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Rat und Verwaltung: Bootshafenzufahrt und Strand-Bebauungsplan vorm Bauausschuss

Beigetragen von S.Erdmann am 13. Mai 2019 - 11:11 Uhr

Bild 0 von Bootshafenzufahrt und Strand-Bebauungsplan vorm Bauausschuss

Mit der unendlichen Geschichte, wie man weniger Schlick und Sand in den Bootshafen bekommt, befasste sich der Bau- und Umweltausschuss dieser Tage auf einer öffentlichen Sitzung. Es ging darum, bei der NBank Fördergelder (sogenannte GRW-Mittel) zur reversiblen Verlegung der Hafendurchfahrt vom Gewerbe- in den Sportboothafen nach Norden zu beantragen. Fachleute rechnen bei dieser Maßnahme mit einer Reduzierung von Sedimenteinträgen und somit geringeren Unterhaltungskosten.

Weiter hofft man auf einen stärken Ebbstrom im Fährhafen, wenn das Wasser aus dem Bootshafen dort abläuft und Sedimente wieder mit raus trägt.

Bürgermeister Dr. Tjark Goerges bezog sind in seinen Erläuterungen auf eine Studie des Franzius-Institutes aus dem Jahre 2012; ein wesentliches Ergebnis dieser Studie sei, dass die jetzige, im Süden angelegte Durchfahrt, an der engsten Stelle des Hafens liegt und damit verstärkt dem Sedimenteintrag ausgesetzt sei. Als Empfehlung wurde die Verlegung der Durchfahrt in den nördlichen Teil der Spundwand, die Fähr- und Bootshafen voneinander trennt, gegeben. Auch andere Fachbüros und Behörden wie etwa NPorts sehen die Verlegung positiv. Das möchte die Gemeinde als Hafeninhaber nun umsetzen, und da man den Hafen einem Gewerbegebiet gleichsetzt, kann mit einer 60prozentigen Förderung gerechnet werden. Die alte Zufahrt im Süden soll dabei nicht gänzlich verschlossen werden, sondern nur so, dass im Zweifel diese Öffnung für Unterhaltungsmaßnahmen wieder geöffnet werden kann.

Kaum hatte der Bürgermeister seine Erläuterungen beendet, poltere Ausschussmitglied Jan Doyen-Waldecker (Pro Juist) auch schon los: „Ich trage das hier nicht mit und werde dagegen an gehen!“ Seiner Meinung nach sei bei den Planungen nicht berücksichtigt, dass im Norden des Hafens viele Hafenmanöver mit Fähr- und Fahrgastschiffen stattfinden, die viel Schlick aufwirbeln. Zudem bedeute weniger Sand im Bootshafen auf der anderen Seite mehr Sand im Fährhafen.

Vorsitzender Hans-Ludwig de Vries (CDU) ließ die Sitzung unterbrechen, um hierzu auch die Meinung vom Segelklub Juist (SKJ) als Pächter und Betreiber des Bootshafens zu hören. Dessen Vorsitzender Olaf Weers bestätigte, dass der SKJ die Maßnahme unterstützt und befürwortet, weil Einigkeit besteht, dass die Lage sich verbessern würde. Es gäbe auch kein Problem mit weichem Schlick, sondern nur mit Sand. Dieser ließe sich aber im großen Fährhafen sehr viel besser und einfacher aufnehmen und entfernen als aus dem Bootshafen.

Meint Habbinga (Pro Juist) wies darauf hin, dass es erst einmal um die Beantragung von Fördermitteln ginge, ob es dann tatsächlich gemacht würde, müsse man entscheiden, wenn man Klarheit über Fördermittel und dessen Höhe hätte. Gerhard Jacobs (CDU) sei zwar für Änderungen im Hafen, allerdings hätten die neuen Ratsmitglieder seit 2017 gefordert, Einsicht in die Unterlagen zum Hafen zu bekommen. Somit handelte es sich weiterhin um ein „großes Geheimnis für neue Ratsmitglieder“, er könne sich deshalb keine Meinung bilden und würde sich der Stimme enthalten.

Doyen-Waldecker stellte schließlich einen Antrag, wonach ein Fachmann/Sachverständiger zur Insel kommen solle, um Stellung zu beziehen, ob die geplante Maßnahme wirklich sinnvoll sei. Diesem Antrag stimmten auch die CDU-Ausschussmitglieder Jacobs und Arend Janssen-Visser zu, de Vries war dagegen und Habbinga enthielt sich der Stimme. Bei der Abstimmung über den eigentlichen Antrag votierte Habbinga dafür, Doyen-Waldecker wie angekündigt dagegen und die drei CDU-Ausschussmitglieder übten Stimmenthaltung. Am 23. Mai wird der Rat endgültig über die Antrag entscheiden.

Die restlichen Punkte gingen dann alle einstimmig durch. So wurde die Verwaltung beauftragt, die benötigten Daten für einen Aufstellungsbeschluss zur Erstellung eines Bebauungsplanes für den Gemeindestrand zu erarbeiten. Ein solchen Plan fordere der Landkreis Aurich, so Juists Bauamtsleiterin Karoline Engel, und nur unter der Voraussetzung, dass ein solcher Plan aufgestellt wird, wurde eine Duldung der Strandbar von Thomas Steimer als sogenannte „fliegende Baute“ für die kommende Saison bewilligt. Für den Aufstellungsbeschluss benötige die Verwaltung den genauen Verlauf sowie Größe und Lage des Geltungsbereiches, ebenso Eckdaten der zukünftig zu regelnden Nutzung inklusive der Auf- und Abbauzeiten sowie weitere Grundlagen. Man müsse den Plan auch als Chance sehen, denn dann ist es auch rein rechtlich möglich, etwas Größeres zu planen, was z. B. auf Stelzen oder einem Fundament steht. Engel: „Wir sind die ersten, die so etwas machen, aber es bringt mehr Planungssicherheit“

Weiter fortgeführt wurde der Bebauungsplan „Zwischen den Deichen“, hier gab es einen Beschluss über die Anregungen und Bedenken gegen die 1. Änderung und einen Satzungsbeschluss. Dabei geht es insbesondere um die Flächen, wo eine Rettungsstation und ein neues Feuerwehrgebäude gebaut werden soll. Die erste Fassung des Planes wurde vom Landkreis Aurich nicht genehmigt, so die Bauamtsleiterin, daher sei eine Überarbeitung der Planung notwendig gewesen, damit eine Genehmigungsfähigkeit erlangt werden könne.

Das Einvernehmen der Gemeinde für die Umnutzung einer Gewerbeeinheit (hier war bisher ein Einzelhandelsgeschäft) zu Wohnraum im Haus Wilhelmstraße 8 wurde nicht erteilt, da dieses so nicht mit dem Bebauungsplan im Einklang stand. Zusammen mit dem Antragsteller/Hauseigentümer soll aber eine andere Lösung erarbeitet werden.

Zu Beginn der Sitzung hatte Gemeindebrandmeister Thomas Breeden die Möglichkeit, ein NOS (Notfall-Orientierungs-System) für die Insel vorzustellen. Dabei konnte er auf eine Präsentation von Borkum zurückgreifen, doch dasselbe Prinzip kann so auch auf Juist greifen. Dabei geht es um das Problem, dass bei Notfällen oft viel und unnötige Zeit vergeht, weil der Ort des Notfalls nicht feststeht. Die Insel sei zu zwei Dritteln unbewohnt, oft wisse der Gast nicht genau, wo er sich befindet, was zu aufwändigen und schwierigen Suchen führt. Ausschussvorsitzender Hans-Ludwig de Vries, zugleich Vorsitzender vom DRK Juist, wies zudem auf das Problem hin, dass das Personal beim Rettungsdienst öfters wechselt und diese mit den örtlichen Gegebenheiten dann nicht so vertraut seien.

An markanten Punkten, z. B. auf Bänken oder gesondert aufzustellenden Pfählen, sollen Infotafeln mit der geografischen Ortsangabe sowie einer Schilder-Nummer, dessen Standorte auf der Leitstelle und beim Rettungsdienst bekannt sind, angebracht werden. An der Finanzierung will sich die Juist-Stiftung beteiligen, weitere Spender und Sponsoren sind willkommen. Bei der Erstellung möchten sich zudem gerne die Jugendbildungsstätte und die Inselschule beteiligen.

Leider sei man wegen dem Personalwechsel bei der Leitung vom Ordnungsamt seit 1,5 Jahren mit dem Projekt nicht weitergekommen, so der Bürgermeister. Er schlug vor, eine Kostenschätzung und einen Zeitplan zu erstellen, in rund vier Wochen sollten diese Infos vorliegen und der Punkt wieder auf die Tagesordnung vom Bauausschuss kommen.

Bei den Kenntnisgaben teilte Goerges mit, dass die Bausaison beendet sei, angefangene Baustellen wie die Rettungswache und der Minigolfplatz würden noch mit Stroh abgedeckt, um Sandflug zu vermeiden. Unbefriedigend sei noch der Zustand einer Baustelle im Damenpfad, hier wolle die Verwaltung aber in den nächsten Tagen tätig werden.

Des weiteren läge eine Befreiungsgenehmigung für Schulungen von Kitesurfen für fünf Jahre vor. Die Fläche sei mit Norddeich vergleichbar. Rund 35.000 Euro sind an Aufwandskosten im Zusammenhang mit dem Containerverlust der „MSC Zoe“ bisher entstanden. Dieser Betrag wurde bei der Reederei nun geltend gemacht, der Verwaltungschef hofft, dass die Kosten demnächst erstattet werden.

Nach einer längeren Baumaßnahme wurde der Rosengang nun wieder in Ordnung gebracht und ist vollständig bepflastert, derzeit prüfe man die Entwässerung des neuen Bereiches. Beim Dünenaufgang Billstraße 17 ist die Einbringung von Schotter erforderlich, damit die Fahrzeuge des Rettungsdienstes zu den dort liegenden Häusern fahren und auch wenden könnten. Das Projekt eines Verkehrsplaners, der sich mit der Logistik auf der Insel befassen soll, sei noch nicht in Auftrag gegeben worden. Dieses könne erste geschehen, wenn der Haushalt und somit die Mittel dafür freigegeben sind.

Unser Foto zeigt den Bereich des nördlichen Endes der Schwallschutzwand im Hafen. Dort, wo jetzt der Zugang zur Schwimmsteganlage vom SKJ ist, soll zukünftig die Einfahrt zum Bootshafen erfolgen, hierfür muss ein Teil der Spundwand entfernt werden.

JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN