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Rat und Verwaltung

Rat und Verwaltung: Neue Laufbahn auf dem Sportplatz wächst bereits zu

Beigetragen von S.Erdmann am 19. Nov 2020 - 15:34 Uhr

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Geradezu niederschmetternd war der Bericht von Schulleiter Gerrit Schlauwitz über die Inselschule und den Sportplatz, den dieser auf der Sitzung des Ausschusses für Schule, Soziales und Sport abgab, die am Dienstagabend im Dorfgemeinschaftshaus „Alte Schule“ stattfand. Zu einer ganz besonderen Posse entwickelt sich dabei die Sanierungsmaßnahme für die Leichtathletik auf dem Sportplatz, die eigentlich seit April bereits beendet sein sollte und wofür 350.000 Euro im Haushalt bereitgestellt wurden.

Mit einem neuen Kunststoffbelag versehen wurde hierbei die Einhundertmeter-Laufbahn. Aufgrund der guten Erfahrungen bei der Jubi und Kostengründen wurde ein neuer Belag auf die vorhandene Bahn aufgebracht. Dieser ist nun ein halbes Jahr alt und schon unbenutzbar, denn aus der Bahn erwächst überall Gras. Über die Ursachen konnte der Ausschuss nur Vermutungen anstellen. Vielleicht lag es daran, dass rund um die sanierten Anlagen Grassamen eingebracht wurden und diese sich bei dem inseltypischen Windenstärken auf den Weg zur Laufbahn gemacht haben oder ob Grassamen dorthin gelangten, weil der Vorsitzende vom TSV den Fußballplatz gemäht hatte, ohne einen Grasfangkorb zu benutzen. Man weiß es nicht, das Problem ist vielmehr, dass sich das Gras partout nicht entfernen lässt.

Beim Fototermin am nächsten Tag berichtete Uwe Geiken, Hausmeister der Inselschule, dass er das sprießende Gras schon sehr frühzeitig bemerkte, eine Entfernung war indes nicht möglich. Geiken: „Solche Beläge sind immer porös, damit Regenwasser zügig versickert und die Bahnen schnell wieder trocken und benutzbar sind. Allerdings konnte sich dort auch das Wurzelwerk gut ausbreiten und festsetzen.“ Unser JNN-Redakteur hat es auch probiert; wenn man versucht, es herauszuziehen, hat man nur das Gras ohne jegliches Wurzelwerk in der Hand. So werden dort binnen kürzester Zeit wieder neue Grashalme austreiben.

Es wurden bereits verschiedene Methoden der Entfernung ohne Erfolg probiert, Ratlosigkeit bei Verwaltung und Ausschuss, wie das weiter soll. „Ich bin da raus“, so Arno Klaassen, von der zuständigen Abteilung Bauunterhaltung. Er werde bei der Bauabnahme keine Unterschrift dafür leisten.

Aber auch sonst war die Liste des Schulleiters für den Sportplatz lang, so wurde eine alte Holzbude vom TSV, in der sich eigentlich nur noch Schrott befindet, vom Verein noch nicht abgebaut. Zudem ist seit acht Monaten ein Absprungbalken verschwunden und bisher nicht geliefert, weiter fehlen Basketballtore, Ballfangzäune und andere Dinge. Allerdings darf die Anlage vor der Bauabnahme ohnehin aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht benutzt werden, weshalb diese wieder mit Absperrband versehen wurde.

Der Platz selbst würde von dem Norder Bauunternehmen, welches die Anlage saniert, zur Lagerung vom Baumaschinen genutzt, die an einer weiteren Baustelle auf der nahegelegenen Billstraße eingesetzt werden. Dort gäbe es keine Möglichkeit, die Maschinen auf dem Grundstück abzustellen, weshalb Schlauwitz die Vermutung äußerte, die Sportplatzsanierung würde künstlich soweit in die Länge gezogen, bis der Neubau an der Billstraße fertig sei.

Doch auch im und am Schulgebäude gibt es reichlich Handlungsbedarf. Schlauwitz: „Durch Zufall habe ich kürzlich erfahren, dass das Obergeschoß der Schule vom Landkreis wegen nicht vorhandenem Brandschutz geschlossen wird.“ Dort befinden sich die Räume für Kunst, Biologie, Chemie und Physik samt umfangreichen Lehrsortiment, welches man nicht „mal eben nach unten in dort nicht vorhandene Räume holen kann.“

Der Schulleiter selbst habe seit seinem Amtsantritt 2012 auf die gravierenden Brandschutzmängel hingewiesen, er bekam zur Antwort immer einen Verweis auf den Bestandschutz, für so alte Gebäude würden die neuen Brandschutzbestimmungen nicht gelten. Umso verwunderter zeigte er sich, nachdem der Brandschutzbeauftragte vom Landkreis ihn darauf hingewiesen hat, dass „ich jetzt plötzlich die Verantwortung für alles trage, wenn etwas passiert“.

Die Abteilung Bauunterhaltung hätte schon einiges auf den Weg gebracht, so Bürgermeister Dr. Tjark Goerges. Wenn weitere Auftragsvergaben erforderlich würden, dann müsste außerhalb des Sitzungskalenders der Bauausschuss und Rat zu zusätzlichen Sitzungen eingeladen werden.

Arno Klaassen von der Bauunterhaltung wies auf das Vergaberecht hin, man müsse erst Ausschreibungen erstellen. Erforderlich seien unter anderen sogenannte Brandabschottungen (Brandschutztüren, die sich im Brandfall selbstständig schließen und einzelne Bereiche abschotten) und eine Brandmeldeanlage. Der Elektrofachmann, der diese montiere, solle dann auch die Hauptstromleitungen etc prüfen, denn „die wird unter Volllast sehr warm.“ Klaassen hofft aber dennoch, dass im Februar/März kommenden Jahres alles fertig sei. In der nächsten Woche würde der Bauausschuss zudem einen Auftrag für eine Fenstererneuerung am Schulgebäude auf der Tagesordnung behandeln.

Ein weiteres Problem stellt die Digitalisierung dar. Schlauwitz: „Die im Haushalt veranschlagten 56.000 Euro werden reichen, die technische Infrastruktur zu erstellen, weiterreichende Maßnahmen wie etwa die Anschaffung interaktiver Tafeln werden damit nicht möglich sein“. Bei der Planung arbeite man eng mit der Schule auf Baltrum und weiteren Fachleuten aus Esens zusammen, allerdings rechnet der Schulleiter nicht vor 2022 mit einer Verwirklichung des Projektes.

Derzeit habe man 73 Schüler in der Schule. Was den Unterrichtsausfall anginge, wäre die Situation auf Juist so, dass ganze Schulfächer wie Musik und Werken nicht möglich seien. Er sei froh, dass demnächst ein derzeitiger Referendarlehrer mit zwölf Stunden seine Ausbildung beende dann mit voller Stundenzahl zur Verfügung stehe, womit neben einer besseren Planbarkeit insbesondere der Bereich Chemie in vollem Umfang angeboten werden könne. Schlauwitz bedauerte, dass er mit seiner bisherigen Schulsekretärin eine sehr gute Mitarbeiterin verloren habe (diese ist weiterhin bei der Gemeinde, allerdings jetzt im Rathaus tätig). Er freue sich aber, eine Nachfolgerin bekommen zu haben; eine entsprechende Stelle sei nicht selbstverständlich und auch nicht zwingend vorgeschrieben, allerdings zur Arbeitsbewältigung unbedingt erforderlich.

Erschüttert zeigte sich Gerhard Jacobs (CDU), der nur als Stellvertreter zur Sitzung entstand wurde: „Es liegen Anträge vor, die Monate alt sind, in der Schule brennt es an allen Ecken und Kanten und dieser Ausschuss tagt nur einmal im Jahr.“ Auch der Bürgermeister hielt es für sinnvoll, im Frühjahr wieder zu tagen, um zu sehen, was bis dahin umgesetzt wurde und wo es noch hapert.

In diesem Jahr wird die beliebte Weihnachtsfeier der Senioren coronabedingt ausfallen, teilte Bürgermeister Dr. Tjark Goerges auf der letzten Sitzung vom Ausschuss für Schule, Soziales und Sport mit. Dennoch will die Gemeinde aber den älteren Mitbürgern einen Weihnachtsgruß in Form eines Präsentes zukommen lassen. Auch der Neujahrsempfang des Bürgermeisters fällt aus. Je nach Lage könne man unter Umständen später in der Jahreszeit z. B. einen Frühjahrsempfang davon machen.

Marketingleiter Thomas Vodde sah zudem Probleme beim Neujahrsschwimmen. Aufgrund der großen Zahl von Zuschauern werden man den Mindestabstand nicht einhalten können, zudem stehen Erlebnisbad und Sauna als Umkleidebereich nicht zur Verfügung.

Einstimmig votierte der Ausschuss dafür, dass Projekt „Leben am Meer 2.0 Gemeinsam statt (insel-)isoliert – Erkennungsgewinne generieren und für die Zukunft nutzen“ zu verlängern, eine Bestätigung durch den Rat ist dazu nicht erforderlich. Das Projekt, kurz „Lebendiges Juist“ genannt, befindet sich derzeit in der ersten Förderperiode, diese Zeit umfasst dreizehn Monate und endet Ende Juli 2021. Gefördert wird die Sache durch das Niedersächsische Umweltministerium. Bei einem positiven Bescheid wird es bis zu 36 Monate, d. h. bis zum 31.07.2024, verlängert.

Für die praktische Durchführung wurde eine halbe Stelle eingerichtet und mit Anne Böing besetzt. Diese stellte das Projekt, wo es ausschließlich um die Belange der hier dauerhaft lebenden Einwohner geht, im Ausschuss vor. Allerdings sei es eine schwierige Zeit, so könne sie keine Sprechstunden, Veranstaltungen oder Treffen dazu abhalten, stattdessen gäbe es nur einen Newsletter und eine Facebook-Gruppe. Schwerpunkte seien das Ehrenamt, die Willkommenskultur und der Bereich Senioren. Mehr eingebunden werden solle zukünftig das Dorfgemeinschaftshaus, hierfür befinde sich oben noch ein entsprechender Raum (dieser wurde früher vom nicht mehr existenten AWO-Ortsverein genutzt). Eine Gruppe, die gerne Dart- und Kartenspielen möchte, habe bereits bei ihr Bedarf angemeldet.

Auch das Projekt Klimawerkstatt wurde vorgestellt. Hierzu wurde Ingo Cremer eingestellt, nachdem die zuerst eingestellte Mitarbeiterin gleich in den Mutterschutz ging. Im Oktober habe man ein Ferienprogramm durchgeführt, wo rund zehn Juister Jugendlichen teilgenommen haben. Gerade junge Leute, die noch ihr ganzes Leben vor sich hätten, könne man für die Klimaproblematik gewinnen. Daher seien Arbeitsgemeinschaften zu dem Thema in der Schule auch geplant. Auch Cremer kämpft derzeit mit der Coronaproblematik, er bedauert, dass dadurch das Projekt nicht verlängert, sondern lediglich intensiviert wurde. Was die Treffpunkte für junge Leute anginge, wurde im Ausschuss bemängelt, dass der Jugendraum im „Haus des Kurgastes“ derzeit kaum bis gar nicht benutzt würde.

Ohne Beschluss an den Rat gab der Ausschuss den Beschlussvorschlag für die Berechnung von Kinder-Tagesstättenbeiträgen auf Juist, da es hier Fragen gab, die an dem Abend nicht geklärt werden konnten. Gänzlich abgesetzt wurde der Bericht zum Kindergarten „Schwalbennest“, das die zuständige Mitarbeiterin vom evangelischen Kirchenamt verhindert war. Zu Beginn der Sitzung wurde Rieke Heyken als Vertreterin der Schülerschaft durch Ausschussvorsitzende Heike Heiken (Grüne) in ihr Amt eingeführt und verpflichtet.

Unsere Fotos entstanden am Mittwochnachmittag auf dem Sportplatz und zeigen die begraste Laufbahn und das ebenfalls sanierte Spielfeld.

JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN

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