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Nationalparkverwaltung: Kein Feuerwerk im Nationalpark

Beigetragen von JNN am 29. Dez 2022 - 09:47 Uhr

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Aktuelle Forschungsergebnisse unterstreichen, dass Feuerwerk massive Auswirkungen auf die Vogelwelt hat. Die Nationalparkverwaltung erneuert ihren Appell zur Rücksichtnahme und begrüßt Initiativen für naturfreundliche Silvester-Events am Weltnaturerbe Wattenmeer.

Wenn Menschen das neue Jahr mit ausgiebigem Feuerwerk begrüßen, ist das für viele Tiere die schlimmste Nacht des Jahres. Die Feiernden bekommen davon nichts mit. Wer Haustiere besitzt, hat allerdings schon eine Vorstellung davon, welche Panik die massiven Lärm- und Lichtreize auslösen können. Doch wer schaut nach den Vögeln und andere Wildtieren, die in unserer dichtbesiedelten Landschaft mit Feuerwerk konfrontiert werden? Woher sollen wir wissen, wie sie darauf reagieren?

Tatsächlich gibt es zum Thema Vögel und Feuerwerk mittlerweile eine ganze Reihe wissenschaftliche Untersuchungen, deren Ergebnisse die massiven Störwirkungen belegen. Aktuell wurden die Ergebnisse einer grenzübergreifenden Studie veröffentlicht: Vogelforscher aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden haben über acht Winter die GPS-Daten von mehreren hundert besenderten Wildgänsen ausgewertet. Anhand der räumlich und zeitlich hochaufgelösten Daten lassen sich die Bewegungsprofile der Vögel nachverfolgen. Sie zeigen, wie stark die Wildvögel auf Silvesterfeuerwerk in Westeuropa reagieren und dass Langzeitfolgen noch Tage nach Silvester zu sehen sind.

In ungestörten Nächten rasten Gänse die gesamte dunkle Zeit der Nacht auf einem Schlafgewässer, um sich auszuruhen und Energie zu sparen. Das Tageslicht nutzen sie, um sich in nahe gelegenen Nahrungsgebieten Energie anzufuttern. Rund um den Jahreswechsel – geböllert wird auch in den Tagen vor und nach der Silvesternacht - zeigte sich ein deutlich abweichendes Verhalten. Die Gänse verließen vorzeitig ihre Schlafplätze und versuchten, dem Feuerwerk weiträumig auszuweichen. Die Flucht kostet sie große Mengen lebensnotwendiger Energiereserven. Die untersuchten Tiere wechselten mehrfach die Schlafgewässer, flogen dabei bis zu 500 km und kehrten für mehrere Wochen nicht zum ursprünglichen Schlafgewässer zurück. Die Studie zeigt, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen menschlicher Siedlungsdichte, Feuerwerksintensität und Störintensität der Gänse gibt.

„Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ist Feuerwerk strikt verboten“, betont Nationalpark-Leiter Peter Südbeck. „Jenseits von Schutzgebieten können wir nur an die Vernunft und Tierliebe der Menschen appellieren.“ Und an die Kreativität, alternative Rituale zu entwickeln, um Belastungen und Sorgen aus dem alten Jahr hinter sich zu lassen und das neue optimistisch zu begrüßen. Die Gemeinde Wangerland setzt hier Zeichen: Ab diesem Jahr wird jährlich an Silvester zum „Wangerländer Deichleuchten“ aufgerufen. „Die Verbundenheit mit der Natur und zu den Tieren sowie die Dankbarkeit, direkt am UNESCO-Weltnaturerbe zu liegen, macht eine umweltverträgliche und rücksichtsvolle Alternative zu Feuerwerk unausweichlich“, so die Gemeinde. „Das neue Jahr soll fortan auf besinnliche, entschleunigte und zugleich pure und verzaubernde Weise eingeläutet werden.“ Gäste und Einheimische sind dazu eingeladen, sich kurz vor Mitternacht auf den Deichen des Wangerlandes zu versammeln und um Punkt 12 mitgebrachte Öllampen, Wachsfackeln oder andere Leuchtmittel zu entflammen. „Eine großartige Idee, die auch andere Anrainer des Weltnaturerbes anstecken könnte“, lobt Südbeck.

TEXT: NATIONALPARKVERWALTUNG NIEDERS. WATTENMEER
FOTO: HAJO SCHAFFHÄUSER