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Freiwillige Feuerwehr: Juist war zum dritten Mal in diesem Sommer das Glück hold

Beigetragen von S.Erdmann am 18. Aug 2021 - 12:28 Uhr

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„Die Insel Juist hat wieder einmal großes Glück gehabt, weil der Tornado am Montagabend nur über unbewohntes Gebiet über die Insel gezogen ist,“ stellte Gemeindebrandmeister Thomas Breeden in einer Nachbetrachtung der Ereignisse vom Montagabend fest. So bedauerlich der entstandene Schaden für den Inhaber der Strandkörbe auch sei, habe man Glück im Unglück gehabt.

„Wäre der Tornado einen Kilometer westlicher über die Insel und somit über den Ort gezogen, dann hätte das schlimme Folgen gehabt,“ so der Feuerwehrchef weiter. Im Gegensatz zu Großheide, wo der Tornado mit voller Wucht wütete und große Schäden an mehr als 50 Häusern anrichtete, handelt es sich beim Juister Ort um keine ländliche Gegend, sondern um eine sehr dichte Bebauung. Zudem halten sich dort in der noch laufenden Hauptsaison sehr viele Menschen auf. Breeden: „Auf jedem Balkon stehen Gartenmöbel, teilweise Blumenkübel, im Ort überall Fahrräder. Nicht auszudenken, wenn das alles durch die Luft gewirbelt wäre.“ Dass es in Großheide angesichts der großen Schäden keine Verletzten gab, grenzt an ein Wunder, bei den vielen Menschen im Ort hätte es hier sicher anders ausgesehen, vermutet Breeden.

Damit hatte Juist zum dritten Mal in Folge in diesem Sommer großes Glück gehabt. Drei Wochen zuvor ist durch starke Regenfälle die Innenstadt unserer Nachbarinsel Norderney abgesoffen. Zu dem Zeitpunkt, als sich der Regen dort ergoss, waren einige Mitglieder der Juister Wehr zufällig ganz dicht an Norderney dran, nämlich zur Kontrolle des Notweges auf dem Kalfamer, und selbst dort fiel kein einziger Tropfen. Einige Wochen zuvor stand infolge Sturzregens die Stadt Borkum unter Wasser, auch hier hatte Juist nichts abbekommen. Trotzdem sind die Rettungskräfte auf Juist für solche Wetterextreme sensibilisiert und beobachten solche Entwicklungen dann genau.

Wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes gegenüber der Presse mitteilte, handelte es sich am Montag um einen Tornado der Stufe F2 mit geschätzten Rotationswindgeschwindigkeiten von rund 180 bis 250 Stundenkilometern. Dieser riss in Großheide sogar „massive Gebäudeteile“ aus den Häusern. Tornados dieser Stärke würde es laut DWD nur wenige Male im Jahr in Deutschland geben. Leider gebe es kaum Möglichkeiten, vor Tornados zu warnen, da das Geschehen zu dynamisch sei.

Zudem gehen die Wetterexperten davon aus, dass es sich bei dem Tornado auf Juist und Großheide um denselben handelt. Er zog von See kommend über das Ostbad, wo die großen Schäden entstanden. Dann durch die Dünen nördlich vom Haus Eckart und dem Inselhospiz sowie an den Fuhrbetrieben vorbei. Am dichtesten war er wohl am Haus „Prochnow“ (Ecke Flugplatzstraße/Jaguarpad zu den Goldfischteichen) vorbeigegangen, denn nur wenige Meter dahinter lag ein Baum auf der Straße. Am Haus selbst waren keine Schäden entstanden, und die Gäste sowie eine dort lebende Anwohnerin hatte nichts bemerkt, wohl auch, weil sich eine schützende Düne zwischen Tornado und Haus befand. Anschließend zog er über den Ostheller und Watt in Richtung Festland, wo er östlich von Norddeich wieder auf festes Land kam und in Richtung Großheide zog.

Der letzte große Schaden, der auf Juist durch eine Windhose entstanden ist, liegt lange zurück. Am 17. Juli 1987 gab es gegen 19:15 Uhr einen Gewittersturm, es bildete sich eine Windhose zwischen Festland und Juist, die am Flugplatz auf die Insel traf. Ein Segelboot kippte um und wurde stark beschädigt, am Flugplatz selbst passierte nichts, obwohl der Windmesser auf dem Tower zeitweise am Anschlag (100 Knoten = 185 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit) stand. Wohl aber hatte die Windhose ein Pferdegespann auf dem Wendeplatz umgeworfen, wobei drei Personen leicht verletzt wurden. Dann traf er auf das Kinderheim der Stadt Altena, dass binnen Sekunden verwüstet war und ohne Dach und Südwand da stand. (Siehe unser Schwarzweiß-Archivfoto unten) Obwohl eine Jugendgruppe im Haus war, gab es hier wie durch ein Wunder keine Verletzten. Das Trümmerfeld zog sich rund 500 Meter in nördliche Richtung hin, selbst am Strand wurden noch Koffer der Kinder gefunden. Am Kinderheim entstand ein Schaden von rund 120.000 DM, weitere 10.000 Mark Schaden hatte der Zirkus „Kaiser“, der auf der Insel gastierte und dessen Zelt infolge Sturm und Regenmassen binnen Sekunden zu Boden gerissen wurde. Bereits vier Tage später fand ein zusätzlicher „Inselabend“ mit den Juister Vereinen im „Haus des Kurgastes“ statt, wo ein Reinerlös von 3.100 Mark für den Zirkus erzielt werden konnte, um damit einen Teil des Schadens abzumildern.

TEXT: STEFAN ERDMANN – Rückblick 1987: INSELZEITUNG „DIESE WOCHE“

FOTO: STEFAN ERDMANN – ARCHIVFOTO 1987: BIRGIT KOLDE

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