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Aus der Region: Bei jungen Juistern gehörte Ronan O´Rahilly in den 60ern dazu

Beigetragen von S.Erdmann am 21. Apr 2020 - 15:04 Uhr

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Am Montagnachmittag verstarb in Irland kurz vor seinem 80. Geburtstag Ronan O´Rahilly, der 1964 mit „Radio Caroline“ den erfolgreichsten Seesender der Welt gründete. In den sechziger Jahren gab es Millionen von musikbegeisterten jungen Hörern, für die „Radio Caroline“ die Alternative zum damals eher biederen staatlichen Rundfunk war. Auch auf Juist war der Sender gut zu empfangen und wurde in den 60ern und 70ern hier viel gehört

1963 war O´Rahilli 23 Jahr alt, er verfügte über Rebellenblut (sein Großvater Michael wird als irischer Freiheitskämpfer in einem Gedicht besungen), und wirkte als Manager mehrere Pop-Musiker (z.B. Georgie Fame) mit eigenem Plattenlabel. Er versuchte mehrfach, seine Platten bei der BBC und Radio Luxemburg ins Programm zu bringen. Doch die spielten nur Musik von Plattenfirmen, die dafür tüchtig zahlten. Fasziniert von dem niederländischen Piratensender „Radio Veronica“ beschloss O´Rahilly daher, einen eigenen Sender ins Leben zu rufen.

Er erwarb die dänische Fähre „Frederica“ und rüstete sie zu einem Sendeschiff um. Am 28. März 1964 nahm „Radio Caroline“ den Sendebetrieb vor der Küste von Essex auf. Als Ire und Katholik wählte er den Namen der Tochter des Mannes, der als erster Katholik irischer Abstammung Präsident der USA wurde: John F. Kennedy.

Bereits Anfang Juli gab es eine Fusion mit einem weiteren Seesender, neben der „Frederica“ stand nun auch die „Mi Amigo“, ein ehemaliger deutscher Küstenfrachter, zur Verfügung. Durch entsprechende Verlegung eines Schiffes vor die Isle of man war bald ganz England zu erreichen, man zählte in dieser Zeit rund neun Millionen Hörer.

Werbekunden sorgten für rasche finanzielle Sicherheit, besonders für die Plattenindustrie war „Radio Caroline“ ein Segen, denn die populäre Beatmusik wurde beim Platzhirsch BBC nur eine Stunde in der Woche gespielt, bei Caroline 24 Stunden pro Tag. Und nur wenn Musik gespielt wird, werden Tonträger verkauft. „Love, peace an good music“ war das Credo von Ronan O´Rhailly und seines Sender.

Durch die starken Sender und die guten Ausbreitungsbedingungen der Mittelwelle über Wasserflächen hatte man eine große Hörerschaft in ganz Nordeuropa, auch hier in Norddeutschland und Ostfriesland. DJs des Senders waren zu der Zeit so bekannt wie die Musikgruppen, die sie spielten. Auch Dave Lee Travis, der den beliebten „Beatclub“ von Radio Bremen im deutschen Fernsehen ab 1967 gemeinsam mit Uschi Nerke moderierte, kam von „Radio Caroline“.

Nachdem ein wahrer Boom von Seesender begann und vor Englands Küsten funkten, mache die englische Regierung am 1. August 1967 dem Spuk ein Ende, indem man die Straßburger Konvention gegen Piratensender ratifizierte, was die Unterstützung von Land aus (Versorgung, Werbung usw.) untersagte. Wieder war es Ronan O´Rhailly, der sich dem nicht beugen wollte und den Caroline-Verwaltungssitz nach Amsterdam verlegte. Mit internationaler Werbung und der Versorgung durch niederländische Tender machte er weiter, jetzt als „Radio Caroline International“.

Mehrmals musste der Sendebetrieb unterbrochen werden, die „Frederica“ wurde 1972 in den Niederlanden abgewrackt. Aber auch als 1974 die Niederlande die Konvention gegen Seesender ebenfalls als letzter Nordsee-Anrainerstaat ratifizierte, sendete „Radio Caroline“ und seine belgische Schwesterstation „Radio Mi Amigo“, die sich ebenfalls an Bord befand, weiter, jetzt operierte man von Spanien aus.

Nachdem das Sendeschiff „Mi Amigo“ 1980 in der Themsemündung sank, kam mit der „Ross Revenge“ ein neues Schiff. Bis 1990 sendet man noch von See aus, heute ist „Radio Caroline“ ein legaler Sender in England.

Auch wirkte O'Rahilly bei der Produktion einiger Filme mit, außerdem war er Manager des australischen Schauspielers George Lazenby, bekannt durch die Titelrolle in „James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät“. Gerne hätte er auch einen Piratenseesender gegründet, doch das lief ihm nicht mit. Im Jahr 2013 ging Ronan O´Rhailly zurück nach Irland, nachdem bei ihm eine fortgeschrittene vaskuläre Demenz diagnostiziert worden war.

JNN-FOTOS: RADIO CAROLINE

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