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News: Chaotische Verkehrsverhältnisse erschweren Warenanlieferungen
Jetzt in der Wahlkampfzeit (am 12. September wird ein neuer Gemeinderat gewählt) kommen die Partien und Wählergemeinschaften wieder mit bunten Blättchen, wo all das zu lesen ist, was die neuen Ratsmitglieder alles anfassen wollten (und die alten bei den vorherigen Wahlen ebenfalls versprochen hatten). Themen wie „Verkehrskonzept“, „Straßensanierung“ oder „Frachtlogistik verbessern“ sind dabei vor jeder Wahl zu lesen. Dass hier Handlungsbedarf besteht, steht außer Frage, und auch Peter Heiken, Inhaber der Hafenspedition, wies jetzt in einem Gespräch mit JNN auf die teilweise chaotischen Verkehrsverhältnisse auf Juist hin.
Die immer größer werdende Zahl von Fahrradvermietungen, die zum Teil sehr große und schwere Pedelacs vermieten, immer zahlreicher werdende breite Anhänger für Kinder (oder den Hund), die große Zahl von Lastendreirädern von Lieferanten oder Hotels verstopfen die Hauptstraßen zunehmend. Dabei ist der ruhende Verkehr das Hauptproblem, so Heiken: „Unsere Fahrer stehen mehr auf der Straße und müssen Fahrräder zur Seite stellen, als das die fahren und ausliefern.“ Alternativrouten gibt es für seine Pferdegespanne nicht, denn wenn der Warenempfänger in der Strand-, Wilhelm- oder Friesenstraße ansässig ist, dann muss sein Fahrer mit der Lieferung sich eben den Weg dorthin bahnen.
Polizeioberkommissarin Tanja Krüger, die bis vor wenigen Wochen als Inselpolizistin auf Juist tätig war, hat in einem vor einiger Zeit geführten Gespräch darauf hingewiesen, dass die an der Bordsteinkante abgestellten Fahrräder laut Straßenverkehrsordnung dort gar nicht stehen dürften: „Das sind keine ausgewiesenen Parkflächen, die stehen also auf der Fahrbahn und es ist verboten, Fahrzeuge auf einer Fahrbahn zu parken.“ Aber wohin damit? - Stehen alle auf den Fußwegen, dann wären diese dicht geparkt und die Fußgänger würden noch mehr auf den Fahrbahnen laufen, als sie das ohnehin schon tun. In jedem Fall wies die scheidende Polizistin darauf hin, dass das auch versicherungsrechtliche Konsequenzen haben könnte. Kippt ein Rad am Bordstein z.B. um und fällt vor ein Pferdegespann, das nicht mehr bremsen kann, dann wird es für den Radbesitzer schwierig, Ansprüche an den Pferdehalter zu stellen, denn das Fahrrad hatte er dort gesetzwidrig abgestellt. Sollte sich der Pferd verletzten, könnte unter Umständen der Pferdebetrieb den Fahrradfahrer haftbar machen. Als weiterer Aspekt kommt noch hinzu, dass inzwischen auch einige Fahrradvermieter ihre angebotenen Drahtesel auf der Fahrbahn ausstellen.
Man sollte also tunlichst überlegen, ob man unbedingt mit dem Fahrrad in die Ortsmitte zu Besorgungen usw. fahren muss. Wer einen längeren Weg dorthin hat, für den gibt es Fahrradständer gegenüber der Bäckerei Remmers, unterhalb der Bahnhofsuhr an der Hafenstraße, am Alten Warmbad, ebenso findet man auch im Ort einige Plätze wie z.B. in der Lohne, die zwischen Pressehandel Poppinga und dem Hotel Atlantic die Friesenstraße über die Wilhelmstraße mit der Carl-Stegmann-Straße verbindet. Einkäufer im „Frischemarkt“ sollten zudem dort ihre Räder ebenfalls nicht am Bordstein abstellen, sondern die dort vorhanden Fahrradständer benutzen, ebenso gilt dieses für Kunden der Geschäfte in der oberen Strandstraße.
Es gibt einige Punkte, wo es immer besonders eng wird: Einmal die Hafenstraße, allerdings immer nur kurzzeitig, insbesondere während der Schiffsankunft, weil es bis zur Deichscharte kein gesonderten Fußweg gibt und die anreisenden Gäste auch anschließend auf dem Weg in den Ort weiter auf der Fahrbahn laufen. Man sollte den Bereich meiden, wenn gerade das Schiff kommt. Hilfreich ist es hier auch, wenn man zur Müllpresse oder Glascontainer will, dass man nicht den engen Weg hinterm Hafenbetriebsgebäude, sondern die Umgehungsstraße benutzt, die von der Gemeinde im Vorjahr erst verbreitert wurde. Dazu biegt man am Leuchtturm nach rechts ab und kommt so abseits vom Hafenbetrieb zur Müllpresse.
Ein weiterer Punkt ist morgens der westliche Eingangsbereich des Ortes. Die lange Schlange vor der Bäckerei steht immer sehr diszipliniert auf dem Fußweg, auch der coronabedingte Abstand wird dabei eingehalten. Allerdings stehen die vielen Fahrräder und Kinderanhänger der Wartenden auf beiden Seiten der Wilhelmstraße, dazwischen rennen oft ungeduldige Kinder hin und hier.
Heikelster Punkt dürfte die Wilhelmstraße im Bereich vom Hotel „Atlantic“ sein. Hier geht es auf den Kurplatz und zahlreiche Geschäfte, die stark frequentiert werden, sind hier, so der Drogeriemarkt Rossmann, der Lebensmittelmarkt Gillet oder der Pressehandel Poppinga, ebenso Bekleidungsgeschäfte, Blumenladen usw. Hinzu kommen die breiten Lieferfahrräder des Lebensmittel- und Getränkemarktes. Wie man auf den Fotos hier sieht, wird oft sogar in zweiter Reihe auf der Fahrbahn geparkt. Kein Wunder, dass hier die Speditionen mit ihren Pferdeanhängern verzweifeln, denn diese Läden bekommen schließlich auch oft größere Warenmengen, die dort abgeladen werden müssen.
Auch der Bereich der Friesenstraße zwischen Rathaus und dem Lohbaum-Haus, welches die Straße hier auf die Hälfte verkleinert, hat es in sich. Durch zahlreiche Geschäfte und der DHL-Filiale wird es hier oft auch sehr eng und unübersichtlich.
Was das Abstellen von Fahrrädern angeht, wollen wir noch eine weitere Unsitte ansprechen. Es geht um die Strandabgänge,besonders am Strandhotel Kurhaus. Hier ist ausreichend Platz vor dem Hotel vorhanden, in diesem Jahr wurden noch weitere Fahrradständer auf dem ehemaligen Schachbrett aufgestellt. Trotzdem werden immer wieder Fahrräder – wie man auf den Fotos sieht – teilweise sogar quer auf den Weg zum Strand abgestellt. Und das, obwohl dieser Bereich deutlich als „Rettungsweg“ gekennzeichnet ist. Daher unsere Bitte, die Straße unbedingt frei zu halten. Das gilt auch für die oft dort zugestellte Strandpromenade. Bei Unfällen mit Schwimmern am Strand zählt für die Rettungskräfte jede Sekunde und oft verging hier schon wertvolle Zeit, wenn die Rettungssanitäter anhalten, aussteigen und sich den Weg frei räumen mußten.
Bei unserem fotografischen Rundgang stießen wir auch auf diesen E-Roller. Wird der Besitzer damit erwischt, droht ihm ein Bußgeld. Die Straßen der Insel sind für motorgetriebene Fahrzeuge verboten, dazu gehört auch der E-Motor, wie an diesem Roller oder das E-Bike. Lediglich Pedelecs - das ist ein Elektroantrieb, der nur eine Tretunterstützung ist - sind erlaubt, da diese rechtlich als Fahrrad zählen.
Um Unfälle im Urlaub zu vermeiden, sollte man auch nachts aufmerksam unterwegs sein. Viele Fahrräder fahren ohne Licht, auch laufen (oder torkeln) nachts Fußgänger mitten auf den Fahrbahnen. An den Bordsteinen stehen ebenfalls Fahrräder, nicht nur vor den Gaststätten, sondern oft auch in Nebenstraßen. Eine große Unstitte ist auch das Abstellen von PKW-Anhängern auf den Fahrbahnen, die dort nachts meistens unbeleuchtet stehen. So findet man oft tagelang den Anhänger eines Hotels ohne Licht übers Wochenende auf der Wilhelmstraße, in der Dünenstraße wurden gar bis vor rund drei Wochen noch Bauarbeiten durchgeführt, tagelang standen hier unbeleuchtete Wagen auf der Fahrbahn und/oder Glaspaletten auf dem Fußweg. Auch auf der Billstraße stand kürzlich nachts Baumaterial auf der Straße (siehe Foto). Nicht nur ein Hindernis für nächtliche Fußgänger, sondern zudem vor einer Einfahrt in eine Nebenstraße mit mehreren Häusern. Passiert hier etwas, müssten Rettungskräfte erst einmal die Paletten dort entfernen. Hier wurde das Ordnungsamt nach einem Hinweis tätig, seitdem ist diese Ecke sauber.
Die Liste könnte man nun noch fortführen, z.B. das Herunterjagen mit Fahrrädern auf abschüssigen Straßen (obere Strandstraße, Wege vom HdK und Erlebnisbad, katholische Kirche, Damenpfad usw) ohne Beachtung der Vorfahrtsegeln, oder das Verhalten der Fußgänger, die unvermutet plötzlich über die Fahrbahn laufen, ohne den Verkehr in irgendeiner Form zu beachten.
Die wichtigsten Regeln finden Sie im „Strandlooper“ aber auch wir möchten alle Verkehrsteilnehmer um Rücksichtnahme bitte. Und eben nachdenken, ob man jemanden behindert, wenn man sein Fahrzeug abstellt. Dann auf die Bitte von Gespannführern reagieren und das Fahrrad zur Seite zu stellen, statt den Mann - oder oft auch die Frau - zu beschimpfen. Dass man für Einsatzfahrzeuge (Rettungsdienst, Feuerwehr, Inselärzte, Polizei) Platz macht, sollte eigentlich auch selbstverständlich sein. Selbstredend sollte es auch sein, bei Dunkelheit das Licht einzuschalten oder beim Abbiegen den nachfolgenden Fahrern per Armzeichen dieses anzuzeigen. Fußgänger sollten nicht die Fahrbahn benutzen, im Gegenzug Radfahrer keine Fußwege. Auf die Strandpromenade, die Straße auf dem Deich und die Wanderwege in den Dünen und am Goldfischteich gehören keine Fahrräder.
Schön wäre es auch, wenn man sich an die Straßenverkehrsordnung hält, denn die gilt hier auch. D. h. überall gilt die Regel rechts vor links, denn vorfahrtberechtigte Straßen gibt es nicht. Es gibt zwar auf Juist (fast) keinen Autoverkehr, wohl aber reichlich Verkehr und reichlich Chaos.
JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN