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News: Die "Stimme des Nordens" wurde achtzig
Einen großen Bahnhof gab es Ende vergangener Woche im Hotel "Friesenhof", denn eine herausragende Juisterin wurde 80 Jahre alt: Renate Kolde. Die Ehefrau des Juister Ehrenbürgers Hans Kolde und einst Deutschlands erste weibliche und schließlich auch dienstälteste Flugleiterin, die in Luftfahrerkreisen als die "Stimme des Nordens" einging, hatte rund 60 Freunde und Bekannte zu einem Empfang mit gemeinsamen Mittagessen eingeladen.
Die Jubilarin war sichtlich gerührt, dass alle kamen: "Von meinen 80 Lebensjahren haben ich 48 hier auf Juist verbracht, es waren schöne und gute Jahre, in denen viele Freundschaften geschlossen wurden. Und ich bin stolz und glücklich, dass so viele heute hier erschienen sind!"
Einer von ihnen war Inselbürgermeister Dietmar Patron, der die Glückwünsche der Gemeinde überbrachte. Er ging noch einmal auf den ungewöhnlichen beruflichen Werdegang von Renate Kolde ein. Bis 1962 war sie in der Redaktion "Die Zeit" in Hamburg tätig, dann verschlug sie die Liebe zu ihrem späteren Mann Hans, der damals schon die Jugendbildungsstätte Theodor Wuppermann am Inselflugplatz leitete, auf die Insel. Damals stand dessen Ausbau zu einem zweiten leistungsfähigen Verkehrsstandbein für die stark tideabhängige Insel bevor. Dafür musste er jedoch nicht nur technisch den neuen luftrechtlichen Bestimmungen entsprechen, sondern auch mit einer behördlichen Luftaufsicht ausgestattet sein. Hier sah Hans Kolde eine berufliche Chance für seine Frau.
Mutig machte sie sich zunächst an den Erwerb des Pilotenscheins und erhielt dann nach einer Ausbildung an der Flugsicherungsschule München vom Niedersächsischen Verkehrsministerium die Berufung als Beauftragte für Luftaufsicht am Verkehrslandeplatz Juist. Es gab damals starke Vorbehalte gegen eine Frau auf dem Tower, doch mit ihrem hohen Stand an Wissen und Können, aber auch die Wirkung ihrer Persönlichkeit, Geduld und Unbestechlichkeit erwarb sie sich nicht nur die Anerkennung der Berufs- und Privatpiloten, sondern wurde auch für die Luftfahrtbehörde zu einer gefragten Instanz für Flugsicherheitsfragen.
Als herausragendes Ergebnis ihres Berufslebens nennt Renate Kolde die Tatsache, dass der Flugbetrieb immer unfallfrei lief. 1984 erhielt der Verkehrslandeplatz Juist den "Prix Orange" der AOPA Germany (Aircraft Owners and Pilots Association, Verband der Allgemeinen Luftfahrt) als Auszeichnung für den freundlichsten deutschen Flugplatz. Neben Renate Kolde waren zu der Zeit ihr langjähriger Kollege Walter Pilgrim sowie Erich Faller wechselweise im Dienst auf dem Tower. Am 31. Dezember 1996 beendete Renate Kolde ihre 34jährige Tätigkeit am Verkehrslandeplatz, als Pilotin blieb sie der Fliegerei auch nach ihrer Pensionierung viele Jahre weiterhin treu. Gerne zeigte sie interessierten Inselgästen die Schönheit der ostfriesischen Landschaft aus der Vogelperspektive und ebenso gerne gab sie auch ihr umfangreiches Wissen darüber weiter.
Ein Geburtstagsständchen auf zwei Querflöten brachten Inselpastorin Elisabeth Tobaben und Kantor Carl Haxsen zu Gehör, sie hatten zudem aus den Texten von "Lobet den Herrn" und "Über den Wolken" ein spezielles Lied für die Jubilarin geschrieben. Statt Geburtstagsgeschenke wünschte sich Renate Kolde lieber eine Spende für die Juister Kirchenmusik oder die Juist-Stiftung; zwei Dinge, die ihr sehr am Herzen liegen. Dieter Brübach, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, gratulierte ebenfalls recht herzlich. In ihrem Horoskop stände das Wort "Großzügig", an diesem Tag bewies sie, dass Horoskope auch stimmen.
Gerne arrangiert sich Renate Kolde immer noch im Juister Gospelchor, außerdem war sie die ganzen Juister Jahre die größte Unterstützung bei den vielfältigen Aktivitäten ihres Mannes Hans Kolde. Dieser trug in wohlgesetzten Reimen eine "Ode auf Renate" vor, worin er das Leben der Jubilarin Revue passieren ließ.
Unser Fotos zeigt (v.l.n.r.) Bürgermeister Dietmar Patron, Renate Kolde, Ehemann Hans Kolde und Tochter Birgit Kolde.
JNN-Foto: Stefan Erdmann