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Aus der Region: Küstenschutzmaßnahmen: Juist, Langeoog und Wangerooge im Fokus
Sie stellten den Küstenschutz auf den Inseln auf eine harte Probe: Insbesondere die ungewöhnliche Kette von Sturmfluten mit Wasserständen von bis zu zwei Metern über dem mittleren Tidehochwasser hatten Anfang Februar Dünenabbrüche und Strandrückgänge auf allen Ostfriesischen Inseln zur Folge.
Die Bewertung der im Winter entstandenen Schäden durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ist nach Ende der Sturmflutsaison nun abgeschlossen. Konkrete Handlungsbedarfe erblickt der NLWKN auf Juist, Langeoog und Wangerooge.
Auf Grundlage sorgfältiger Analysen der aktuellen Situation der Schutzdünen hatten sich die Experten in den vergangenen Wochen und Monaten ein detailliertes Lagebild auf den einzelnen Inseln gemacht. „Es handelt sich um einen sehr dynamischen Raum, der ständig in Bewegung ist. Die genaue Entwicklung hängt letztlich von der Anzahl und Schwere der während der Saison zwischen Oktober und April eingetretenen Sturmfluten ab", erläutert Prof. Frank Thorenz, Leiter der für den Schutz der Inseln zuständigen NLWKN-Betriebsstelle Norden-Norderney. Umfangreichere Küstenschutzmaßnahmen sind witterungsbedingt erst nach Ende des Winterhalbjahres durchführbar. Aufgrund der festgestellten Bedarfe rücken 2020 dabei die Inseln Juist, Langeoog und Wangerooge in den Blick.
So muss auf Juist im Bereich der Bill eine kleinräumige Dünenlücke geschlossen werden, um den Sturmflutschutz hier wieder vollständig herzustellen. Rund 15.000 Kubikmeter Sand sollen dabei helfen, die vorhandene Schutzdünenstruktur zu verstärken und zu schließen. „Die Maßnahmen werden intensiv in das Umfeld eingepasst, naturnah gestaltet und anschließend mit Strandhafer bepflanzt", verweist Thorenz auf das Bewusstsein der Küstenschützer für den sensiblen Naturraum, in dem die Maßnahmen auf den ostfriesischen Inseln stattfinden. Die Arbeiten sollen im Sommer nach der Brutzeit beginnen und bis zum Herbst abgeschlossen sein.
Auf Langeoog steht die Schutzdüne vor dem Pirolatal seit langem im Fokus des Küstenschutzes - litt dieser Inselbereich doch bereits in den vergangenen Jahren zunehmend unter Sandmangel. Zuletzt waren 2017 und 2018 der Strand zum Ausgleich der fehlenden Sandmengen sowie ein Sanddepot zum Schutz der Düne aufgespült worden. „Diese Maßnahme hat große Teile der eigentlichen Schutzdüne seitdem wirksam vor Erosionen geschützt. Sie hat ihre Funktion voll erfüllt", erklärt Frank Thorenz. Durch das Sturmflutgeschehen wurde der eingebrachte Sand inzwischen auf einer Länge von rund 700 Metern vollständig abgetragen. In den übrigen Abschnitten ist das Depot erheblich erodiert und das Strandniveau zurückgegangen.
Noch in diesem Jahr ist deshalb eine Aufspülung auf einer Länge von knapp zwei Kilometern erforderlich, um die Sturmflutsicherheit vor dem Pirolatal wiederherzustellen. Im Rahmen der Maßnahme sollen insgesamt mehr als 700.000 Kubikmeter Sand eingespült werden. Das Material hierzu wird aus dem dynamischen Fahrwasser der vor Langeoog verlaufenden Accumer Ee gewonnen. Die umfangreiche Strandaufspülung wurde vom NLWKN bereits ausgeschrieben - ein Beginn ist im Frühsommer geplant. Rechtzeitig vor der Sturmflutsaison im September soll die Maßnahme abgeschlossen sein.
Die auf Langeoog und anderen Inseln praktizierten Sandaufspülungen zum Ausgleich von Sedimentdefiziten haben sich nach Ansicht der Küstenschützer bewährt. „Das Prinzip des Bauens mit der Natur (building with nature) ist weltweit als sehr nachhaltiges Küstenschutzkonzept für solch sensible Bereiche wie die ostfriesischen Inseln bekannt. Der NLWKN kooperiert zudem im Rahmen eines gleichnamigen EU-Projektes sehr eng mit niederländischen, dänischen und belgischen Partnern. Ziel ist es, das Verständnis der Wirkungen und der Ausführung von Strandaufspülungen weiter zu verbessern", betont Prof. Thorenz.
Auch auf Wangerooge findet das bewährte Schutzkonzept Anwendung: Hier hatten die Sturmfluten des vergangenen Winters das vorgelagerte Sanddepot im Bereich der Nordostdünen auf Höhe des Strandübergangs Bootsweg in großen Teilen abgetragen. Es muss zum Schutz des eigentlichen Dünenkörpers wiederaufgebaut werden. Zuletzt war dies im Jahr 2018 geschehen. Vorgesehen ist der Einbau von rund 30.000 Kubikmetern Sand auf einer Länger von ca. 600 Metern, die im Osten der Insel gewonnen werden. Die Maßnahme ist durch den NLWKN bereits ausgeschrieben. Ein Baubeginn ist für Mai geplant.
Ergänzt werden sollen die umfangreichen Aufspülungsvorhaben auf den ostfriesischen Inseln durch Sandfangmaßnahmen am Dünenfuß: Diese werden mit Buschzäunen als naturnahe Maßnahme umgesetzt. „Ziel ist es, den vom Wind transportierten Sand einzufangen und so erodierte Bereiche des Dünenfußes wieder aufzubauen. Auf diese Weise entsteht ein zusätzliches Sandpolster zum Schutz der eigentlichen Dünen", erklärt Thorenz das dem Schneefangzaun ähnelnde Prinzip.
Mit der Umsetzung der geplanten Maßnahmen wird der NLWKN die Sturmflutsicherheit auf den Inseln bis zur kommenden Sturmflutsaison wiederherstellen. Alle Aktivitäten werden in enger Abstimmung mit den Inselgemeinden und der Nationalparkverwaltung umgesetzt. Insgesamt werden für Küstenschutzmaßnahmen auf den Inseln in diesem Jahr mehr als 9 Millionen Euro aus der Bund-Länder Gemeinschaftaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes investiert.
TEXT: PRESSEMITTEILUNG NLWKN/NDS. LANDESBETRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NATURSCHUTZ