Juist Impression

Newsbeiträge

Rat und Verwaltung

Rat und Verwaltung: Intensive Diskussionen bei der Bürgerinformationsveranstaltung zur Fluganbindung Juist und zur Anbindung des Flugplatzes an den Ort.

Beigetragen von Bürgermeisterbüro am 28. Mär 2025 - 10:35 Uhr

Bild 0 von Intensive Diskussionen bei der Bürgerinformationsveranstaltung zur Fluganbindung Juist und zur Anbindung des Flugplatzes an den Ort.

Da JNN nicht vollständig über die Öffentliche Veranstaltung zum Sachstand Flugplatzanbindung berichten konnte, da Stefan Erdman nach einer Stunde die Veranstaltung verlassen musste um an den Proben für das Theaterstück teilzunehmen, wird hier durch die Verwaltung auf Grundlage von Notizen und Erinnerungen die Bürgerinformationsveranstaltung ohne Anspruch auf Vollständigkeit beschrieben.

Am Montag, 24. März 2025, fand eine Bürgerinformationsveranstaltung zur Fluganbindung Juist und zur Anbindung des Flugplatzes an den Ort im Dorfgemeinschaftshaus statt. Mit ca. 70 Zuschauern war der Raum gut gefüllt und die Stimmung erwartungsvoll.

Nach einer Einführung durch den Bürgermeister konnten sich die Fluggesellschaften, die zurzeit Juist anfliegen oder zukünftig Juist anfliegen möchten, per Videoverbindung in Form eines Interviews vorstellen.

Die OFD mit Sitz in Emden als zweitälteste Fluggesellschaft Deutschlands liegt die Anbindung von Emden zu den Ostfriesischen Inseln seit langer Zeit am Herzen. So fliegt sie alle Ostfriesischen Inseln außer Spiekeroog zur Paketauslieferung an. Zurzeit fliegt die OFD Juist zweimal am Tag an und zwar ab Emden 09:35 und 14:00 Uhr und ab Juist 10:05 und 14:30 Uhr. Dies ist auch für die nächste Zukunft vorgesehen. Als eine wichtige Voraussetzung für eine Fluganbindung durch die OFD nannte die Fluggesellschaft eine gesicherte Anbindung zum Ort. Aus Sicht der OFD ist die Anbindung von Emden für die Juistgäste sehr attraktiv, da die letzte und häufig stressige Strecke von der Autobahnabfahrt Emden nach Norddeich wegfällt und der Gast bereits entspannt den Flug genießen kann. Der Flug kostet 129,00 €. Weitere Kosten entstehen bei Übergepäck. Mit einer Wochenparkgebühr von 40,00 € ist das Parken in Emden direkt am Flugplatz günstig.

Im Anschluss stellte sich die Airline Scandinavian Seaplanes vor. Zurzeit fliegt die Airline Juist noch nicht an. Es ist aber beabsichtigt in nächster Zeit Juist achtmal am Tag (viermal am Vormittag und viermal am Nachmittag) von Norddeich anzufliegen. Hierbei soll die Infrastruktur der FLN genutzt werden. Der Flug soll 75,00 € kosten. Auch hier können weitere Kosten durch Übergepäck hinzukommen. Der Flugverkehr ist bis zum Eintritt der Dunkelheit möglich, da der Verkehrslandeplatz Juist nur bei Sicht angeflogen werden kann. Die Fluglinie geht davon aus, dass bei 15.000 Fluggästen im Jahr ein wirtschaftlicher Betrieb möglich ist. Die Buchungen sollen über den Frisonauten geschehen. Auch die Scandinavian Seaplanes betrachtet eine gesicherte Anbindung zum Ort als notwendige Voraussetzung zum wirtschaftlichen Betrieb der Fluglinie.

Beide Fluglinien akzeptieren, dass Juist von einer weiteren Airline angeflogen wird.
Nach den Fluglinien stellten sich zwei Anbieter für die Anbindung des Flugplatzes an den Ort vor.

Für die Firma HUF stellte Karen Bauer ein Linienkonzept vom Flugplatz über den Ort bis in das Loog mit sieben Haltestellen vor. Es sollen vier Fahrten am Tag stattfinden. Damit werden zurzeit ausschließlich die Flüge der OFD durch die HUF bedient. Mehr ist in dem vorgestellten Konzept nicht vorgesehen. Der Tagesticketpreis soll 10,00 € betragen. HUF wird für diesen Service ein Gespann einsetzen. Um das wirtschaftliche Risiko für HUF abzumildern, soll sich die Inselgemeinde bzw. Kurverwaltung mit 50%, jedoch maximal 100.000,00 € am Risiko beteiligen. Sollten jedoch mehr Anbindungen benötigt werden, müssen weitere Gespanne eingesetzt werden. Damit erhöhen sich die Kosten und die maximale Risikobeteiligung der Kurverwaltung muss neu berechnet werden. Bürgermeister Dr. Tjark Goerges forderte Karen Bauer dazu au,f dies zu tun. Eine weitere Lösung dieses Problems wäre eine Kooperation mit einem zweiten Anbieter.

Der mögliche Linienverkehr kann auch ohne eine Flugverbindung zu Juist, also bei einer möglichen Einstellung des Verkehrslandeplatzes fortgeführt werden. Auf Nachfrage erklärt Bauer, dass bei einem Erfolg des Linienverkehrs auch Investitionen in Niedrigflurfahrzeug zur Verbesserung der Barrierefreiheit möglich sind. Eine Besucherin aus dem Loog ist der Überzeugung, dass die Kutschen des Linienverkehrs für das Loog vollbesetzt sein werden.

Als zweiter Anbieter stellte Joe Pütz das Konzept der Jugendbildungsstätte in Kooperation mit dem Nordseehotel Freese vor. Er erklärte, dass zum wirtschaftlichen Betrieb des Verkehrslandeplatzes auf Juist die Landungen der OFD nicht ausreichen und die Starts und Landungen der Scandinavian Seaplanes aus diesem Grund zwingend zum wirtschaftlichen Überleben des Verkehrslandeplatzes notwendig sind. Scandinavian Seaplanes haben als eine notwendige Voraussetzung zum Betreiben des Flugplatzes ebenfalls eine Anbindung an den Ort zur Voraussetzung gemacht. Diese Anbindung kann nach dem von Karen Bauer vorgestellten Konzept die Firma HUF nicht leisten. Damit wird zum Überleben des Verkehrslandeplatzes eine zweite Anbindung notwendig. Diese soll über eine Wegebahn (Bimmelbahn) ausschließlich auf einer festgelegten und genehmigten Strecke vom Flugplatz zum Hafen/Ort mit Haltestelle an der Wilhelmshöhe geschehen. Die Wegebahn soll dabei nicht durch den Ort fahren. Fluggäste bis in das Loog können von Hafen mit Rikschas weitertransportiert werden. Auf Wunsch sollen Fahrgäste mitgenommen werden können. Die Anschaffung einer elektrischen Wegebahn benötigt Zeit. Die erste Verbindung soll jedoch spätestens am 07. April geschehen. Dies kann entweder nur über eine Wegebahn mit Verbrennungsmotor oder über kleine Busse bis zu einer möglichen Übergabe der elektrische Wegebahn geschehen. Es wird wahrscheinlich eine Investition von 200.000,00 € notwendig. Diese Investition kann nur vorgenommen werden, wenn der Gemeinderat die Betreibung der Strecke für mindestens drei Jahre zusichert. Die Betreiber dieses Konzeptes gehen davon aus, dass eine Subventionierung nicht notwendig wird. Auch die Betreibergesellschaft Jugendbildungsstätte/Nordseehotel Freese kann sich eine Kooperation mit HUF vorstellen.

Eine Besucherin weist daraufhin, dass es von Seiten des Landkreises kein Nahverkehrskonzept für Juist im Gegensatz zu Norderney gibt. Hier sollte die Gemeinde mehr Druck auf den Landkreis ausüben, um mögliche finanzielle Mittel einwerben zu können. Darüber hinaus ist nach ihrer Ansicht der Bedarf in den letzten Jahren durch den demografischen Wandel erheblich gestiegen. Um hier möglichst alle Bedürfnisse und Anforderungen aus der Bevölkerung aufzunehmen, wurde vorgeschlagen zu einem möglichen Nahverkehr auf Juist einen Arbeitskreis zu gründen.
Des Weiteren wurde vorgeschlagen für die Juister Bevölkerung ein Monatsticket für den Linienverkehr von HUF oder für einen möglichen Nahverkehr einzuführen. Die HUF-Vertreterin erklärte zu diesem Vorschlag, dass sie die finanziellen Folgen prüfen werde.
Joe Pütz erklärte auf Anfrage, dass das Flugplatzrestaurant noch geschlossen bleiben muss, weil notwendige Sanierungen durchgeführt werden müssen und auch die Wirtschaftlichkeit noch geklärt werden muss.

Aus dem Publikum wird nochmals deutlich herausgestellt, dass die Autofreiheit und damit die Pferde auf der Insel ein extrem hohes Gut sind, welches auch bezahlt werden sollte. Bei der Realisierung des Linienkonzeptes der Firma HUF hat dies, wie durch Karen Bauer dargestellt, auch finanzielle Auswirkungen auf die Inselgemeinde bzw. die Kurverwaltung.

Immer wieder wurde die Frage gestellt, ob mit einer möglichen Inbetriebnahmen der Wegebahn auch für andere Anbieter die Möglichkeit besteht E-Fahrzeuge zu nutzen und auf diesem Wege die Autofreiheit auf der Insel gefährdet sei. Auf diese Frage gibt es aber zurzeit noch keine eindeutige Antwort. Die Verwaltung arbeitet an der Beantwortung dieser wichtigen Frage.

In diesem Zusammenhang wurde herausgestellt, dass ohne die zweite Anbindung durch Scandinavian Seaplanes der Flugplatz wirtschaftlich nicht zu führen sei und die gewerbliche Zulassung verlieren könnte. Dieser mögliche Verlust wird wahrscheinlich nicht mehr umkehrbar sein. Aus dem Publikum wurde darauf hingewiesen, dass durch die Schnellfähren nur noch ein Fenster von drei bis vier Stunden ohne Fähranbindung vorliegt und das für dieses Jahr die Anzahl der Fluggäste wahrscheinlich gering sein werde, weil auf Grund der derzeitigen Lage die Buchungen mit einer Fähre statt mit dem Flugzeug vorgenommen wurden und werden. Belastbare Zahlen für den Flugverkehr unter möglichen neuen Bedingungen könnten damit erst zum Ende des Jahres 2026 vorliegen. Allerdings ist für die Fortführung des Verkehrslandeplatzes nicht unbedingt die Anzahl der Fluggäste entscheidend, sondern die Anzahl der Landungen und die damit verbundenen Landegebühren. Grundsätzlich ist damit die Weiterführung des gewerblichen Verkehrslandeplatzes fraglich. Ein Besucher erklärt, dass der Erhalt des gewerblichen Verkehrslandeplatzes nicht auf Kosten der Autofreiheit geschehen sollte. Eine Mehrheit der Besucher erklärt sich mit einer maximalen Risikobeteiligung von 100.000,00 € der Inselgemeinde einverstanden. Bei einer maximalen Risikobeteiligung von 300.000,00 € durch die Inselgemeinde bei mehr als vier Fahrten am Tag ist die Zustimmung fraglich. Allerdings sollte dann ein Linienverkehr für alle Fuhrbetriebe auf Juist ausgeschrieben werden. So können alle Fuhrbetriebe die Möglichkeit erhalten diesen Service anzubieten. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass eine Subventionierung eines Betriebes auch dazu führen könnte, dass weitere Fuhrbetriebe subventioniert werden sollten.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden durch Mitglieder des Gemeinderates mehrere Fragen an die Zuschauer zur Entwicklung eines Meinungsbildes gestellt. Da es hierzu keine genaue Dokumentation gab, können hier keine eindeutigen Meinungsbilder veröffentlicht werden.

So endete ein intensiver Abend und es wurde deutlich, dass die Diskussion damit noch nicht beendet ist und eine Entscheidung noch aussteht.

TEXT: THOMAS VODDE - FOTO: STEFAN ERDMANN