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INSELMUSEUM: Alles sollte bleiben wie es ist, aber anders werden
Aus dem Küstenmuseum im Juister Ortsteil Loog wurde nun das Inselmuseum! Das vor rund zehn Jahren ins Leben gerufene Umbauprojekt wurde nun mit einer feierlichen Wiedereröffnung beendet. Seit September 20221 war das Museum geschlossen, um eine völlige Neukonzeption auf die Beine zu stellen.
„Ich habe mir nicht träumen lassen, dass es so ein umfangreiches Projekt mit so viel Arbeit sein würde,“ sagte Museumsleiterin Sabine Weers im Gespräch mit JNN, und man merkte ihr sichtlich die Erleichterung an, dass es nun alles nicht nur fertig, sondern auch überaus gelungen ist. Erschwerend kam für sie hinzu, dass sie keine gelernte Museumsleiterin ist und neben dem Projekt ihre sonstige Arbeit im Rathaus als Leiterin vom Hauptamt und der Personalabteilung getan werden musste. Aber auch äußere Einflüsse wie Coronakrise, Ukrainekrieg mit Materialengpässen und -verteuerungen sowie Fachkräftemangel bei Handwerksbetrieben sorgten für immer neue Hürden bis zur Fertigstellung.
Weers begann ihr Eröffnungsansprache ungewöhnlich, nämlich mit einem Gruß von Hans Kolde, der fast dreißig Jahre das Museum geleitet hatte und sich inzwischen im einhundertsten Lebensjahr befindet. Kolde, der seinerzeit schon viele Neuerungen und Verbesserungen einführte, begrüßte die jetzige Neukonzeption ausdrücklich und stellte fest „ich sehe mein Erbe hier gut angetreten.“ Leider konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an der Eröffnung teilnehmen.
Anfänglich stieß das Projekt auf viel Skepsis, denn man hatte ja ein gutes Museum, aber, so Weers etwas ironisch: „dennoch gab es einen klaren Auftrag, es solle alles bleiben, wie es ist, aber es sollte anders werden.“ Hilfe fand sie dabei bei Dr. Nina Hennig von der Ostfriesischen Landschaft, die sie in vielen musealen Fragen beriet und vor allem stellte sie den Kontakt zu der Firma ConCultura GmbH in Bonn her. Sabine Weers: „Ein Geschenk für unser Projekt.“ Das Team, bestehend aus Elke Hartkopf, Rainer Henssler, Rainer Söntgen und Peter Kneip hat sich die Köpfe heiß diskutiert: Welches Thema soll wie dargestellt, welcher Raum soll dafür genutzt werde, was soll an Exponaten bleiben, was kommt neu, was kann weg. Beim weiteren Fortgang der Arbeiten setzten Elke Bokermann und Ute Mächler weitere wichtige Impulse.
Die guten Vorbereitungen führten schließlich dazu, dass der Rat der Investition von rund 1,25 Millionen Euro zustimmte, allerdings war gab es weiterhin viel Kritik und Bedenken. Und fest stand, ohne fremde Hilfe konnte die Inselgemeinde das Projekt nicht stemmen. Nach und nach konkretisierte sich das Förderszenario für das Projekt. Über einen Antrag an die NBank erhielte die Gemeinde Unterstützung aus Mitteln der EU für touristische Infrastruktur. Darüber hinaus haben der Landkreis Aurich, die Nds. Sparkassenstiftung mit der Sparkasse Aurich-Norden, die Klosterkammer Hannover, die Firma Orsted sowie die Juist-Stiftung und der Förderverein Inselmuseum Juist e.V. die Sanierung und Neukonzeption finanziell unterstützt.
Zuerst einmal musste die alte Bausubstanz saniert werden, dann Wände versetzt oder neu eingezogen werden, immer wieder sorgte das alte Gebäude für neue Überraschungen, so dass die Abteilung „Frauenpower“, die Bauunterhaltung mit Carina Janssen-Visser, Jana Otterbach und Frauke Eilers besonders gefordert war, zumal das Vergaberecht wie auch das kommunale Prüfungsamt des Landkreises die Sache nicht vereinfachte. Beim Thema Finanzierung war zudem von der Finanzverwaltung Jutta Beyer sehr mit eingebunden. Ein weiterer Dank ging auch an die Mitarbeiter vom Bauhof, die zahlreiche Dinge im und vor dem Museum sehr kreativ und mit eigenen guten Ideen umsetzten. Hier waren Stjepan Dezic, Claas Stegmaier, Folkert Warfsmann und Axel Schiffel mit beteiligt. Wichtig war hier auch eine größere Spende über den Förderverein von Ernst-Rainer Schnetkamp, denn durch dieses Geld konnte der Vorplatz sehr geschmackvoll gestaltet werden.
Vieles lief auch über die wichtige Schiene der ehrenamtlichen Arbeit. So hat Margrit Pech unzählige Fotos, Prospekte und Dokumente eingescannt. Christiane Wittich von der Juist-Stiftung hat ein neues Logo entwickelt, und damit dem Inselmuseum quasi eine Art Gesicht gegeben. Stefan Erdmann konnte mit zahlreichen Fotos aus seinem Pressearchiv und mit einwandfreiem Plattdeutsch helfen, und Johann Weers hat in mühevoller Kleinarbeit das von Christian Rump zur Verfügung gestellte Modell der „Wappen von Juist“ restauriert, so dass das jahrzehntelange Juister Ausflugsschiff zwischen den anderen hübschen Schiffsmodellen nicht hinten anstehen muss.
Es wurden viele spannende Geschichten von Insulanern geliefert, die wiederum von Insulanern eingelesen wurden; per Knopfdruck können Museumsbesucher sie nun aufrufen und anhören. Ebenso erhielten Sabine Weers und ihr Team zahlreiche Fotos und Exponate mit teils wunderlichen, kuriosen und spannenden Geschichten.
Als erstes Vermittlungsangebot für Kinder gibt es eine Schatzkiste. Elke Bokermann hat das Konzept geliefert und Ana Dezic hat sich um die Gestaltung der Schatzkisten und die Belohnungen am Ende der Schatzsuche gekümmert. Und dank ihrer Hilfe können jetzt Zipfelmützen tragende Familien durch die Ausstellung toben. Weiterhin soll es auch die schon unter Hans Kolde eingeführten jährlich wechselnde Sonderausstellungen geben. Die diesjährige Sonderausstellung heißt „Bilderbücher an der Wand- historische Fliesen in friesischen Stuben", wozu man von Dr. Marianne Gaethgens gleich eine ganze Sammlung historischer Fliesen als Schenkung erhielt.
„Hier wurde als Team etwas Gewaltiges geschaffen“, stellte Bürgermeister Dr. Tjark Goerges fest: „Durch die Umwandlung vom Küsten- zum Inselmuseum stellt das Museum nun auch eine Homage an unsere Heimat da, zudem wird es den Gästen sehr gut das Inselleben mit seiner vielschichtigen Historie vermitteln.“ Blumen und ein Geschenk gab es für Sabine Weers, die innerhalb des Teams explezit die Hauptlast zu tragen hatte.
„Jeder Euro, der hier angelegt wurde, ist gut angelegt,“ stellte Landrat Olaf Meinen fest. Er lobte besonders die vielen Menschen, die Exponate zur Verfügung gestellt hatten oder in anderer Art und Weise ehrenamtlich zum Gelingen des Projektes beitrugen, das sei in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich.
Neben Oliver Löseke, Vorstand der Sparkasse Aurich-Norden, war auch Stiftungsdirektor Dr. Johannes Janssen von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung zur Insel gekommen. In seiner Ansprache wies er darauf hin, dass es in den nächsten Jahren wohl kaum mehr Geld für die Kultur geben werde. Umso wichtiger sei es, dass man wie hier beim Inselmuseum gemeinsam etwas unter Mitwirkung von Ehrenamtlichen durchziehe. Die Ansprüche für Fördermittel der Sparkassenstiftung seien hoch, aber hier hätte man zusammen mit der Sparkasse Aurich-Norden ein Projekt gefunden, welches die Insel und die Region nachhaltig stärke und nach vorne bringe.
Auch die Firma Orsted zählt zu den Sponsoren, dessen Norddeicher Standortleiter Thijs Schless freute sich, dass sein Betrieb auch dabei sei: „Wir sind seit zehn Jahren in Norddeich verankert, verdienen hier unser Geld, aber stecken wiederum auch gerne etwas davon in solche Projekte wie dieses Museum.“ Er freute sich, dass hier schon immer die Erdgas- und Ölförderung in der Nordsee ein wichtiges Thema war, durch die Erweiterung um die Energie durch Windkraft sei auch die Gegenwart im Inselmuseum präsent.
Thomas Koch, Vorsitzender des Fördervereins Inselmuseum, erschien zur Eröffnung in Juister Tracht, im Förderverein sind die Gemeinde, der Heimatverein und die Juist-Stiftung Mitglied. Koch: „Das Museum vermittelt Geschichte und Geschichte vermittelt Werte, aus denen man lernen kann.“ Gerade im Hinblick auf die Jugendherberge in direkter Nachbarschaft sei es ein guter Weg, das Inselmuseum nun mit neuen Techniken ausgestattet zu haben, um es auch für junge Menschen interessant zu machen.
Die Eröffnung wurde von Gemeindemitarbeiter Torsten Schlott souverän moderiert, ebenso wirkte der Juister Shanty Chor zur Auflockerung mit. Für das Catering mit Getränken und einem kleinen Imbiss sorgte das Team der nahegelegenen „Loogster Stuuv“. Im Anschluss wurde das Museum für die Öffentlichkeit frei gegeben, wobei die Interessengemeinschaft Loog für einen Grillstand sorgte und der Gemeinderat einen Getränkewagen besetzte.
Die wichtigsten Aspekte der Baumaßnahme waren das weg vom Küstenmuseum hin zum Inselmuseum mit diesem neuen Schwerpunkt. Neue digitale Techniken hielten Einzug, so kann man kleine Videos ansehen, aufgesprochene Texte anhören, es gibt einen Simulator für einen fiktiven Flug von Norddeich nach Juist, neu sind auch Informationsmappen zu Inselthemen mit vielen alten und auch neuen Fotos, durch Klappen verdeckte Antworten auf Fragen zu Fakten der Insel sowie viele neue Exponate. Auch mit dem Kapitel Juist in den Jahren 1933 bis 1945 geht man offen um und informiert darüber. Dafür wurde an andereren Stellen verkleinert, so der Bereich Natur und z.B. die umfangreiche Sammlung von ausgestopften Vögeln der Insel wurde vollständig entfernt, weil diese Dinge heute sehr umfangreich im Nationalparkhaus gezeigt werden.
Das Foto auf der Startseite zeigt (v.l.n.r.) Thijs Schless (Orsted Norddeich), Dr. Johannes Janssen (Nieders. Sparkassenstiftung), Landrat Olaf Meinen, Museums- und Projektleiterin Sabine Weers, Oliver Löseke (Sparkasse Aurich-Norden), Börgermeister Dr. Tjark Georges, Thomas Koch (Förderkreis Inselmuseum)
Das zweite Foto „Blumen für Sabine“ zeigt Museumsleiterin Sabine Weers mit Bürgermeister Dr. Tjark Goerges. Die weiteren Fotos entstanden beim Empfang und in den neu gestalteten Inselräumen vom Inselmuseum.
FOTOS: THOMAS HÖNSCHEID (1), STEFAN ERDMANN (9)
Anmerkung der Redaktion: JNN wird in der nächsten Zeit nochmal über bestimmte Themen aus dem Inselmuseum berichten, so z.B. über die diesjährige Sonderausstellung mit den Wandfliesen usw.