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Aus der Region: Keine E-Autos mehr bei der Reederei AG Norden-Frisia zu mieten
Es wurden gerade von den Juistern gut angenommen und war bequem: Direkt in Norddeich nach Schiffsankunft ein E-Auto als Leihwagen übernehmen. Das ist nun vorbei. Zum 1. Januar 2025 stellt die AG Reederei Norden-Frisia die Vermietung ihrer E-Autos ein. Das bestätigte Pressesprecherin Anke Wolff auf Anfrage der Norder Redaktion der Nordwest-Zeitung (NWZ).
Sechs Jahre gab es dieses Angebot der Frisia eMobility, dafür standen in Norddeich zuletzt (2019 wurden die Flotte um zwei Fahrzeuge aufgestockt) vier Renault Zoe bereit, ein fünftes Fahrzeug war am Flugplatz Harlesiel für die Wangerooger reserviert. Gerade für die Insulaner, die nur kurze Strecken fahren zum Einkaufen, Arztbesuche, Behördentermine usw., war das Angebot ideal und wurde laut Wolff auch sehr gut angenommen.
Trotzdem ist nun Schluss. Der Arbeitsaufwand sei mittlerweile deutlich größer geworden als seinerzeit zu Beginn der Vermietung, auch würden die Fahrzeuge immer wieder verspätet abgegeben, ein Fahrzeug sei sogar gestohlen worden. Zudem müsste die Fahrzeugflotte modernisiert werden, daher habe die Reederei sich entschlossen, den Service einzustellen und die Autos zu verkaufen. Unverändert kann man aber weiterhin über die Reederei E-Bikes und E-Lastenräder leihen.
Auch ein anderes E-Projekt läuft indes nicht so, wie geplant: „Frisia pausiert Ladesäulen-Ausbau in Norddeich wegen mauer Auslastung“ titelte Ende November die Oldenburger NWZ und auch die Ostfriesen-Zeitung aus Leer berichtete ausführlich.
Mit 242 Ladesäulen verfügt die Reederei Norden-Frisia in Norddeich über den größten Ladepark Niedersachsens für E-Autos. Zu Einweihung der Anlage Ende März dieses Jahres kam unter anderem Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) nach Norddeich. (Auch JNN berichtete ausführlich, siehe Artikel „Reederei Norden-Frisia eröffnet größten Ladepark Niedersachsens“ am 31. März 2024) Aber der anvisierte weitere Ausbau gerät nun ins Stocken. Schuld ist die nur maue Auslastung.
Das System laufe reibungslos und zur vollen Zufriedenheit der Reederei, so zitieren übereinstimmend NWZ und OZ den Geschäftsführer Olaf Weddermann. Womit man jedoch nicht zufrieden sei, wäre die Auslastung der Ladesäulen. Man hänge den errechneten Prognosen hinterher. Deshalb habe man nun beschlossen, den zweiten Ausbauabschnitt des Ladeparks zu verschieben, wobei Wedermann klar stellte, dass man den Ausbau auf 600 Ladeplätze nicht aufgeben werden. Eigentlich war die Rede von einer Realisierung bis 2028, wann der Ausbau nun vollzogen werden soll, kann die Reederei derzeit nicht sagen. Die Gründe für die schlechte Auslastung sieht Weddermann in der schwächelnden Automobilindustrie: „Es werden einfach zu wenig E-Autos verkauft.“
E-Autofahrer, die auf Juist oder auch Norderney Urlaub machen, können ihr Auto seit Anfang dieses Jahres einfach in Norddeich auf dem Parkplatz der Reederei Norden-Frisia abstellen und es an einer der 242 Ladesäulen laden lassen. Dabei tanken sie dann nicht nur irgendeinen Strom. Dank der Solarzellen (Foto) , die auf dem überdachten Parkplatz installiert sind, wird der Strom direkt vor Ort generiert.
Als nächstes E-Projekt plant die Reederei nun die erste Fähre mit reinem E-Antrieb zur Insel Norderney. Hier wurde kürzlich der Ponton mit der Ladeinfrastruktur angeliefert und montiert (JNN berichtete, siehe Artikel „Ladeponton für den Elektrokatamaran nach Norddeich überführt“ vom 17. Dezember 2024). Die neue E-Fähre soll 2025 in Betrieb gehen, sie ist aber ausschließlich für Norderney vorgesehen. Für Juist hat man einen zweiten Inselexpress, ein Schwesterschiff zur „IE 1“, im Bau.
TEXT: STEFAN ERDMANN (TEXTQUELLEN: NORDWEST-ZEITUNG, OSTFRIESEN-ZEITUNG, JNN)
ARCHIVFOTO: AG REEDEREI NORDEN-FRISIA