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Rat und Verwaltung: Die interessanten Themen liefen außerhalb der Tagesordnung
Der Bau- und Umweltausschuss befasste sich auf seiner letzten öffentlichen Sitzung Anfang der Woche im Dorfgemeinschaftshaus mit der Neuaufstellung der Bebauungspläne. Hier ging es um die Pläne für die Ortsmitte und dem Bereich Billstraße/Siedlung. Der Landkreis hatte zahlreiche Punkte angeführt, wonach die Pläne nicht Genehmigungsfähig seien, diese gilt es nun abzuarbeiten.
Nachdem bereits im Frühjahr am „Haus des Kurgastes“ an der Nordseite die Attika (= geschlossene fensterlose Aufmauerung über dem Hauptgesims eines Gebäudes, um die Dachkonstruktion zu verdecken. Quelle. Architektur-Lexikon.de) instand gesetzt wurde, müssen jetzt die Süd- und Westseite ebenfalls eine entsprechende Sanierung erfahren. Den Auftrag soll die Firma ABV Aurich erhalten, die Kosten werden bis zu 75.000 Euro veranschlagt. Hans-Ludwig de Vries und Angela Engel (beide CDU) stimmten dagegen. De Vries möchte auf der Ratssitzung die Rechnungen von der Nordseite vorliegen haben, und Engel bemängelt, dass die Gespräche über die Zukunft des Hauses eingeschlafen seien, daher sieht sie diese Ausgabe derzeit nicht ein.
Einen weiteren Auftrag soll das Ingenieurbüro Argo aus Norden erhalten, dieses soll die Ausschreibung für die Sanierung des Schmutzwasserkanals durchführen. Die Auftragssumme liegt bei 32.650 Euro, was insbesondere Ausschussvorsitzender de Vries bemängelte: „Die Firma Argo hat bereits einen ausführlichen Masterplan erstellt, 32.000 Euro für eine Leistungsausschreibung in einem bereits bestehenden Plan ist ein guter Stundenlohn.“ Jörn Westermann will auf der Ratssitzung den Masterplan auf dem Tisch haben, damit man überhaupt sehen kann, was genau in der kommenden Bausaison gemacht werden soll.
Auch Bürgermeister Dr. Tjark Goerges zeigte sich nicht glücklich über die Summe für eine so „überschaubare Leistung“, allerdings seien zehn bis zwanzig Prozent Planungskosten die Regel. Für die Kanalarbeiten wurde im Haushalt 2018 ein Betrag von 170.000 Euro bewilligt. Da im Vorjahr nix gemacht wurde, stehen aus dem Jahr noch weitere 115.000 Euro zur Verfügung.
Die interessanten Themen, die das Volk bzw. die Zuhörer bewegten, kamen indes in der Einwohnerfragestunde und den Kenntnisgaben der Verwaltung zutage. So informierte der Bürgermeister darüber, dass nach einem Antrag auf Vergrößerung der Ausstellungsfläche im Nationalparkhaus (Foto) die Hauseigentümerin einen umfangreichen Check des Gebäudes durchführen ließ. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Inselbahnhof der AG Reederei Norden-Frisia, der bereits 1936 erbaut wurde. Die Gebäudesubstanz hat in der Zeit erheblich gelitten, unter anderem sind die hölzerne Dachkonstruktion und der Kellerbereich marode. Unter Umständen käme deshalb sogar ein Abriss und Neubau in Betracht. Da die Reederei derzeit noch intern prüft und der Vorstand sich noch nicht entschieden hat, sei es derzeit noch zu früh, über das Projekt ausführlich zu informieren. Der Bürgermeister versprach aber eine entsprechende Informationsveranstaltung für die Bürger, wenn bei der Frisia alles in trockenen Tüchern sei.
Doch der Zug rollt bereits, denn zwischenzeitlich gab es zu dem Thema schon umfangreiche Diskussionen in den sozialen Medien, so erst in einer Facebook-Gruppe, die sich mit dem alten Juist befasst. Inzwischen gibt es eine eigene Gruppe, wo es nur um den alten Bahnhof geht, ebenso wurde eine Internet-Petition gestartet, mit dem Ziel, das historische Gebäude zu erhalten. Zudem haben Bürger auch das Amt für Denkmalschutz informiert und eingeschaltet. Der Inselbahnhof wurde bis zur Einstellung der Inselbahn im Jahr 1982 als solcher genutzt, heute befinden sich das Nationalparkhaus, eine Bank und ein Gastronomiebetrieb in dem Gebäude.
In der Einwohnerfragestunde wurde der schlechte Zustand der Billstraße angesprochen, so sei diese nach starken Regefällen teilweise total überschwemmt und das Wasser könne nicht ablaufen. Bauamtsleiterin Karoline Engel wies darauf hin, dass ab September ein neuer Mitarbeiter im Bereich Bauunterhaltung anfangen würde, dieser soll sich des Themas annehmen.
Auch die fehlende Versorgung im Ortsteil Loog war ein Thema. Während der NRW-Ferien wurde das letzte Lebensmittelgeschäft dort geschlossen, für Loogster Einwohner und Gäste ein nicht hinnehmbarer Zustand. Der Bürgermeister antwortete, dass im nächsten Jahr in jedem Fall ein Laden wieder da sein muss. Erst will er mit dem Hauseigentümer des bestehenden Ladens sprechen, wie er sich das zukünftig vorstellt. Sollte es keine zufriedenstellende Lösung geben, will die Gemeinde einen älteren Plan wieder hervorholen, wonach im „Loogster Huus“ einem Pächter Teilbereiche des Hauses zu dem Zweck der Lebensmittelversorgung angeboten werden sollen.
Olaf Weers, Vorsitzender vom Segelklub Juist, bemängelte mangelndes Interesse vom Rat an Projekten, die Vereine anschieben. Dabei geht es um die Aufstellung eines alten Rettungsbootes, was SKJ und Heimatverein gemeinsam angedacht haben, aber auch um ein Gastronomieangebot, dass der SKJ am Bootshafen plane. Weers: „Wir stecken unsere Energie in solche Projekte, Juist braucht dringend weitere Plätze in der Gastronomie, und es geht einfach nix weiter!“
Die Bauamtsleiterin sieht keine Probleme bei dem Rettungsboot, dieser Punkt stehe zur Abstimmung auf der nächsten Ratssitzung an. Anders sähe es am Hafen aus, denn für die Gastronomie muss das Gelände neu überplant werden. Die Neuaufstellung des Bebauungsplanes sei ein komplexes Thema, weil es den gesamten Hafenbereich betreffe. Daher rechne sie eher mit drei, als mit zwei Jahren. Sie wies auch noch mal darauf hin, dass auch hier ein gültiger Flächennutzungsplan fehle, damit wäre es schneller gegangen.
Ein anderes Problem der Gastronomie brachte Thomas Steimer ins Gespräch. Er habe Ärger mit dem Landkreis, dieser sei nun plötzlich der Ansicht, seine Strandgastronomie sei keine „fliegende Baute“ und hätte nicht aufgestellt werden können, auch weil es keinen „Bebauungsplan für den Strand gibt“.
„Eine Bauleitplanung auf einem Strand ist Quatsch macht gar kein Sinn“, so Engel. Sie wolle klären, warum das für Juist gefordert würde, so etwas gäbe es auf den anderen Inseln auch nicht. Auf Norderney gäbe es ohne Bebauungsplan auch Gebäude wie z. B. eine Sauna am Strand.
JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN