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Aus der Region: Weiterhin keine Tagestouristen auf den Ostfriesischen Inseln

Beigetragen von S.Erdmann am 05. Jun 2020 - 17:11 Uhr

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Eine neue Allgemeinverfügung des Landkreises Aurich über die Einschränkung des Tagestourismus auf den Inseln Norderney, Baltrum und Juist zum Schutz der Bevölkerung vor der Verbreitung des Corona-Virus wurde heute herausgegeben. Kern der Verfügung ist, dass der Aufenthalt von Tagestouristen auf den Inseln Norderney, Baltrum und Juist weiterhin untersagt bleibt.

Nachdem das Land Niedersachsen alle Beschränkungen für die Inseln ab Montag aufheben will, haben diese sich einmütig gegen den Start des Tagestourismus ausgesprochen. Auch von den Inselversorgungsreedereien wurde dieses begrüßt, obwohl es auch Einnahmeverluste bedeutet. Allerdings bestehen Einschränkungen bei der Zahl der Fahrgäste an Bord, sodass es bei den zusätzlichen Tagesgästen Probleme mit der Transportkapazität geben könnte.

Analog zum Landkreis Aurich gibt es gleichlautende Verfügungen der anderen Landkreise für ein Verbot von Tagesgästen auf den Insel, die Verfügung des Landkreises Wittmund für Langeoog und Spiekeroog liegt JNN ebenfalls vor. Auch die Landkreise Leer wollen für Borkum und Friesland für Wangerooge eine solche Verordnung herausgeben.

Für das zu Schleswig-Holstein gehörende Helgoland – welches aber seine ganzjährige Hauptverbindung vom niedersächsischen Cuxhaven hat - gibt es nach Angaben der Reederei Cassen Eils zurzeit die Beschränkung, pro Schiff nicht mehr als 100 Tagesgäste an Bord zu lassen. Derzeit wird Helgoland von Cuxhaven, Büsum und Hamburg (Cat) angelaufen. Von Bremerhaven gibt es noch keine Fahrten, die dort sonst eingesetzte „Fair Lady“ wird derzeit als Zusatzschiff von Cuxhaven eingesetzt, falls zu viele Fahrgäste für das Stammschiff MS „Helgoland“ auflaufen.

Ebenfalls starten sollen in der kommenden Woche wieder die Ausflugsfahrten, unter anderem auch von Juist aus mit der im vergangenen Winter sanierten „Wappen von Juist“. Allerdings geht es noch nicht auf die anderen Inseln, weil aufgrund der Verfügung ja keine Tagesgäste auf diesen zugelassen sind. Die Verfügung formuliert es nämlich wie folgt: „Tagestouristen sind Personen, die einen Ort, eine Region oder eine Sehenswürdigkeit für lediglich einen Tag oder auch nur stundenweise besuchen, ohne hier zu übernachten.“

Der Segelklub Juist (SKJ), der seit dieser Woche seinen Hafen wieder geöffnet hat, allerdings nicht mit voller Belegung der Liegeplätze, weist ebenfalls alle Bootseigner an der Küste darauf hin, dass sie die Insel nur anlaufen dürfen, wenn sie auch mindestens eine Nacht im Juister Hafen verbleiben.

Ausführlich ist die Begründung in der Verfügung, warum es erst mal keine Tagesgäste auf den Inseln gibt, diese wollen wir hier gerne in Auszügen wiedergeben:

"Neben den vom Landkreis Aurich getroffenen Maßnahmen hat das Land Niedersachsen mit den Verordnungen über infektionsschützende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus eine zunächst sehr weitgehende Schließung des öffentlichen Lebens und auch der Privatwirtschaft bewirkt.

Damit konnte das Infektionsgeschehen wesentlich verlangsamt werden. Das rechtfertigte die durch weitere Verordnungen bekanntgegebenen schrittweisen Rücknahmen von Verboten und Einschränkungen. Die Änderungsverordnung vom 5. Juni 2020 sieht insgesamt weitere Lockerungsmaßnahmen vor, die auch den Landkreis Aurich als stark frequentierte Tourismusregion betreffen. Insbesondere sieht die Änderungsverordnung vor, die bisher in § 7a geregelten Restriktionen zu den Inseln zu streichen, wodurch der Tagestourismus auf den Inseln zugelassen werden würde.

Es besteht auf den Fähren sowie auf den Inseln jedoch weiterhin ein erhöhtes Risiko von Personenansammlungen zahlreicher, untereinander nicht bekannter Personen, welches durch die Zulassung des Tagestourismus in erheblichem Maße verstärkt werden würde und bei welchen das Corona-Virus besonders leicht übertragen werden kann. Mangels Bekanntheit der Personen untereinander wird die Fallfindung mit Absonderung von Erkrankten und engen Kontaktpersonen erschwert sein, wenn nicht gar unmöglich. Insbesondere existiert noch kein System, welches die Erfassung der Kontaktdaten von Tagestouristen sicherstellen kann. Dies vor dem Hintergrund, dass bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie die Kontaktpersonennachverfolgung einer der wesentlichen Pfeiler ist. Auch wenn sich das Infektionsgeschehen aufgrund der vom Land Niedersachsen und vom Landkreis Aurich ergriffenen Maßnahmen in letzter Zeit verlangsamt hat und insbesondere die Zahl der Neuinfektionen sowie die Zahl der tatsächlich Infizierten im Landkreis Aurich mäßig steigt, besteht die Gefahr der Verbreitung der Infektion mit dem Corona-Virus und die daran anknüpfende Gefahr der mangelnden hinreichenden Behandelbarkeit schwer verlaufender Erkrankungen wegen fehlender spezifischer Behandlungsmöglichkeiten und nicht unbegrenzt verfügbarer Krankenhausbehandlungsplätze fort.

Bei einem schweren Krankheitsverlauf wäre gegebenenfalls unter großem Aufwand ein Transport mittels Boot oder Hubschrauber unter Einhaltung eines besonders strengen Hygienestandards von den Inseln auf das Festland notwendig. Bei einem unkontrollierten Anstieg der Infektionszahlen auf den Inseln und eine damit möglicherweise einhergehende steigende Notwendigkeit intensivmedizinischer Behandlungen wird auch aufgrund begrenzt zur Verfügung stehender geeigneter Hubschrauber der schnellstmögliche Transport auf das Festland nur schwer möglich sein.

Die mit dieser Allgemeinverfügung getroffene Maßnahme ist daher verhältnismäßig. Die getroffene Maßnahme verhindert, dass durch den zusätzlichen Aufenthalt von Tagestouristen auf den Inseln unkontrollierte Ansammlungen von Personen entstehen. Die getroffene Maßnahme ist zur Erreichung der infektionsschutzrechtlichen Ziele auch erforderlich. Dabei ist zu berücksichtigen, dass an die Erforderlichkeit im vorliegenden Fall erhöhte Anforderungen zu stellen sind."

Zu unserem Foto:
Der Ausflugsverkehr von den Insel- und Küstenhäfen an der deutschen Nordseeküste kann wieder anlaufen. Unser Foto zeigt die – um vergangenen Winter um fünf Meter verlängerte – „Wega II“ der Reederei Cassen Eils, die das Schiff für Fahrten von Fedderwardersiel einsetzt.

TEXT: STEFAN ERDMANN und LANDKREIS AURICH

JNN-FOTO: REEDEREI CASSEN EILS