Newsbeiträge
Rat und Verwaltung: Flugplatzanbindung bis Ende Februar nächsten Jahres gesichert
Auf seiner letzten öffentlichen Sitzung hat der Juister Gemeinderat mehrheitlich eine befristete Fortführung der Flugplatzanbindung durch die HUF Spedition per Pferdekutschen beschlossen. Eigentlich sollte am 04. November dieses Jahres Schluss sein. Da die Erstellung einer endgültigen Lösung so schnell nicht zu bewerkstelligen ist, wurde nun eine Zwischenlösung gefunden, die bis zum 28. Februar 2025 läuft, wobei die entstehenden Verluste durch die Gemeinde- und Kurverwaltung ausgeglichen werden.
Die Kosten für die vier Monate schätzt Bürgermeister Dr. Tjark Goerges auf 30.000 bis 50.000 Euro. Derzeit würde man verschiedene Lösungsmöglichkeiten entwickeln, womit die Anbindung dauerhaft und ohne Zuschuss der Gemeinde gewährleistet werden soll. Dabei würde auch die Alternative geprüft, statt Pferdekutschen zukünftig ein Elektrofahrzeug einzusetzen. Auch ein Linienverkehr Loog – Hafen – Dorf – Flugplatz mit Pferdekutschen würde geprüft, ggf. solle dieses als ÖPNV laufen.
Weitestgehend einig war man sich im Rat, dass eine dauerhafte Bezuschussung durch die Gemeinde nicht infrage kommt, aber auch die jetzigen Zwischenlösung war nicht unumstritten. Das ging schon in der Einwohnerfragestunde los, wo sich Joe Pütz zu Wort meldete. Pütz ist Geschäftsführer vom Nordseehotel Freese, welches auf der Insel Rikschas betreibt und somit auch als Anbieter einer Flugplatzanbindung zählt. Er zeigte sich verwundert, dass nun ein Betrieb auf der Flugplatzlinie subventioniert wird, andere hingegen nicht. Zudem sah er einen Fehler, weil die HUF-Spedition schon länger nicht mehr alle Flugverbindungen bedient. Wenn diese regelmäßig zu allen planmäßigen Maschinen rausfahren würden, bräuchte es keine Subventionen, so Pütz.
Drei Ratsmitglieder stimmten gegen den Beschlußvorschlag, besonders Ratsvorsitzender Björn Westermann (Pro Juist) wetterte gegen das Verfahren und lieferte sich zeitweise einen heftigen Schlagabtausch mit dem Verwaltungschef. Westermann bemängelte vor allem, dass keinerlei Zahlen von der HUF vorgelegt wurden, wie hoch die Kosten für die Anbindung und das tatsächliche Defizit tatsächlich seien. Wenn man hier ohne Vorlage von konkreten Zahlen Gemeindeausgaben von bis zu 50.000 Euro in vier Monaten beschließe, dann würde er gleich am Tag darauf die kommunale Aufsicht anrufen. Westermann: „Ich kann hier keine Transparenz ohne Zahlen erkennen. Und was ist bei Nebel? Zahlen wir dann auch zwei Verbindungen an solchen Tagen?“
Goerges vertrat die Ansicht, Westermann würde hier alles durcheinander werfen, rede alles schlecht und bringe keine eigenen Lösungsvorschläge ein. Auch Ratsherr Gerhard Jacobs (CDU) hält den Beschlußvorschlag aufgrund fehlender Zahlen für nicht optimal ausgearbeitet, er würde dennoch der Zwischenlösung zustimmen, aber einer weiteren Subvention über den 28. Februar 2025 hinaus werde er in keinem Fall zustimmen.
Tjard Gillet (Grüne) hält im Gegensatz zu Westermann die angesetzte Summe von 120 Euro pro Stunde für Pferdegespann mit Fahrer für realistisch, weil seine Familie einen ähnlich gelagerten Speditionsbetrieb führt. Björn Bolte (CDU) wunderte sich hingegen, dass plötzlich Geld für diese Subvention da wäre, wo andere langjährige Pächter der Gemeinde sehr lange auf notwendige Investitionen warten müssten.
Ein Antrag von Westermann, den Punkt zu vertagen und wieder neu zu beraten, wenn brauchbare Zahlen vorliegen, wurde mehrheitlich abgelehnt. Für die Zwischenlösung stimmten schließlich fünf Ratsmitglieder, neben Westermann und Bolte votierte auch Emil Turek (Pro Juist) dagegen. Drei Ratsmitglieder fehlten wegen Ortsabwesenheit, zu Beginn der Sitzung wies Ratsvorsitzender Westermann die Verwaltung bereits darauf hin, dass es Absprachen gäbe, wonach Rats- und Ausschusssitzungen nicht in den Ferien stattfinden sollen.
Schnell und einstimmig wurde hingegen der Ankauf eines Reihenhauses mit drei Wohnungen zur Schaffung von Dauerwohnraum an der Flugplatzstraße beschlossen. Dieses war schon länger beschlossen, denn in dem Bereich sollen mehrere Inselkaten entstehen, wofür laut Bebauungsplan auch Dauerwohnraum gebaut werden muss. Dazu erbaut die Kuhlmann Bauunternehmen Baltrum GmbH & Co KG nun ein Reihenhaus mit drei Wohnungen von rund 70 Quadratmetern Wohnfläche. Dabei beträgt der Angebotspreis für den schlüsselfertigen Neubau 1.272.600 Euro.
TEXT: STEFAN ERDMANN