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Rat und Verwaltung: Aus dem alten „Kompass“ soll das „Carl STEAKmann“ werden
Der ehemalige „Kompass“ (davor „Bahnhofsgaststätte“) soll zukünftig als Gastronomiebetrieb unter dem neuen Namen „Carl STEAKmann“ (in Anlehnung an den Standort in der Carl-Stegmann-Straße) betrieben werden. Das Gebäude, der ehemalige Inselbahnhof, gehört der AG Reederei Norden-Frisia, die es aber seit 1987 nicht mehr selbst nutzt. Seit dem Bau im Jahre 1936 wurde der Ostteil als Gaststätte verpachtet. Die neuen Pächter Axel Rippe (Baumanns, Hohe Düne, Lüttje Teehuus) und Björn Bolte (Hotel Friesenhof, Küchenwerkstatt) stellten nun auf der Bau- und Umweltausschusssitzung am Montagabend die Planungen vor.
„Es gibt auf Juist zu wenig Gastronomieplätze, daher haben wir uns mit dem Objekt angefreundet“, nannte Bolte die Grundlage für die Übernahme. Nachdem die angrenzende Oldenburgische Landesbank sich von Juist im Herbst verabschiedet, hat man auch diese Räumlichkeiten dazu bekommen. Hier sollen unter anderem eine Eventküche und die Behindertentoilette ihren Platz finden. Im Außenbereich soll der komplette Platz östlich des Gebäudes eine Art Biergarten werden, wobei die Pächter mit diesem Begriff nicht glücklich sind, da man sich dabei eher flexible Festzeltgarnituren vorstellt. Hier soll alles in Hartholz gehalten werden und gemütliche Sitzecken mit Windschutz entstehen. Zur Bewirtung sollen gastronomische Container aufgestellt werden, die ebenfalls optisch zum Gesamtbild passen werden. Rund 100 Plätze werden im Außenbereich entstehen.
Knackpunkt ist indes der Südbereich unterhalb der alten Bahnhofsmauer. Hier war früher der Bahnsteig der Inselbahn, Vorpächter Derk Rose nutzte diesen Bereich als Terrasse, und die neuen Pächter möchten hier aber – auch damit sich das Projekt rechne – überdachte Sitzplätze in einer Art Wintergarten errichten. Für einen Ganzjahresbetrieb sei der jetzige Innenbereich nicht ausreichend. Zudem ergibt sich ein weiteres Problem, denn aufgrund neuer Bestimmungen ist plötzlich das Grillen unter freiem Himmel zu gewerblichen Zwecken nicht mehr möglich. Daher soll für die Speisenzubereitung ein weiteres Gebäude her. Während die Fläche im alten Bebauungsplan noch zur bebauten Ortslage gehörte, sei dieser Bereich im neuen Plan, der derzeit in Arbeit ist, nicht mehr aufgeführt. Die Pächter wünschen sich daher eine entsprechende Änderung des Bebauungsplanes und eine textliche Festsetzung auf die Errichtung für zwei Gebäude. In dem neuen Innenraum sollen rund 60 Plätze entstehen.
Hierzu ist eine weitere Bebauungsplanänderung vonnöten, stellte Bauamtsleiterin Karoline Engel fest. Ein solches Gebäude auf dem ehemaligen Bahnsteig muss zudem politisch gewollt sein, weil es direkt im Eingangsbereich der Insel liegt und der Wintergarten ein erheblicher Eingriff in das Ortsbild darstelle. Bauausschussvorsitzender Hans-Ludwig de Vries (CDU) stellt klar, dass dort in jedem Fall etwas Neues hinmüsste, er geht daher davon aus, dass ein entsprechender Weg gefunden werde.
Der Bebauungsplan 1, zu dem auch die Carl-Stegmann-Straße gehört, für die Ortsmitte war außerdem Punkt der Tagesordnung, wobei es hier um den Wiedereinstieg in das Verfahren der Neuaufstellung ging. Dazu war eine Mitarbeiterin vom Planungsbüro NWP angereist, die darauf hinwies, dass diese Projekt schon länger laufe. Zuletzt sei 2018 eine Endfassung des Planes eingereicht worden, die aber vom Landkreis nicht akzeptiert wurde. Teileweise handelte es sich um größere Dinge, wie die Schaffung von Dauerwohnungen, Belange des Küstenschutzes, andererseits um Kleinigkeiten, so war z.B. der Eintrag „Restaurationsbetrieb“ nicht zulässig und musste in „Schank- und Speisewirtschaft“ geändert werden. All diese Dinge wurden jetzt aber eingearbeitet, von der damaligen Grundsatzplanung sei man aber nicht abgerückt, so dass nun eine erneute öffentliche Auslegung und Anhörung der Träger öffentlicher Belange erfolgen können.
Gerhard Jacobs (CDU) sah das indes anders. Ihm war unverständlich, warum die Festsetzung der Mindestgrundstücksgrößen raus sei, was dazu führen kann, dass Grundstücke getrennt werden, um mehr Wohnungen für mehr Eigentümer bauen zu können. Zudem war ihm auch der Alte Bahnhof aufgestoßen, wo zwar der Bereich des Nationalparkhauses nun als Fläche für den Gemeinbedarf ausgewiesen sei, der Rest aber als Sondergebiet 1 und nicht mehr als Sondergebiet für die Gastronomie. Jacobs: „Jetzt ist in dem Bereich alles möglich, das heißt, in fünf Jahren kann dort alles voller Wohnungen sein. Das trage ich hier nicht mit“. Auch Jan Doyen-Waldecker (Pro Juist) und Arend Janssen-Visser (CDU) stimmten gegen die weiteren Verfahrensschritte zur Planaufstellung. Lediglich de Vries votierte dafür, denn das fünfte Ausschussmitglied Meint Habbinga (Pro Juist) enthielt sich der Stimme. Das letzte Wort hat nun der Gemeinderat am 10. September.
Unser Foto auf der Startseite zeigt die ehemalige Terrasse vom „Kampass“ auf dem Gebiet, wo früher der Bahnsteig der Inselbahn war. Im neuen Bebauungsplan gibt es diesen Bereich nicht mehr als Nutzfläche für die Gastronomie.
Die weiteren beiden Fotos zeigen das Gebäude zum gegenwärtigen Zeitpunkt, wo derzeit umfangreiche Innenarbeiten stattfinden, das dritte Foto ist ein Blick auf die Außenfläche, die zukünftig rund einhundert Außenplätze erhalten soll.
JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN