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News: Ende einer Ära an der roten Leuchttonne – 2. Teil

Beigetragen von S.Erdmann am 21. Jan 2021 - 13:35 Uhr

Bild 0 von Ende einer Ära an der roten Leuchttonne – 2. Teil [2]

Hier nun der zweite Teil der Geschichte der Firma Reiner Behrends & Co, die zum Ende vergangenen Jahres auf Juist endete. Hier werden wir auch die für die Insel so wichtige Frage beantworten, wie es nun weitergeht auf Juist mit Eisen und Haushaltswaren sowie dem Schlüsseldienst.

Im Haushalt waren über viele Jahre Mädels („Maiten“) - meist aus dem nahen Emsland - über die Saison beschäftigt. Diese Mädels kamen in der Regel über viele Jahre auf die Insel um als „Zimmermädchen“ auch im Hause Behrends zu arbeiten. Aber auch hinterm Verkaufstresen standen oft weibliche Mitarbeiterinnen. Viele dieser Mädels kamen oft später mit Mann und Kindern bei Doppeltiden nach Juist zurück, um Ihre alte Wirkungsstätte zu besuchen.

Der Beitritt zum Einkaufsverband „Keramik“ in Bremen 1974 markierte eine erste einschneidende Veränderung. Die Warenbeschaffung wurde einfacher und das Angebot verbesserte sich stetig. Mit dem Beitritt zum Einkaufsbüro der Eisenhändler, dem EDE in Wuppertal, einem weiteren Einkaufsverband, wurde auch die Beschaffung des gesamten Eisenwarenprogramms vereinfacht, schnell und umfangreicher. Der Einkaufsverband „Keramik“ fusionierte später dann mit dem Verband „Eweli“ in Bielefeld und es entstand die EK. Mittlerweile der größte Einkaufsverband für die Haushaltwarenbranche in Deutschland und Europa.

In den ersten 50 Jahren des Wirkens auf der Insel bestimmten die Bedürfnisse der Insulaner und der Juister Pensionen und Hotels das Sortiment, sie waren die größte Kundengruppe. Das änderte sich von Jahr zu Jahr, denn auch viele Besucher und Gäste lernten während Ihres Sommerurlaubs auf der Insel das EK Fachgeschäft im schönen Ostdorf schätzen.

Zu einem weiteren Kundenkreis zählten auch die Wassersportler. Ein kleines Sortiment mit wichtigen Bootsbeschlägen, Campinggasflaschen und natürlich die unverzichtbaren Niro-Schrauben waren stets vorrätig. Gerade Gastsegler, die im Sommer mit ihrem Boot Urlaub auf Juist machten, gingen zur roten Leuchttonne, um dort ihre Niro-Schrauben zu kaufen, die sie für größere Arbeiten am Boot im nächsten Winter benötigten. "Wir müssen keine Zehnerpackungen nehmen, sondern nur die Anzahl, die wir benötigen. Und nirgends ist das Angebot so reichhaltig und vielfältig", das waren Sätze, die man oft am Bootshafen vom SKJ hörte.

Qualität und gute Beratung, mit Witz und herben ostfriesischen Scharm in Hoch- und auch in Plattdeutsch zeichnen das Inselfachgeschäft von je her aus. Ein Einkauf bei und in „Ihrem“ Geschäft Behrends gehörte einfach zum Urlaub dazu. Die besondere, andere Art des Verkaufs, die Beratung und die Qualität des Sortiments fanden bis heute ungezählte Liebhaber.

Seit rund 20 Jahren stand auch Heike Habbinga, die Partnerin von Reiner Behrends, mit im Laden, um die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Sie führte über 40 Jahre eine große Pension und war vertraut mit Insulanern und Gästen. Es ist eben etwas Besonderes auf einer Insel zu leben und zu arbeiten, der ein ganz eignes Flair, ein ureigener Scharm nachgesagt wird.

Gemeinsam haben die Beiden mit viel Spaß und Engagement die zurückliegenden Jahre gemeistert. Das „Aufhören“ war dreimal geplant und wurde durch Krankheit und Corona immer wieder über den Haufen geworfen.

Doch war es mit fortschreitendem Alter öfters Thema zwischen Heike Habbinga und Reiner Behrends, zu überlegen, wie es nach der gemeinsamen Tätigkeit weiter geht. Eines war früh und ausgeprägt klar für den auf Juist geboren Ostfriesen und Insulaner Reiner Behrends: „Ein Verkauf an irgendwelche „Investoren“ oder Badegäste mit entsprechendem Portemonnaie würde, bzw. sollte es nicht geben“.

Allein der Gedanke, dass dann ein Umzug zum Festland (nach „Deutschland“) angestanden hätte, bereitete schlaflose Nächte. Auch die Vorstellung, dass fremde Eigentümer das Gebäude einreißen oder niedermachen, um es dann zu einer Protzburg umwandeln mit dem Anspruch: „Wir sind auch Juister – seht her was wir alles können!“ Allein der Anspruch, durch Kauf von einer Immobilie Juister oder Insulaner zu sein, ist für Behrends mehr als anmaßend.

Gespräche mit Meint Habbinga, Nachbar und auch Sohn von der Partnerin Heike Habbinga, zeigten dann eine Möglichkeit, die Zukunft im Sinne aller zu gestalten.

Der Verkauf des Hauses an Meint Habbinga und der Möglichkeit zu umfangreicher Renovierung und Umbau durch ihn erweist sich als Win-Win-Situation. Nachdem sich dann auch noch ein Käufer des gesamten Warenbestandes und für große Teile des Inventars gefunden hat, kann über die Nutzung der Ladenräume neu nachgedacht werden. Hier bietet sich an, mit den Büroräumen des Steuerberaters Meint Habbinga in den frei gewordenen Laden umzuziehen. Eine Veränderung, die in aller Ruhe und mir Sorgfalt geplant und umgesetzt werden kann.

An diesem Beispiel kann abgelesen werden, dass es auch anders geht, und der Verkauf für großes Geld nicht unbedingt sinnvoll und angemessen ist. So bleibt als erinnerungswürdige Zeile der Wahlspruch vom EK Inselfachgeschäft Behrends in guter Erinnerung:

„Es gibt fast nichts – was Behrends nicht hat.“

Unter Gästen und Insulaner ein geflügeltes Wort.

Bekannt und oft gesucht und nachgefragt waren die Solinger Stahlwaren. Mit dieser Warengruppe wurde die Fa. Behrends zu „der“ nachgefragten Adresse auf Juist. Und über den Tag der Geschäftsschließung hinaus wird auch die

Juister Brötchensäge – scharf wie die Insel

allen Kunden in allerbester Erinnerung bleiben.

Doch wie geht es nun für die Kunden auf der Insel weiter. Ein weiterer Slogan war immerhin „Jeder braucht jeden Tag etwas von Behrends“. Auch hier gibt es gute Nachrichten, alles fasste derzeit nahezu reibungslos ineinander und so stand plötzlich ein auf Juist lebender Metallfachmann in der Tür, der gerne ein Angebot wie die nun geschlossene Firma Behrends betreiben möchte, und der sich auch mit Reiner Behrends einig wurde.

Seit dem 2. Januar 2021 wird nun das langjährige Eisenwarengeschäft Behrends ausgeräumt, wo „der Neue“ das verbliebene Inventar und den restlichen Warenbestand übernommen hat. Der Neue, dass ist Thomas Lohmann, der im Herbst 2019 nach Juist zog. Lohmann: „Ich bin 51 Jahre und im Sommer fünf Jahre mit meiner Frau, Pastorin Stefanie Lohmann, verheiratet."

Thomas Lohmann kennt sich mit Metall aller Art aus. Nach dem Realschulabschluss hatte er eine Ausbildung zum Technischen Zeichner Fachrichtung Maschinenbau bei der Preussag AG Winter Rohrbau in Quakenbrück gemacht. Hier war er zehn Jahre beschäftigt. Nach der Ausbildung begann eine Zeit, die überwiegend von Montagetätigkeit in ganz Norddeutschland geprägt war.

Nachdem Lohmann dann zwei Jahre bei einem ehemaligen Ausbildungskollegen beschäftigt war, der sich im Bereich Metallbau selbstständig gemacht hatte, entschied er sich 2001 ebenfalls für den Sprung in die Selbstständigkeit. Damals noch unter seinem Geburtsnamen Metallbau Schneithorst GmbH, wo in Spitzenzeiten bis zu zwölf Mitarbeiter tätig waren.

Im Laufe von vierzehn Jahren hatte Lohmann rund dreißig Auszubildende. Metallbauer, viele von Ihnen haben bereits den Meisterbrief, darunter auch sein ältester Sohn. Einmal wurde ein Auszubildender sogar Innungsbester. Für die Zertifizierung nach EN 1090 benötigte Lohmann dann eine Ausbildung zum Schweißfachmann, die er 2003 bei der zur Gesellschaft für Schweißtechnik International gehörenden SLV in Hannover machte. Seitdem ist der Betrieb durchgehend zertifiziert.

„Die See war für mich immer schon was besonderes“, so Thomas Lohmann. So hatte er gelegentlich Baustellen auf verschiedenen Nordseeinseln, Juist war indes bis dahin noch nicht dabei. Über mehrere Jahre schon habe er gerne mit einem Architekten aus Oldenburg zusammengearbeitet, dessen Familie aus Nortrup zu seinen Kunden zählte. „Er war es vielleicht, der uns letztendlich nach Juist gebracht hat, da er immer von der Insel schwärmte, wo dessen Familie schon seit langem ein Haus hat“, erzählt Lohmann.

Ende 2014 verkaufte er seinen Betrieb aus persönlichen Gründen und war anschließend aber dort noch 1,5 Jahre lang angestellt. Dann bewarb er sich um eine Anstellung bei der Wiegmann-Gruppe in Bersenbrück. Hier erhielt er das Angebot, die Schlosserei, die ausgelagert werden sollte, anzumieten. So kam es, dass er erneut den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, diesmal jedoch nur mit zwei bis drei Mitarbeitern.

Im Oktober 2017 verbrachte er mit der Konfirmandengruppe seiner Frau eine Freizeit auf Juist, und beide waren sehr begeistert von der Insel und den Menschen hier.

Zufällig erfuhr seine Frau dann 2019 von der Stellenausschreibung "Inselpastor/-in". Das klappte und so kamen die Lohmanns im Dezember 2019 nach Juist, wo er zunächst sieben Monate im Rathaus in der Bauunterhaltung/ Beschaffung gearbeitet hat. „Hier lernte ich viel liebe und nette Menschen kennen; auch die Tätigkeit war interessant und abwechslungsreich“, beschreibt Lohmann diese Zeit bei der Inselgemeinde. Jedoch entschied er, sich wieder den Metallarbeiten zuzuwenden, wo er nun mit den Eisenwaren eine ideale Ergänzung gefunden hat.

Aus erster Ehe hat er vier erwachsene Kinder zwischen 18 und 27 Jahre. Der älteste Sohn hatte bei ihm eine Ausbildung zum Metallbauer gemacht. Vor wenigen Wochen hat dieser dann den Meisterbrief als Metallbauer erhalten. Die anderen beiden Söhne sind ebenfalls Handwerker als gelernte Tischler. Die Tochter hat nach bestandener Optiker-Ausbildung sich für eine schulische Weiterbildung entschieden.“

Inzwischen wären an der Jugendbildungsstätte Theodor Wuppermann (JUBI), wo Thomas Lohmann auch sein Fachwissen ehrenamtlich mit einbringen möchte, Lagermöglichkeiten vorhanden, er hofft aber, alles im Dorf unterbringen zu können. Apropos Ehrenamt, auch hier gibt es eine große Parallele zu Reiner Berends, denn wie dieser war Lohmann auf dem Festland auch eine Zeit lang Vorsitzender eines Heimatvereines, nämlich des HV Quakenbrück e.V.

Eine so große Ladenfläche, wie sie Behrends zur Verfügung gestanden hatte, gibt es auf Juist nicht, und wenn, dann wäre die Miete wohl nicht zu bezahlen. Dennoch hat sich Lohmann bereits auf den Weg gemacht, einen geeigneten Raum mit einem Verkaufstresen zu finden. Zunächst wird es daher nur telefonisch oder per Email möglich sein, Ware anzufragen oder zu bestellen. Dies fügt sich gut in sein bereits auf Juist bestehendes Angebot der Metallarbeiten ein. Auch der für Juist so wichtige Schlüsseldienst wurde von Behrends zur Weiterführung übernommen.

Gerne möchte er weiterhin – wie schon bei Reiner Behrends möglich war – auch für die Kunden da sein, die nur die eine Schraube benötigen, die gerade fehlt. Ab Februar gibt es dann eine neue Homepage, dort wird man dann neben dem nach und nach eingegebenen Sortiment auch regelmäßig Sonderangebote finden.

Eine Lieferung kostet pauschal fünf Euro, ab fünfzig Euro Warenwert soll frei Haus geliefert werden. Zum Loog geht es Dienstag nachmittags und Freitag vormittags. Ob die Bestellung abgeholt oder geliefert wird, natürlich coronagerecht, kann dann individuell und problemlos abgesprochen werden.

Lohmanns Angebot an Metallarbeiten besteht unter anderem aus Treppen, Geländer, Vitrinen, Sonderbauten und vieles mehr. Weitere Infos dazu findet man auf der Homepage von Thomas Lohmann. (Siehe unten). Im zulassungspflichtigen Bereich (EN 1090) wurde mit der Schlosserei Kleen aus Neßmersiel eine Zusammenarbeit vereinbart. Kleinere Dinge können auf Juist vor Ort gefertigt werden, eine Maschinengrundausstattung (Säge, Schweißgerät usw.) ist vorhanden. Außerdem gibt es auf dem Festland noch eine kleine Werkstatt, ebenso steht in Norddeich ein Ford-Transit mit Böckmann-Anhänger (6,20 m Ladefläche sowie zwei Tonnen Zuladung). Lohmann: „Die Metallarbeit bereitet mir sehr viel Freude, und ich habe auch schon festgestellt, dass auch ein entsprechender Bedarf vorhanden ist.“

Sicher wird einiges anders sein als bei der Firma Behrends & Co., vielleicht läuft auch das eine oder andere anfangs etwas holperig, denn alles muss neu aufgebaut werden und sich einspielen, in jedem Fall wird man auf Juist sehr erleichtert sein, dass es weiterhin ein Angebot an Eisen- und Haushaltswaren geben wird.

Hier die Kontaktdaten für den neuen Service auf Juist:

Thomas Lohmann
Wilhelmstraße 42
26571 Juist
Tel. 0173 44 187 39

Homepage:_
www.metallarbeiten-lohmann.de
oder
www.metallarbeiten-juist.de

Ab 1. Februar zudem: www.haushaltswaren-juist.de

Thomas Lohmann ist der Email erreichbar unter:
info@metallarbeiten-juist.de
oder
lohmannthomas69@gmail.com

JNN wünscht Heike Habbinga und Reiner Behrends alles Gute für den Ruhestand und Thomas Lohmann viel Erfolg mit seinem neuen Geschäftskonzept.

Erläuterungen zu unseren Fotos:

Das Bild auf der Startseite zeigt Reiner Behrends und Heike Habbinga hinter dem Tresen im Laden an der roten Leuchttonne.

Auf dem zweiten Foto dann (v.l.n.r.) Thomas Lohmann, der zukünftige Eisenwarenhändler der Insel, Reiner Behrends, jetzt Ruheständler und Meint Habbinga, Inhaber des Hauses an der roten Leuchttonne.

Das dritte Bild zeigt – stellvertretend für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den ganzen Jahren – Uschi Lührs (damals noch Uschi Lohmüller) aus dem friesländischen Bockhorn, die in den Achtzigern einige Jahre hinterm Verkaufstresen stand und die Ende 2017 viel zu früh an einer tückischen Krankheit verstarb.

Das vierte Bild zeigt den Segelkutter „Condor“, der ebenfalls untrennbar mit der Geschichte von Reiner Behrends verbunden ist. Nach einer umfangreichen Sanierung hat der jetzige Eigentümer das Schiff in Bremerhaven liegen.

Die weiteren drei Fotos entstanden 2015/16, als durch den neuen Eigentümer Meint Habbinga ein größerer Umbau des Hauses erfolgte.

Auf dem vorletzten Bild ist die Überholung der roten Leuchttonne zu sehen, die hier mit einer Spezialfarbe versehen wird.

Die letzte Aufnahme ist auf dem Festland aufgenommen worden, zu sehen ist der Ford-Transit mit Anhänger von Thomas Lohmann mit dem werbewirksamen Schriftzug „Metallarbeiten auf Juist“.

TEXT: STEFAN ERDMANN, REINER BEHRENDS, THOMAS LOHMANN
JNN-FOTOS: ARCHIV FIRMA BEHRENDS, STEFAN ERDMANN, THOMAS LOHMANN

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