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News: Urgestein Stephan Sulke begeisterte auf Juist
Er braucht keine Superlichtshow, keine Nebelmaschine, keine Lackschuhe oder Seidensakkos. Etwas Licht, Pulli und offenen Hemdkragen, ein Keyboard, Gitarre und ein Flügel auf der Bühne reicht ihm und er versteht es famos, Zuhörer zwei Stunden zu unterhalten und zu begeistern: Stephan Sulke. Eines der Urgesteine der deutschsprachigen Liedermacher trat am Mittwochabend im "Haus des Kurgastes" auf Juist auf. Rund 150 Zuschauer waren erschienen, die den Sänger erst nach zwei Zugaben entließen.
Stephan Sulke, Sohn von Berliner Juden, wurde 1943 in China geboren, denn seine Eltern hatten Deutschland wegen der politischen Verhältnisse verlassen. Ab 1947 wuchs er dann in der Schweiz auf. Mit 14 bekam er eine Gitarre, mit achtzehn nahm er seine erste Schallplatte in Frankreich auf, allerdings ohne großen finanziellen Erfolg. Nach einer ebenfalls nicht allzu erfolgreichen Zeit in Amerika begann er ein Studium als Rechtsgelehrter in Bern, um ab 1971 ein Studio zu betreiben. Mit 33 Jahren kam 1976 seine erste deutschsprachige Platte auf den Markt, den Höhepunkt seiner Karriere erlebte er dann 1981 mit "Uschi mach kein Quatsch". Später legte er eine mehrjährige Schaffenspause ein, jetzt ist Stefan Sulke wieder obenauf.
"Ich habe dem Hausmeister gesagt, er solle ein Stuhl in der ersten Reihe einfach umdrehen. Jetzt können sie ihre Beine hochlegen. Sie können ruhig Danke sagen", mit diesen Gag begrüßte Sulke die Anwesenden. Das ganze Konzert über ging er auf das Publikum ein, egal ob es um das schrille Kinderlachen ging oder darum, sich für den Pressefotografen in Pose zu setzen. Sulke verstand es, die Zuhörer immer wieder zum Lachen zu bringen. Dabei standen seine lustigen Einlagen zwischen den einzelnen Stücken manchmal im krassen Gegensatz zu seinen Liedern. Diese stellen sich nämlich meistens eher melancholisch, teilweise traurig und oft auch politisch und gesellschaftskritisch dar. Und natürlich das immer wieder aktuelle Thema von vergangenen und gescheiterten Liebesbeziehungen. Da waren die Gedanken von einem Affen, den man aus dem Urwald holte und in einen Zoo steckte, da war das Lied "Der alte Herr", welcher alleine oben im 5. Stockwerk wohnte und nur noch einmal im Jahr Post von seiner in Südamerika lebenden Tochter bekam. Und da waren seine Erkenntnisse "Ich bei der Typ von nebenan" oder "Mein Leben".
Stephan Sulke verzichtet auch auf zusätzliche Musiker, er begleitet sich den ganzen Abend selbst. So wechselte er vom Keyboard zur Gitarre, dann wieder an den Flügel, dennoch standen immer seine Stimme und seine Texte im Vordergrund.
Daneben gab es auch Songs, die Spaß machten, wie etwa "Ist schon komisch", wo ihm eine Zigarette das Leben rettet, das (Kinder)Lied von "Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" und natürlich sein größter Hit "Uschi". Sulke verriet den Zuschauern dabei, dass besagte Ursula, die keinen Unfug machen sollte, eigentlich Barbara hieß.
Neben Songs von seinem neuen Album "Enten hätt ich züchten sollen" gab es Songs aus allen Perioden seines Schaffens, darunter auch bekannte Stücke wie etwa "Lotte" oder "Ich hab dich bloß geliebt". Immerhin sind seit 1976 rund zwanzig LPs und später CDs erschienen, die "Best of..-Alben" nicht mitgezählt. Zwei Zugaben erklatschte sich das beigeisterte Publikum, wo dann richtig Stimmung aufkam, denn "Bist wunderbar" und "Der Mann aus Russland" sind Stücke, die nicht nur eingefleischte Sulke-Fans kennen.
JNN-Fotos: Stefan Erdmann