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Freiwillige Feuerwehr

Freiwillige Feuerwehr: Fehlender Neubau wirbelt Bedarfsplanung der Wehr durcheinander

Beigetragen von JNN am 12. Jan 2020 - 19:51 Uhr

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Behinderungen und Anpöbeleien von Rettungskräften, die Einführung einer Pflichtfeuerwehr auf Wangerooge, Fahrzeuge ohne Ersatzteile und ein fehlender Neubau eines Feuerwehrgerätehauses, der nun die gesamte Bedarfsplanung durcheinander bringt. Es gab reichliche Themen, zu denen Gemeindebrandmeister Thomas Breeden auf der Jahreshauptversammlung der Wehr klar und deutlich Stellung bezog. JNN bringt daherl die Ansprache im kompletten Wortlaut an eine größere Öffentlichkeit, Sie finden dieses hier unter „Weiterlesen“.

„In was für einer Welt leben wir? Rettungskräfte und Polizisten werden angepöbelt, bei Ihrer doch so wichtigen Aufgabe behindert! Sogar, wie in Augsburg geschehen, zu Tode geprügelt.

Und das wohl wesentliche, die Verantwortlichen scheint es nur ganz wenig oder gar nicht zu interessieren. Von unglücklichen Vorfällen ist die Rede…… Fast nicht zu glauben und schon gar nicht wenn es um freiwillige Rettungskräfte geht!
Beim letzten Jahreswechsel werden in der Bundeshauptstadt Feuerwehrkameraden mit Pyrotechnik beschossen. Zivilcourage wird bestraft und mit Körperverletzungen und sogar dem Tod bezahlt.

Für mich alles unfaßbar! - Nun wird der aufmerksame Zuhörer denken und fragen, was hat das alles mit Juist zu tun?

Ja, wir leben auf einer beschaulichen Insel, und hier ticken ja bekanntlich die Uhren anders, aber im Kleinen sind wir hier auf demselben Weg. Wurde doch bereits der Rettungsdienst angepöbelt und behindert und auch in unserem Dienst erleben wir das. Die Fahrzeuge stinken und muß das sein? Sind da noch die geringsten Aussagen. Beim Einparken in die Fahrzeughalle haben wir jedes Mal Ärger mit Passanten die einfach nicht einsehen wollen, daß es dort sehr eng ist und die Posten die die Mittelstraße an der Ost sowie Westseite absperren sollen werden ignoriert, angepöbelt und teilweise beschimpft. Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz der Fahrzeugführer die im Falle eines Unfalles noch zur Rechenschaft gezogen werden. Unglaubliche Zustände auf die wir seit Jahren hinweisen!
Und auch hier scheint es die verantwortlichen Damen und Herren nicht zu interessieren!

Ist doch der Neubau eines Feuerwehrhauses seit Jahrzehnten in Planung. Raus aus dem Dorf mit den schweren Fahrzeugen, endlich genügend und auch für die Zukunft ausreichend Platz, vernünftige Sozial und Sanitärräume.

Und das alles haben wir uns nicht ausgedacht sondern ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Dazu muss man wissen, dass das vorhandene Gebäude in der Mittelstraße von der Feuerwehrunfallkasse seit über 30 Jahren nicht mehr zugelassen ist.

Seit dem der Landkreis nun ein Bauschild im Zwischendeichgelände aufgestellt hat, gratulieren mir Juister und Gäste, dass es ja nun endlich los zu gehen scheint.

Aber der Schein trügt denn die Idee unserer Feuerwehr das neue Gebäude dort zu platzieren hat die Besatzung des Rathauses nur wenig interessiert, viel mehr haben die Verantwortlichen des Landkreises die Idee aufgenommen und bauen jetzt. Wir, die verantwortlich sind für den Brandschutz und die Hilfeleistung zu sorgen, gucken mal wieder in die Röhre!

Das haben sogar überirdische Wesen bemerkt und nach dem Sachstand des neuen Feuerwehrhauses gefragt. Es bekam zur Antwort sie würden noch den Spaten suchen um die Grundsteinlegung vorzunehmen. Wieder ist ein Jahr vergangen aber der Spaten ist mittlerweile da. Im Rathaus persönlich vom Nikolaus abgegeben.

Die Wogen überschlagen sich aber es ist nun mal die Pflicht einer Kommune den Brandschutz sicher zu stellen! Und nur aus diesem Grund leisten über 50 Juister Ihren Dienst für die Juister und Ihre Gäste. Von einigen Mitbürgern sicher belächelt, zugeben wird das zwar keiner aber man könnte schon mal den Eindruck haben, nicht ernst genommen zu werden. Dabei haben wir eine größere Macht als gedacht!

Einmal den Laden geschlossen gibt es keinerlei Grundlage mehr für jegliche Existenz!

Und ich erinnere daran, dass wir das alle freiwillig leisten und das auch noch sehr gerne!

Uns fehlt nur das nötige Arbeitsgerät! Ohne einen Neubau wird sich die Fahrzeugneubeschaffung verzögern und der Brandschutzbedarfsplan, übrigens vom Gemeinderat einstimmig beschlossen, mit einem Mal überflüssig! Für das LF8/6 gibt es heute schon keine Ersatzteile mehr. Eine Neubeschaffung ist seit über 2 Jahren in der Planung aber das neu zu beschaffende Fahrzeug paßt nicht mehr in das Gebäude in der Mittelstraße.

Dadurch verzögert sich die Neubeschaffung weiterer Fahrzeuge nach hinten.
Nur zur Information, das LF8/6 ist in 2020 neu zu beschaffen, das TLF in 2024. 2026 geht es dann um den MTW und 2027 um die Drehleiter. Alles im Brandschutzbedarfsplan festgelegt. Natürlich ist es für eine kleine Kommune wie Juist, Investitionen in dieser Höhe und so kurzen Zeitfenstern zu tätigen, unmöglich. Aber wenn ich 5 Fahrzeuge in der Halle stehen hab und jedes Fahrzeug 20 Jahre Dienstzeit zu absolvieren hat, muß ich alle 4 Jahre ein neues Fahrzeug beschaffen. Eigentlich ganz einfach wenn die Zeitfenster auch eingehalten werden.

Und der Rat und die Gemeindeverwaltung wissen darum, denn wir haben unsere Hausaufgaben getätigt!

Eine Bauzeichnung eines Juistbegeisterten Zweitwohnungsbesitzers der hier 2 Häuser gebaut hat und somit Inselerfahrung hat, ist der Juister Wehr gut gesonnen und hat eine Zeichnung eines neuen Gebäudes angefertigt. Und mit Verlaub gesagt, das wird ein Zweckbau der absolut notwendig ist und kein neues Wohnzimmer für die Wehr. Zeichnung, Baukostenplanung, Statik und alle Genehmigungsverfahren bis zum ersten Spatenstich will er der Feuerwehr und somit der Inselgemeinde Juist schenken. Vorsichtig geschätzt reden wir von ca 80.000 Euro. Das ist der Verwaltung seit März 2018 bekannt und die angefertigten Unterlagen stehen der Verwaltung seit dem zur Verfügung. Etwas sprachlos macht mich dann die Frage aus dem Rathaus wo denn diese Unterlagen seien.

Ein Neubau des Feuerwehrhauses wird die Kommune etwa 3,5 Millionen Euro kosten. Ja, ich weiß, viel Geld, aber eine absolut notwendige Investition. Und ich würde diese Summe hier heute Abend nicht auf den Tisch werfen, aber die Tatsache, seit 13 Jahren zu hören, dass dafür kein Geld da wäre und jetzt auf einmal 3,2 Millionen aus irgendeiner Schublade gezogen werden, um ein Vorkaufsrecht in Anspruch zu nehmen, macht mich schon stutzig.
Und wenn auch noch so gute Konzepte im Raum stehen, und hier natürlich Dauerwohnraum nötig gebraucht wird, alles das wie auch alles andere hier auf Juist ist nur mit einer funktionierenden Wehr möglich!

Und da wiederhole ich mich gerne. Wir sind eine Tideabhängige Insel ohne nachbarschaftliche Löschhilfe und ohne Gewährleistung des Brandschutzes und der Hilfeleistung ist Juist in Norddeich zu! Und auch das ist nicht von mir erfunden, sondern gesetzlich geregelt!

Ich erwarte aus dem Rathaus endlich mal Taten und kein leeres Geschwafel und irgendwelche schwammigen Aussagen die 2 Tage später sowieso keiner mehr weiß.

Die Wehr ist sich einig und auch zum Äußersten bereit! Leider wieder die Methode mit der Brechstange, die eigentlich keiner möchte! Lassen Sie, verehrte Vertreter aus Rat und Verwaltung, es nicht soweit kommen!

Wie soll es weiter gehen? Die Meldung, dass Wangerooge ab dem 01.01.2020 eine Pflichtfeuerwehr einrichten muß, macht vielen Gedanken. Probleme, die wir zurzeit recht gut eingrenzen können. Wir sind noch im Plus der gesetzlich vorgeschriebenen Mindeststärke. Der demografische Wandel wird allerdings in den nächsten 10 Jahren dafür sorgen, dass die Zeiten nicht mehr so rosig sind. Ich möchte mich da nicht wiederholen, aber alle daran erinnern, dass es durchaus nicht ausreicht auf der Mitgliederliste zu stehen.

Aber nicht nur der Feuerwehrdienst benötigt Euch alle und neue Mitglieder, sondern auch die Öffentlichkeitsarbeit gehört dazu. Und wenn die jüngeren Kameraden jeder einen mitbringt, haben wir im nächsten Jahr weit über 60 Mitglieder. Das wäre doch was……

In 3 Jahren besteht unsere Wehr 125 Jahre. Ein guter Grund, ein neues Gebäude einzuweihen, das Fahrzeug neu zu beschaffen und in guter Gemeinschaft mit der Wehr, allen ihren Mitgliedern, hoffentlich vielen neuen Gesichtern, der Gemeindeverwaltung, dem Rat und der Bevölkerung mit Ihren Gästen zünftig zu feiern.“

TEXT: THOMAS BREEDEN
JNN-FOTO: UWE WUNDER