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Rat und Verwaltung: Was ist, wenn Fluggäste im Winter ohne Kutsche am Flugplatz stehen?
Der Bäderausschuss tagte am Dienstagabend öffentlich. Eine längere Diskussion gab es dabei hinsichtlich einer Vereinbarung, wonach der Zirkus Dobbelino für die nächsten drei Jahre jeweils im Sommer wieder verpflichtet werden sollte. Dem Ausschuss fehlten Alternativangebote, zudem fiel eine starke Kostenerhöhung auf. Der Punkt wurde daher auf Antrag erst einmal abgesetzt.
Veranstaltungsleiter Thomas Vodde trug die Eckpunkte der neuen Vereinbarung vor, für das sechswöchige Gastspiel des Mitmachzirkusses sollen nun jährlich fast 24.000 Euro aufgewendet werden. Diesen Preis nannte Ausschussmitglied Björn Westermann (Pro Juist) „sehr sportlich“, man würde überall einsparen, hier soll eine gewaltige Preissteigerung durchgewunken werden. Björn Bolte (CDU) vermisste Alternativen zum Zirkus, diese wurden bereits in einer früheren Sitzung von Ratsmitglied Kornelia Rippe angesprochen und vorgeschlagen, leider würde hier und heute nur die Weiterführung des Zirkusses vorgelegt. Er beantragte daher eine Vertagung, bis Alternativen vorliegen.
Vodde war vom Sitzungsverlauf wenig begeistert: „Was ist eine Alternative zu einem pädagogisch wertvollem Zirkus?“ Zudem war er der Ansicht, dass man mit dem Preisangebot vom Zirkus sehr gut dabei wäre.
Westermann wies indes darauf hin, dass für die Altersklasse von 13 bis 18 Jahren ein Angebot fehlt, die Aktivitäten vom Zirkus wende sich eher an jüngere Kinder. Auch Ausschussmitglied Stefanie Schwips meinte, dass Kinder, die an einem Mitmachkurs vom Zirkus mitgemacht haben, im nächsten Jahr da nicht wieder hingehen, zumal es gerade für diese Altersklasse zahlreichen Angebote z.B. durch Strandaktivitäten gäbe.
Genehmigt wurde indes der Auftrag zur Anschaffung weiterer Fitness-Geräte für das Fitness-Studio, dass sich seit einiger Zeit im Keller vom Erlebnisbad befindet. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 19.638,85 Euro zuzüglich MWST. Lediglich Frank Endelmann (Pro Juist) enthielt sich der Stimme, da ihm diese Entscheidung zu früh erschien, weil ihm noch keine Zahlen vorliegen, wie das Studio in 2022 frequentiert wurde.
Thomas Vodde informierte den Ausschuss über die Konzerte im vergangenen Jahr auf dem Kurplatz. Erstmalig hatte man auf das ungarische Kurorchester verzichtet und stattdessen wechselnde Gruppen verpflichtet (wir berichteten). Nach einiger Aufregung zum Saisonbeginn, weil alles neu und anders war, habe sich die Sache dann aber gut eingependelt, so Vodde. Teilweise waren einige Gruppen zu laut, was besonders von den Anwohnern und Gästen am Kurplatz bemängelt wurde, doch aufgrund der Erfahrungen ließ sich zuletzt die Lautstärke gut aussteuern.
In der Tat habe es einige Gruppen gegeben, die nicht so viel Anklang gefunden hätten. Vodde: „Die waren teilweise nicht schlecht, aber eben für diese Kurkonzerte zu speziell z.B. mit Country- oder R&B-Musik.“ Man habe aber aus den Erfahrungen gelernt und das Programm für 2023 entsprechend abgestimmt. Mit dem für die Konzerte im Kurhaushalt veranschlagten 110.000 Euro sei man in 2022 hingekommen bzw. man hätte sogar weniger Geld ausgegeben, ebenso wird es sich in 2023 verhalten.
Der Brief eines Geschäftsführers einen großen Juister Hotels kam in der Einwohnerfragestunde zur Sprache. Dieser bemängelte, dass die HUF-Spedition derzeit teilweise nicht mehr zum Flughafen hinaus fahren würde, weil dann nur eine oder zwei Personen zu transportieren seien. In dem Fall würde er informiert werden, dass das Hotel seine Gäste mit einer Rikscha selbst abholen müsste, diese Möglichkeit haben aber andere Hotels nicht. Es passe nicht zusammen, dass der Rat einen Antrag auf einen Elektro-Bus ablehne, weil Juist eine Pferdeinsel sei, aber die wirtschaftlichen Interessen des Pferdebetriebes HUF zu Ungunsten der Wintergäste vorangestellt werden.
Die Thematik war im Rathaus bereits bekannt, so der Bürgermeister. Olaf Weddermann, Geschäftsführer der FLN – Die Inselflieger, habe ihn bereits angerufen und darauf hingewiesen, dass die Anzahl der Kutschfahrten nicht ausreiche.
Goerges habe auch mit der HUF gesprochen, für die sich in der Tat die Wintermonate mit den wenigen Fluggästen nur sehr eingeschränkt rechnen. Dieses liege nach Ansicht des Verwaltungschefs aber nicht nur daran, dass sich die FLN und ihre Muttergesellschaft, die Reederei Norden-Frisia, gegenseitig kannibalisieren, sondern auch, dass die FLN ihre Mietfahrräder am Flugplatz sehr favorisiert. Daher könne ein Elektrobus nach wie vor nicht die Lösung sein. Es müsse ein Gespräch gesucht und eine Lösung gefunden werden.
Ausschussmitglied Jens Wellner (CDU), zugleich leitender Angestellter bei der Noden-Frisia, gab zu, sich hier zwar befangen zu fühlen, wollte aber dennoch klar stellen, dass Olaf Weddermann bereits seit einem Jahr hinter der HUF herlaufe, um ein entsprechendes Gespräch zu führen und eine Lösung zu finden.
Ausschussvorsitzender Björn Westermann (Pro Juist) brachte die Sache auf den Punkt: „Wie es auch immer weitergeht, unsere Wintergäste sind wichtig und wir dürfen diese nicht verärgern.“
ARCHIVFOTO: HUF SPEDITION