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News: "CantaStrophe" in kalter Inselkirche war keine Katastrophe

Beigetragen von S.Erdmann am 31. Okt 2011 - 21:14 Uhr

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Auf der Insel Juist gibt es jetzt in der Nachsaison ein sehr musikbegeistertes Publikum: Zwei Tage nach dem vollbesetzten Konzert des Juister Gästeorchesters (JNN berichtete) schaffte es am Sonntagabend der Dortmunder Chor "CantaStrophe", die evangelische Inselkirche bis auf den letzten Platz zu füllen, einige bekamen nur noch Stehplätze. Mehr als dreihundert Personen erlebten dabei einen vergnüglichen Abend mit musikalischem Hochgenuss, für den sie sich mit stehenden Overationen bedankten.

Die Mitglieder des Chores unternehmen regelmäßig Chorfreizeiten, auf denen intensiv geprobt wird, und wo man auch gerne auftritt. Inseln haben es den Dortmundern dabei sehr angetan. Im Jahr 2000 fuhr man nach Texel, vier Jahre später zum ersten Mal nach Juist (auch damals war die Kirche voll), und 2008 dann nach Rügen und Langeoog (auch diese Inselkirche füllten die Chormitglieder ohne Probleme). Jetzt war wieder Juist dran, denn das "Seeferienheim", das zum evangelischen Kirchenkreis Dortmund gehört, bietet ideale Voraussetzungen.
CantaStrophe erobert sich zahlreiche Musikgenres von Gospel über Pop bis Klassik und Folk, je nach Lust und Laune, mit Herz und Verstand, mit Respekt und Leichtigkeit, mit solidem Forscherdrang, um die Grenzen des eigenen Klangbilds tönend zu erforschen. Grenzen sind für CantaStrophe kein Hindernis, sondern eine klingende Herausforderung.
Den Chor gibt es seit 1998, man fing als Jugendchor mit sieben Mitgliedern in der ev. Paul-Gerhardt-Gemeinde in der Dortmunder Innenstadt an. Unter der musikalischen Leitung von Jürgen Kleinschmidt wurde der Chor bald größer, auch ein Umzug im Jahr 2005 zur Markus-Gemeinde konnte das Wachstum der Pflanze nicht stoppen. Inzwischen hat der Chor rund 50 Mitglieder, wovon 30 auf Juist dabei waren.
Eigentlich ist "CantaStrophe" ein Acappella-Chor. Doch dann kam Tobias Fey als Pianist dazu, der die Sängerinnen und Sänger bei Konzerten mit seinem großartigen Tastenspiel beflügelt. Auch Susanne Frey trägt mit ihrer Geige zur Abrundung und Ergänzung von einigen Stücken bei.
Ansonsten machte die Musik des Chores einfach Spaß. Kleinschmidt verstand es, die Zuhörer immer wieder mit einzubinden. Mal sollten sie im Takt klatschen, dann wieder einen Klangteppich als Hintergrund durch das Summen einer eingängigen Melodie bilden, oder bei der dem Stück "The Lion sleeps tonight" einfach nur im Hintergrund "Ba-Wim-Bu-Ha" singen. "Und wenn sie etwas kennen, singen sie doch einfach mit", animierte der Chorleiter.
Auch bekam jeder zum Konzertbeginn ein Textblatt in die Hand. Es wurde gemeinsam gesungen und zwar das Juist-Lied schlechthin: "Töwerland, Töwerland". Nachdem der Chor den Refrain zweimal gesungen hatte, war das Publikum, welches überwiegend aus Gästen bestand, im Lied "drin". Das Stück nunmehr als Chorversion von rund 350 Personen in der hervorragenden Akustik der Kirche gesungen, das hatte was. Da hätte der Borkumer Albertus Akkermann, Sänger der Gruppe "Triangel" und Komponist/Texter des Stückes, auch seine wahre Freude dran gehabt.
Das gesamte Programm zeichnete sich durch große Abwechslung aus. Gospelsongs wechselten ab mit Folk- oder Pop-Musik. Hier machte das 1965 von den "Beach Boys" komponierte "Barbara Ann" sehr viel Freude, ebenso Barbara Streisands "I am a women". Viel Beifall gab es auch für "To my father?s house" und "Hit the Road Jack", einem Lied, das von Percy Mayfield zuerst im Jahr 1960 als a cappella-Version aufgenommen wurde.
Dann wieder andere Stücke, so "Drunken Sailor" (welches Kleinschmidt als "Küstengospel" bezeichnete) oder als Kontrast "Der Mond ist aufgegangen". Nicht unerwähnt bleiben darf der Tenor Frank Wrobel, der als Solist bei "Sealed with a kiss" (geschrieben von Peter Udell und Gary Geld im Jahr 1960; zwei Jahre später wurde es mit dem Sänger Brian Hyland ein Welthit) und "Can you feel the love tonight" ( bekannt aus dem Disney-Zeichentrickfilm "Der König der Löwen", 1994 komponiert von Elton John; den Songtext schrieb Tim Rice) auftrat. Wrobel begeisterte das Publikum mit seiner klaren Stimme, besonders für das letztgenannte Stück gab es gewaltigen Applaus und "Bravo-Rufe".
Auch der Abschied nach diesem ungewöhnlichen Konzert verlief ungewohnt. Als Zugabe wurde das kraftvolle afrikanische Lied "Aya ngena" gesungen, dabei zogen die "CantaStrophen"-Mitglieder singend in Reih und Glied nach draußen, um am Kirchturm Spalier zu stehen und wo der Refrain so lange wiederholt wurde, bis alle Zuhörer das Gotteshaus verlassen hatten.
Für den einzigen Wehmutstropfen des Konzertes konnte der Chor indes nichts: Die Inselkirche war eiskalt, so dass einige Zuhörer vorzeitig gingen. Ein Zustand, über den auch Inselpastorin Elisabeth Tobaben nicht glücklich ist: "Der alte Kessel wurde schon ausgebaut, der neue kommt einfach nicht über. Seit drei Wochen finden alle Veranstaltungen und Gottesdienste schon ohne Heizung statt."
JNN-Fotos: Stefan Erdmann

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