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Heimatverein e.V.

Heimatverein e.V.: Gefeierte Premiere nach zwei Jahren Spielpause

Beigetragen von JNN am 24. Apr 2025 - 10:53 Uhr

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Die Theatergruppe „Antjemöh“ zeigt in dieser Saison die flotte Komödie „Ein Dorfpolizist in Not“ von Reiner Schrade. Kürzlich fand die ausverkaufte Premiere und eine Woche später eine weitere Aufführung vor rund 200 Zuschauern statt, nach beiden Vorstellungen hinterließ die Gruppe ein begeistertes Publikum, dass nicht mit Beifall geizte. Einen Bericht von der Premiere mit einem Dank an den „Ostfriesischen Kurier“, der diesen zur Verfügung stellte, sowie dem ehemaligen Theatergruppenchef Andreas Arneke für die Fotos, jetzt hier auf JNN unter „Weiterlesen“.

Also dieser Einschätzung können sich die Zuschauer der Premierenveranstaltung der Theatergruppe „Antjemöh“ des Heimatvereins Juist nun gar nicht anschließen. Mit den Worten „Ich will nie mehr etwas von diesem Irrenhaus hören“ rauschte Gräfin von Strenge zu Fuchtel (gespielt von Iris Rößler) schimpfend von der Bühne und meinte damit die Polizeistation Hinternwald. Doch die Juister und Urlauber wollen noch jede Menge vom Dorfpolizisten Eddie Ringfest (Stefan Erdmann) und den liebenswert chaotischen Besuchern der Polizeistation hören und vor allem sehen. Die Premiere der Komödie „Ein Dorfpolizist in Not“ großen Saal vom „Haus des Kurgastes“ war ein voller Erfolg. Vor ausverkauftem Haus zeigten die sieben Spieler eine großartige Leistung.

Premieren sind immer besonders – die der Theatergruppe „Antjemöh“ des Heimatvereins Juist allemal. Hier erhält zu Beginn jeder Gast von freundlichen Mitgliedern des Heimatvereins, alle gekleidet in Tracht, ein Glas Sekt oder Orangensaft, der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr unter der musikalischen Leitung von Stabführer Michael Bockelmann spielt flotte Stücke und wer es nicht mehr schaffen sollte, selbst zum „Haus des Kurgastes“ zu Fuß oder mit dem Rad zu kommen, den holt die Freiwillige Feuerwehr Juist auch ab. So schafft die Bühne schon gleich zu Beginn eine sehr entspannte und freudige Stimmung. Richtig schön ist das.

Fast zwei Jahre lang hatten die Spieler keine Aufführung mehr gezeigt, um so größer war nun die Erwartung. Diese wurde nicht enttäuscht. Dorfpolizist Eddie hat in seiner Amtsstube nicht viel zu tun. Also liest er, stilecht gekleidet, Sherlock-Holmes-Romane. Eddie ist überzeugt von sich, dass er dem großen Detektiv in nichts nachsteht, da er ja auch eine „einzigartige Kombinationsgabe“ habe, wie er ein ums andere Mal betont. Großer Ärger steht ins Haus, als Polizeipräsidentin Gräfin von Strenge zu Fuchtel plant, die Station zu schließen, da anscheinend ja dort überhaupt nichts passiert. Um das zu überprüfen setzt sie die flotte, aber doch etwas einfältige, kaugummikauende Aushilfspolizistin Marta Harie (Sylvia Hupens) als Spionin ein. Eddie muss handeln. Also erfindet er zusammen mit Putzfrau Reinhilde (Margrith Bucher) und Postbotin Emilia (Elisabeth Tobaben) ein Verbrechen. Dafür wird der nervige, weil doch ein wenig aufdringliche Staubsaugervertreter Siegfried Kobold (Andreas Malchin) ohne sein Wissen mit eingespannt. Und um das Chaos in der Polizeistation perfekt zu machen, schneit die erfolglose Autorin und Promijournalistin Fanny Knödel (Heike Westkott) ein ums andere Mal in die Station und fordert Polizeischutz.

So weit so gut. Das Tolle an diesem Stück ist, dass hervorragend auf die Kleinigkeiten geachtet wurde. Kein Wunder also, dass Spieler und Regisseur Olaf Hollwedel und seine Assistentin Solveig Schmitz viel Applaus erhielten. Da sind zum einen die Kostüme. Witzig, wie Dorfpolizist Eddie von seiner Dienstkleidung immer wieder in ein absolut stimmiges Sherlock Holmes-Kostüm samt Pfeife schlüpft, wenn er die Beine auf den Schreibtisch legt und Krimis liest. Putzfrau Reinhilde ist gleich als solche mit rotem Kopftuch und Kittelschürze zu erkennen. Die Polizeipräsidentin rauscht mit großem Hut ganz wie eine große und wichtige Dame auf die Bühne. Und Promijournalistin Fanny ist so herrlich geschmacklos angezogen, dass es nur lustig ist.

Lacher werden auch hervorgerufen, wenn die Akteure ein gutes Handy-Netz suchen. Wohl jeder im Saal weiß am Ende der Vorstellung, wo das in der Polizeistation Hintermwald liegt: Rechts außen, auf der zweiten Stufe der kleinen Trittleiter. Lustig sind auch die wirklich anspruchsvollen, weil sehr langen Dialoge. So manche Wortschöpfung ist darunter. Unglaublich, wie viel Text sich die Spielerinnen und Spieler merken mussten. Die wenigen Hänger erfreuen die Zuschauer beinahe. Denn da wird deutlich, dass das Gezeigte wirklich live ist. Stönpaal Silvia Hartmann muss kaum eingreifen. Viel Applaus erhält Putzfrau Reinhilde, weil die eine Weiterbildung zur „Bachelor of cleaning“ macht, Postbotin Emilia während ihrer Pause in der Polizeistation natürlich doch das Notruftelefon anfasst und die erfolglose Autorin Fanny „Nasenyoga“ anbietet.

Staubsaugervertreter Siegfried ist so erfolgreich beim Anpreisen des „Hercules Tornado XXL 3000“, der den Amtsstuben-Mief beseitigt, dass einer der Zuschauer unter Gelächter des Saals laut ruft, dass die evangelische Kirche Juist drei Stück davon haben möchte. Toll die Idee, dass Siegfried sich nach der Pause direkt ans Publikum wendet und seine Ware anpreist – so kommen die Zuschauer schnell wieder rein ins Geschehen. Man mag nicht einen Spieler herausholen und besonders für seine Leistung loben – das Ensemble als Ganzes spielt richtig gut.

Wer die Premiere oder die zweite Vorstellung verpasst hat – es gibt weitere Aufführungen. Bis in den Oktober hinein – mit Ausnahme im August – wird jetzt einmal im Montag im „Haus des Kurgastes“ montags gespielt: am 12. Mai, 16. Juni, 14. Juli, 8. September und schließlich am 6. Oktober. Beginn ist jeweils um 20:00 Uhr, für den Kartenvorverkauf sorgt die Kurverwaltung an ihren Servicestellen. Und wer sich als Mitglied einer Theatergruppe für das Stück interessiert, die Rechte dafür liegen bei mein-theaterverlag in Wassenberg (www.mein-theaterverlag.de).

Das Foto oben auf der Startseite zeigt die komplette Theatergruppe von diesem Jahr: Vordere Reihe, sitzend (v.l.n.r.) Silvia Hartmann (Stöhnpaal), Syliva Hupens (Polizistin Marta Harie/Laura Kraft), Heike Westkott (Promijournalistin Fanny Knödel), Elisabeth Tobaben (Postbotin Emilia), hintere Reihe, stehend (v.l.n.r.) Stefan Erdmann (Dorfpolizist Eddie Ringfest), Solveig Schmitz (Regieassistenz), Olaf Hollwedel (Regie), Iris Rößler (Polizeipräsidentin Gräfin von Strenge zu Fuchtel), Margrith Bucher (Bachelor of cleaning Reinhilde), Andreas Malchin (Staubsaugervertreter Siegfried Kobold). Die weiteren Fotos entstanden während des Stückes, sie wurden bereits am Vortag der Premiere während der Generalprobe aufgenommen.

TEXT: MICHAELA KRUSE/OSTFRIESISCHER KURIER
FOTOS: ANDREAS ARNEKE