betrieb hätten übernehmen können, entschied sich Uda Haars an die Verpachtung des Ladens an ihren langjährigen Mitarbeiter André. „Wir hatten früher vier Friseurbetriebe auf Juist,“ so Haars, „für mich war es daher wichtig, dafür zu sorgen, dass der letzte Salon hier dauerhaft erhalten bleibt. Ich bin zuversichtlich, dass mir das mit dieser Lösung gelungen ist.“

Am Montagabend luden Uda Haars und André Behrends zu einer Feier zur Geschäftsübergabe im Salon ein. Hier fanden sich viele Gäste, Insulaner, Freunde, Bekannte, Verwandte und Kunden ein. Einige Teilnehmer, wie etwa die Eltern von André, waren extra zu diesem Anlass nach Juist gereist. Der Name „Salon Haars“ bleibt ebenfalls bestehen, es gab aber ein neues Schild, welches auf André als Betreiber hinweist.

JNN gratuliert André Behrends zur Geschäftsübergabe und wünscht viel Erfolg und Uda Haar alles Liebe und Gute für den Ruhestand.

Unsere Fotos entstanden alle bei der Feier am Montagnachmittag und Abend, das Foto oben auf der Startseite wurde aufgenommen, als Uda und André auf die Leiter mussten, um das Schild in der Leuchtreklame auszuwechseln. Weitere Bilder zeigen unter anderem André mit Uda Haars, mit seinen Mitarbeiterinnen und seinen Eltern. Die silberne Lippe, die er als Geschenk erhielt, kam als Erinnerung von Manfred Bone, dreißig Jahre gehörte diese zur „Welle“. Eine weitere Aufnahme zeigt ihn mit seinen Eltern, zudem besorgt Lukas Behrends weitere Getränke für die Gäste. Die weiteren Bilder zeigen weitere Teilnehmer der Übergabefeier.

FOTOS: STEFAN ERDMANN