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Freiwillige Feuerwehr: Probleme der Feuerwehren sind auf allen Inseln gleich
Am Rand des diesjährigen Inseltreffens "Insulaner unner sück" auf Baltrum trafen sich erstmalig die Stadt- und Gemeindebrandmeister der sieben Inseln zu einem informellen Gespräch und Erfahrungsaustausch. Leider fehlten die Wehrvertreter von Norderney und Spiekeroog, dafür nahm der stellvertretende Abschnittsleiter vom Brandabschnitt Nord Dieter Helmers (Dornum) teil. Von Juist waren Gemeindebrandmeister Thomas Breeden und Stellvertreter Stefan Erdmann dabei.
Baltrums Gemeindebrandmeister Alexander Gutbier begrüßte als Gastgeber die Anwesenden in den Räumen der Freiwilligen Feuerwehr Baltrum. Rund zwei Stunden dauerte dann das Gespräch, welches von den Anwesenden als überaus konstruktiv beurteilt wurde. Deshalb wurde auch beschlossen, diese Gesprächsrunde zukünftig bei den Insulanertreffen beizubehalten, so im kommenden Jahr auf Norderney.
Obwohl die sieben Inseln zu vier verschiedenen Landkreisen gehören, sind die Probleme der Inselfeuerwehren im Prinzip alle gleich. Weil sie im Ernstfall nicht auf die Hilfe von Nachbarschaftswehren oder der Kreisbereitschaft zurückgreifen können, benötigen sie eine entsprechend umfangreichere Ausstattung. Juists Gemeindebrandmeister Thomas Breeden berichtete in diesem Zusammenhang, dass dort aufgrund der dichten Bebauung und den hohen Hotels eine neue Drehleiter unabdingbar sei. Das Land habe eine Bezuschussung abgelehnt, der Landrat empfahl die Übernahme der alten Leiter aus Aurich. Breeden: "Aurich mustert sie aus, weil sie ausgelutscht und abgängig ist, und was machen wir auf der Insel, wenn das Ding dann im Einsatz einen technischen Defekt bekommt?"
Es wurde aber anerkannt, dass Räte und Verwaltungen auf den Inseln allgemein den Notwendigkeiten und Wünschen ihrer Wehren offen gegenüber stehen, aber vielfach fehle es an den finanziellen Mitteln. Wichtig sei es, offen und ehrlich mit den Bürgermeistern über die Anliegen der Wehren zu sprechen.
Ein weiteres Problem für die Inseln - insbesondere den tideabhängigen - stellt die Ausbildung auf Kreisebene dar. Hieran können die Inseln in der Regel nicht teilnehmen, da alles mit hohen Reise- und Übernachtungskosten sowie einem entsprechend großem Zeitaufwand für die Teilnehmer verbunden sei. Die Kreisausbildungsleiter versuchen zwar, Lösungen zu finden und die Lehrgänge direkt auf den Inseln durchzuführen, doch vielfach lohne sich dieses wegen zu geringer Teilnehmerzahl nicht. So würden demnächst einige Juister Feuerwehrleute an einem Sprechfunkerlehrgang auf Norderney teilnehmen.
Einigkeit herrschte darüber, dass es besonders bei Maschinisten- und Atemschutzträgerlehrgängen wünschenswert sei, wenn diese wieder als komprimierte Wochenlehrgänge an den Niedersächsischen Brandschutzakademien (früher Feuerwehrschulen) angeboten werden könnten. Die Inselbrandmeister wollen jetzt den Bedarf für einen Maschinistenlehrgang ermitteln und direkt mit der Brandschutzakademie Loy sprechen, ob man nicht im kommenden Jahr einmal so einen Lehrgang wieder durchführen könne. Dort habe man signalisiert, dass dieses bei einer Mindestbeteilung ab 20 Personen möglich sei. Die Lehrgangsanforderungen selbst müssen danach über die jeweiligen Kreisbrandmeister erfolgen.
Ebenfalls leiden fast alle Eilande unter akutem Personalmangel. Je kleiner die Insel, desto schwieriger würde es, Einwohner für den ehrenamtlichen Dienst in der Wehr zu finden. Außer den Stadtfeuerwehren Borkum und Norderney standen alle anderen Inseln schon mal kurz davor, eine Pflichtfeuerwehr aufstellen zu müssen. Hier soll es nach Auskunft von Wangeooges Gemeindebrandmeister Bernd Kubiak demnächst eine Änderung im Niedersächsischen Brandschutzgesetz geben, wonach man die Freiwillige Feuerwehr nicht mehr auflösen und dann eine Pflichtfeuerwehr gründen muss. Zukünftig können die Bürgermeister eine Pflichtfeuerwehr zusätzlich ins Leben rufen, wenn der Brandschutz mit der Freiwilligen Feuerwehr allein nicht mehr sicher gestellt ist.
"Wir haben es hier auch mit einem hausgemachten Problem zu tun", stellte Olaf Sommer, Gemeindebrandmeister von Langeoog, wütend fest. Die Insulaner würden ihre Häuser so teuer wie möglich an Festländer verkaufen, diese gingen da mit der Planierraupe drüber und bauten einen Klotz mit -zig Ferienwohnungen. In diesen Häusern würde keine einzige Person mehr wohnen, die Dienst in der Inselwehr tun könnte. Auf den anderen Inseln stellt sich die Lage ähnlich dar. Die Wehren regten an, auch hierüber mit den Bürgermeistern zu sprechen; es sollte zumindest möglich werden, diese Hauseigentümer finanziell durch eine zusätzliche Steuer am Brandschutz der Inselgemeinde und somit auch für ihr Objekt zu beteiligen.
Unser Foto zeigt die Stadt- und Gemeindebrandmeister der Inseln bei ihrem Treffen auf Baltrum. (v.l.n.r.) Olaf Sommer (GBM Langeoog), Stefan Erdmann (stellv. GBM Juist), Heinrich Culemann (stellv. GBM Langeoog), Alexander Gutbier (GBM Baltrum), Thomas Breeden (GBM Juist), Dieter Helmers (stellv. Abschnittsleiter Nord im LK Aurich), Bernd Kubiak (GBM Wangerooge), Willm Thun (stellv. SBM Borkum), Peter Hillig (SBM Borkum).
JNN-Foto: Britta Erdwiens/Borkumer Zeitung