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Rat und Verwaltung: Pläne für Entlastungsstraße zum Hafen vor Bauausschuss vorgestellt

Beigetragen von S.Erdmann am 10. Okt 2014 - 17:26 Uhr

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Der Plan, eine zusätzliche Entlastungsstraße im Nordwesten vom Hafen zur Billstraße zu schaffen, ist nicht neu. Schon vor vielen Jahren hatte die Spedition Gebrüder Jüchter darauf hingewiesen, dass sich hierdurch viel Zeit einsparen ließe und zudem das Nadelöhr der Deichscharte zum Hauptort entlastet würde. Jetzt befasste sich der Bau- und Umweltausschuss auf seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstagabend im Dorfgemeinschaftshaus "Alte Schule" erneut mit dem Thema.

Auf Wunsch des Rates wurde die Planung einer solchen Entlastungsstraße durch die Norder ARGO Ingenieursgemeinschaft vorgenommen und durch Dipl. Ing. Andreas Görlich vorgestellt. Dieser zeigte mehrere mögliche Varianten auf, wobei Einigkeit bestand, dass diese Straße über den Deich geführt werden müsse, da die Kosten für eine zweite Deichscharte zu hoch seien.

So gab es die Alternative, zwischen der bestehenden Straße und dem Hafendeich eine breite Straße ab der Umschlaghalle zu bauen, die dann neben dem vorhandenen Fußgängerweg auf dem Deich diesen überqueren sollte. Eine weitere Alternative sei eine Straße, die von der Nordwestkurve der bestehenden Gewerbestraße über den Deich führen sollte. Von dieser Lösung erhoffe man sich den zusätzlichen Effekt, dass auch Personenkutschen und Busse diesen Weg in Richtung Loog befahren würden.

Notwendig sei aber bei allen Lösungen eine Verbreiterung der bestehenden Gewerbestraße, die westlich der Umschlaghalle beginnt und kurz vor der Deichscharte in die Hafenstraße einmündet. Diese wurde seinerzeit mit einer Breite von drei Metern viel zu schmal bemessen. Ältere Zuhörer von Ratssitzungen werden sich sicher noch an die Worte des damaligen Bürgermeisters Johann Wübben erinnern, der immer sagte, eine Umschlag- und Lagerhalle werde erst gebaut, wenn die Infrastruktur stimme und eine ausreichend breite Anbindung vorhanden sei. Das kam dann aber anders, und die jetzigen Ausweichstellen sind zu klein bemessen, so dass die Straßenränder seitdem ausgefahren sind und die Fahrzeuge auch teilweise über die grüne Wiese fahren. Die Summe für eine Verbreiterung dieser Straße auf die notwenigen fünf Meter bezifferte Görlich mit rund 125.000 Euro, diese Kosten seien bei allen Varianten der Entlastungsstraße hinzuzurechnen.

Auch auf der Innenseite des Deiches gibt es mehrere Verlaufsvarianten. Hier sahen die Ausschussmitglieder es am zweckmäßigsten an, wenn die neue Straße auf die bisherige Kreuzung Billstraße/Sonnenstraße/Deichumgehungsstraße einliefe. Weitere Varianten sahen als Alternative eine gesonderte Einmündung westlich dieser Kreuzung in die Billstraße vor. Für die notwenigen Sandaufschüttungen habe man bereits vor Jahren ein entsprechendes Materialdepot in dem Bereich am alten Deich angelegt. Kostensenkungen seinen zudem möglich, wenn man z. B. den Bauschutt eines zum Abriss stehenden Hotels mit einarbeite.

Eine weitere Alternative sah vor, den Bau der Entlastungsstraße im Rahmen der geplanten Deicherhöhung mit einzuplanen. Dieses wäre sehr aufwändig, und zudem müsste die entsprechende Planung dann durch den NLWKN erfolgen. Daher gab es für diese Variante auch kein Kostenvoranschlag, die anderen Lösungen bewegten sich nach Auskunft des Ingenieursbüros zwischen 530.000 und 630.000 Euro zuzüglich der Kosten für die Verbreiterung der bestehenden Straße.

Ausschussvorsitzender Jens Heyken (Grüne) ließ die Sitzung nach der Vorstellung unterbrechen, um den Zuhörern die Gelegenheit zur Mitwirkung zu geben. Ein Anwohner der Billstraße kündigte Widerstand an, weil er befürchtet, dass die Straße nur der Versorgung eines Loogster Lebensmittelhändlers und den Jugendgruppen der dort liegenden Ferienheime benutzt würde: "Es gibt hier genug Straßen und Fußwege, die dringend sanierungsbedürftig sind. Da ist das Geld sinnvoller anzuwenden." Ein weiterer Juister stellte die Frage der Finanzierung. Um den neuen Kindergarten mit 1,6 Mio. Euro Baukosten zu finanzieren, müsse man das alte Gebäude verkaufen, was also müsse die Gemeinde jetzt tun, um die ca. 0,8 Mio. Euro für diese Straße aufzubringen.

Bürgermeister Dietmar Patron führte dazu aus, man stehe erst ganz am Anfang, indem man überhaupt erst einmal eine erste Planung und Kostenüberschläge erstellen ließ. Bisher stehen in dieser Frage noch keinerlei Beschlüsse an, und die Diskussionen dazu würden in der Verwaltung, den Parteien und Ratsgremien gerade erst beginnen. Eilhard Küpker vom Bauamt sieht sehr wohl eine große Entlastung für die Deichscharte und somit dem Bereich Hafenstraße und Kurplatz, zudem würden die Fuhrunternehmer sehr viel Zeit und Kilometer durch die Abkürzung sparen, was sich positiv auf die Frachtkosten auswirken könnte.

Der Ausschuss votierte einstimmig dafür, das Juister Baugeschäft Gebrüder Rehfeldt OHG mit der Ausführung der Dachsanierung am Lehrerwohnhaus Gräfin-Theda-Straße 23 zu beauftragen. Mit 62.400 Euro brutto hatte diese das günstigste Angebot abgegeben. Zudem werde die in diesem Jahr eingeplante Ausführung auf das Haushaltsjahr 2015 verschoben. Wie Eilhard Küpker dazu ausführte, möchte die Firma die Arbeiten gerne erst im März kommenden Jahres durchführen und sicherte eine entsprechende Preiszusage zu, womit der Gemeinde kein Nachteil entsteht.

Diese Verschiebung stehe im Zusammenhang mit einem weiteren Punkt der Tagesordnung, wo es die Bereitstellung von Mitteln im Haushalt 2015 in Höhe von 70.000 Euro zum Abschluss der Sanierungsarbeiten des Daches des Zahnarzthauses Gräfin-Theda-Straße 14 ging. Diese Arbeiten wurde 2012 begonnen und bisher noch nicht abgeschlossen. Damit diese im Frühjahr durchgeführt werden können, benötigt die Verwaltung bereits jetzt eine Zusage über die Bereitstellung der Geldmittel zur Beauftragung des Bauunternehmers. Nach Abschluss der Bauarbeiten sind eine Mietanpassung und damit eine Erhöhung der Einnahmen möglich. Auch hier stimmte der Ausschuss einstimmig zu.

Die Inselgemeinde Juist wird eine Sanierungsmaßnahme am Kanalsystem im Bereich der Pumpstation Prochnow bei den Goldfischteichen vornehmen müssen. Über diese Station werden die Abwässer vom Flugplatz, den Anliegern der Flugplatzstraße und Teilen des Ostdorfes entsorgt. Wegen fortschreitender Korrosion der Betonwände der Station muss in der nächsten Zeit etwas passieren, will man die Entsorgung im Osten der Insel weiterhin sicherstellen.

Auf der Sitzung stellte Dipl. Ing Matthias Krein der Norder AGRO Ingenieursgemeinschaft die Planungen vor. Dabei informierte er auch ausführlich über die aktuelle Situation. Die Pumpstation wurde irgendwann zwischen 1960 und 1970 gebaut und tat über Jahre ihren Dienst. Mit rund 15.000 Kubikmetern Abwässer beförderte die Station rund fünf Prozent der auf der Insel anfallenden Gesamtmenge von jährlich 310.000 Kubikmetern.

2004 stand eine größere Sanierung an, weil die Betonwände erneuert werden mussten. Diese erwiesen sich als wenig haltbar, denn bereits 2012 musste die Prozedur wiederholt werden. Auch jetzt ist von der einst zwölf Zentimeter dicken Wand nur noch ein Drittel der Stärke vorhanden. Hinzu kamen 2013 die beiden schweren Herbststürme mit Überschwemmungen, die auch die außerhalb des Deichbereiches liegende Station erreichte. Krein: "Durch die Station kann bei Sturmflut Meerwasser über den Schmutzwasserkanal ins Ostdorf gelangen."

Neben fehlendem Korrosions- und Hochwasserschutz fehle es auch an Entwässerungssicherheit, weil nur eine Pumpe vorhanden ist. Mehrfach gab es schon Ausfälle durch Verstopfungen, heute seien zwei Pumpen Standart. Auch sei die Anlage mit dem Spülwagen zur jährlichen Spülung anzufahren.

Das Ingenieurbüro schlug daher vor, eine neue Station aus Kunststoff im Innendeichbereich zu erstellen. Diese sollte im Bereich des Wendeplatzes bei der Firma Heyken entstehen. Zwar müsse man die Schmutzwasseranschlüsse vom Haus Prochnow und den Fuhrbetrieben Heyken und Kannegieter dorthin neu verlegen, die Flugplatzstraße selbst könne problemlos umgeleitet werden. Zudem würde die jetzige Situation, dass Schmutzwasser vom Ostdorf über eine Leitung außendeichs fließen muss, um von dort wieder zurück in Richtung Kläranlage transportiert zu werden, aufgehoben.

Auf lange Jahre gerechnet wird der Neubau die kostengünstigste Lösung. Während ein Neubau am jetzigen Standort mit 139.000 Euro zubuche schlagen würde, belaufen sich die Kosten für den Neubau am Wendeplatz mit den erforderlichen Leitungsumlegungen auf 150.000 Euro. Jedoch muss man beim jetzigen Standort in den kommenden Jahren mit rund 200.000 Euro für die Sanierung des bisherigen Rohrleitungssystems rechnen.

Auf die Frage eines Ausschussmitgliedes, ob die Pumpe am Flugplatz ausreiche, weil das Schmutzwasser dann 350 Meter weiter befördert werden muss, antwortete der Fachmann, dass dieses funktioniere. Man müsse aber im Auge halten, dass die dort eingesetzte Pumpe wegen der gestiegenen Kapazität ohnehin kaum ausreiche und zudem ihre Betriebsjahre und –stunden hinter sich habe. Eine neue Pumpe dort würde seiner Meinung nach mit maximal rund 15.000 Euro zubuche schlagen. Kämmerer Alexander Lin wies darauf hin, dass für diese Baumaßnahme keine höheren Abwassergebühren kalkuliert werden müssten, weil man in jedem Jahr eine Summe für Kanalsanierung im Haushalt eingeplant hat. Die Verwaltung soll jetzt einen entsprechenden Beschlussvorschlag ausarbeiten und dem Rat zur Entscheidung vorlegen.

Einstimmig empfahlen die Ausschussmitglieder, den neuen Gestattungsvertrag über die Nutzung der landeseigenen Wanderwege auf der Insel mit dem Land Niedersachsen abzuschließen. Damit verlieren die bisherigen Wegeverträge zum Jahresende ihre Gültigkeit. Kämmerer Lin führte dazu aus, dass das Land gerne einheitliche Verträge mit allen sieben Inseln haben wollte, jedoch verweigerten die Inseln erst einmal ihre Unterschriften, weil die Neufassung ein erhöhtes Haftungsrisiko und eine höhere Pacht beinhaltete. Diese schlug bisher mit rund 1.200 Euro jährlich zubuche und sollen zukünftig ganz wegfallen.

Bürgermeister Dietmar Patron ergänzte dazu, dass sich das Land sehr aus der Unterhaltung ihrer Wege rausgezogen habe. Er nannte dabei die Wanderwege am Hammersee, die für den Juistgast von größter Wichtigkeit sind. Daher habe die Gemeinde die Unterhaltungsmaßnahmen auf eigene Kosten übernommen. "Dass das Land dafür nun mehr Pacht haben wollte, stieß verständlicherweise bei allen Inseln auf vehementen Widerstand", so Patron. Das die Gestattung zukünftig unentgeltlich bei Übernahme der Unterhaltungs- und Verkehrssicherungspflicht möglich ist, sei, so Patron "schon ein tolles Ergebnis." In der kommenden Woche muss jetzt nur noch der Rat noch der Unterzeichnung zustimmen.

Auf Nachfrage informierte Patron in der Einwohnerfragestunde über vorliegende Bauanträge im Hinblick auf die Änderungen der Bebauungsplanänderungen. Es liegen diverse Bauanträge vor, diese werden vom Landkreis derzeit erst genehmigt, wenn dort 20 Prozent Dauerwohnraum eingeplant sind. Man müsse noch prüfen, ob der Bedarf in dieser Form da ist, dann muss der Rat darüber beschließen. Doch erst einmal gilt, wer das einplant, bekomme eine Baugenehmigung. Zurzeit liegen zwei Bauanträge vor, die diese Auflage nicht erfüllen.

Unsere Fotos beziehen sich alle auf die Bauausschusssitzung. Ein Foto zeigt die Kreuzung, wo eventuell eine Entlastungsstraße vom Hafen angebunden werden soll. Weitere Fotos zeigen die Gewerbestraße am Hafen, anhand der Gespanne erkennt man, dass diese viel zu schmal sind. Ein weiteres Foto zeigt die Problematik. Da man bei Gegenverkehr nicht aneinander vorbei kommt, fährt dieser Trecker einfach über das Grünland. Weitere Fotos zeigen die beiden gemeindeeigenen Häuser in der Gräfin-Theda-Straße, wo Dachsanierungsarbeiten vonnöten sind. Ein weiteres Bild zeigt die Pumpstation, die von der Bevölkerung weitestgehend unbemerkt am Zugang zu den Goldfischteichen liegt und durch einen Neubau ersetzt werden soll.

JNN-FOTOS (6): STEFAN ERDMANN

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