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Aus der Region: Greenpeace zeigt sich solidarisch mit Borkum und Juist

Beigetragen von JNN am 27. Jul 2022 - 17:13 Uhr

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Ein Greenpeace-Team, bestehend aus Campaigner Till Seidensticker und einer Handvoll ehrenamtlicherHelfer hat in einer zweitägigen Aktion gegen das Gasförder-Vorhaben des niederländischen Unternehmens One-Dyas in Kooperation mit der niedersächsischen Landesregierung protestiert. Hiergegen haben Borkum und Juist gemeinsam geklagt (JNN berichtete), unsere Kollegen von „Borkumerleben“ berichten hier von der Protestaktion und die Kollegin vom "Norderneyer Morgen" informiert dazu aus dem Norderneyer Stadtrat.

Während man am Montag, den 25. Juli, mit einem ca. 14 Meter langen aufblasbaren Wal auf dem Strand vor dem Musikpavillon an der Promenade um Aufmerksamkeit warb, fand am Dienstag, den 26. Juli, eine Protestkundgebung in Form eines bunten Menschenbildes statt, das gemeinsam die Worte „NO NEW GAS!“ abbildete. Die vielen Menschen in farbenfrohen T-Shirts machten bei dieser Protestaktion auf Einladung des Greenpeace- Teams ihrem Unmut Luft, das in Sichtweite des Borkumer Hauptstrandes zukünftig eine Gasförderplattform zu sehen sein soll, mit nicht absehbaren nkatastrophalen Folgen für das artenreich ökologisch sensible Meeresgebiet und die Umwelt im einzigartigen Ökosystem Wattenmeer vor der niederländischen und deutschen Nordseeküste. „Seine Ausbeutung hätte schwerwiegende Folgen für die Flora und Fauna im nahegelegenen Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und UNESCO-Weltnaturerbe“, so Manfred Santen, Greenpeace- Meeresexperte.

Der aufblasbare Wal von Montag sollte auf die Probleme der Meeresbewohner durchextensive Gas- und Ölförderprojekte aufmerksam machen, aber nicht nur für den Protest am Dienstag werben. Laut Till Seidensticker wurde der Wal bewusst gewählt, da er aufgrund unnötiger Gas-Explorationenin der Nordsee vor Borkum und Schiermonnikoog die gefährdete Meeresumwelt allgemein und hier z.B. insbesondere den Schweinswal symbolisiert. Zusätzlich unterstützt er auch sinnbildlich die Kollegen von Greenpeace Australia Pacific in ihrer Arbeit gegen neue Mega-Gasbohrprojekte vor der Küste Westaustraliens. Dort wollen deutsche Firmen wie RWE und Uniper in Gebieten mit riesigen Walpopulationen Erdgas in Form von LNG beziehen und damit handeln.

Am Dienstag, den 26. Julli, um 13:00 Uhr kamen schließlich auf Einladung von Greenpeace, der Unterstützung der Stadt Borkum, der örtlichen Medien und auch des NDR ca. 250 Borkumer sowie Gäste am Nordbad zusammen, um gemeinsam in bunten T-Shirts und den Worten „NO NEWGAS!“ gegen neue Offshore-Gasprojekte zu protestieren.

Eine ganz starke Aktion, der vorwiegend Insulaner und Gäste beiwohnten. Auch die Stadt Borkum zeigte mit Amtsleiter Frank Pahl, Ordnungsamtsleiter Eike Müller sowie der Umweltbeauftragten Sandra Franke Präsenz.

Wie Till Seidensticker auf Nachfrage erklärt, geht es bei der Aktion von Greenpeace natürlich vor allem darum, in der aktuellen Situation auch Solidarität mit Borkum und den Nachbarinseln, mit dem Widerstand hier vor Ort zu bekunden, ohne dabei die gesamtheitlichen Auswirkungen zu vergessen. „Wir glauben, dass der Weg durch Erdgasförderprojekte wie diesem hier der falsche Weg der Handelnden ist und der Fokus sich konsequent auf erneuerbare Energien richten sollte“, so Seidensticker. Und weiter: „Dafür nötig ist zudem ein Ausstiegsgesetz für Öl- und Gasheizungen,
eine Ausbauoffensive für Wärmepumpen und eine massive Beschleunigung der Gebäudedämmung“, kommentiert Meeresexperte Santen. Zudem, wie bereits mehrfach argumentiert, würde Erdgas aus dem Gasfeld in der Nordsee frühestens 2025/2026 zur Verfügung stehen und in der jetzigen Gasmangellage nicht helfen.

Auch auf unserer östlichen Nachbarinsel Norderney zeigte man auf der letzten Ratssitzung dort Solidarität mit Juist und Borkum, wie der „Norderneyer Morgen“ in seiner Ausgabe vom 26. Juli berichtete:

Die Inseln Borkum und Juist haben gegen die geplante Erdgasförderung in der Nordsee Klage eingereicht. Die Klage richtet sich dabei gegen die vom Generaldirektorat in Den Haag an das Unternehmen One-Dyas erteilte Umweltgenehmigung sowie die Erlaubnis zur Gasförderung in der Nordsee, informierte Bürgermeister Frank Ulrichs auf der letzten Ratssitzung des Norderneyer Stadtrates

Eingereicht wurde die Klage bei der Rechtbank in Den Haag und damit bei einem Gericht erster Instanz, das in etwa vergleichbar mit dem Verwaltungsgericht in Oldenburg ist.

Die Klageschrift selbst umfasst immerhin 31 Seiten, in deren umfassender Begründung werden verschiedene negative Umweltauswirkungen, Mängel in der Umweltverträglichkeitsprüfung, Verfahrensmängel und Umweltrisiken angeführt, die aus Sicht der Kläger nicht ausreichend untersucht wurden. Angeschlossen haben sich der Initiative „Saubere Luft Ostfriesland“, die Deutsche Umwelthilfe und mehrere niederländische Umweltverbände und klagen gegen die Genehmigung, berichtete Ulrichs.

„Die Gasmenge, die frühestens ab dem geplanten Förderbeginn Ende 2024 zur Verfügung stehen soll und von One-Dyas an Deutschland geliefert werden könnte, wird weniger als ein Prozent des Gesamtbedarfes an Gas bei uns im Land betragen. Da muss man tatsächlich nach der Sinnhaftigkeit fragen“, kommentierte der Bürgermeister unserer Nachbarinsel und fügte an: „Zu der derzeitig sich aufbauenden Energiekrise wäre das weder kurz- noch langfristig zielführend im Verhältnis zu den Nachteilen und Risiken, die damit einhergehen. Die Genehmigung wurde immerhin für 30 Jahren erteilt.“

Während Norderney in der Vergangenheit immer an der Seite der Nachbarinseln Borkum und Juist stand, „wird sich die Stadt Norderney aus Gründen der Rechtssicherheit nur finanziell einbringen. Dennoch: „Wir stehen hinter der Klage“,so der Bürgermeister.

TEXT: ANDREAS BEHR/BORKUMERLEBEN
und ANJA PAPE/NORDERNEYER MORGEN
FOTOS: ANDREAS BEHR und WOLFRAM KASTL/GREENPEACE

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