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Aus der Region: Borkumer Infoveranstaltung zum Nationalpark geht auch Juist an

Beigetragen von S.Erdmann am 08. Dez 2018 - 12:15 Uhr

Bild 0 von Borkumer Infoveranstaltung zum Nationalpark geht auch Juist an

Anfang November kamen über 120 Personen einer Einladung von den Borkumer Initiatoren Jonny Böhm und Christian Fink nach. Zu einem Infoabend in der kleinen Turnhalle des Turn- und Sportvereins Borkum hatten die beiden Borkumer diverse Vereine sowie verschiedene Institutionen eingeladen. Da das Thema alle Inseln betrifft, informiert JNN auch darüber, dankenswerterweise dürfen wir den Artikel von unseren Kollegen von „Borkum aktuell“ übernehmen und hier einstellen.

Auch viele Politiker sowie Borkums Bürgermeister Georg Lübben waren anwesend. An diesem Abend wurden die Einschränkungen der Nationalparkverwaltung anschaulich präsentiert. „Dies soll keine Hetzveranstaltung gegen die Nationalparkverwaltung sein und auch keine Jagdveranstaltung werden“, betonte Jonny Böhm explizit. Böhm unterstreicht diesen Satz, da zurzeit die Jagdpachtverträge auf den Ostfriesischen Inseln im Fokus der Medien stehen. Borkums Pachtverträge werden im Jahr 2020 neu verhandelt. Normalerweise wollten Vertreter des Umweltministeriums und der zugehörigen Naturparkverwaltung Ende September zusammen mit der Domänenverwaltung ein Gespräch führen. Eigens für diesen Termin sind fünf Inseljäger nach Oldenburg gereist und haben Hotels auf dem Festland gebucht, um pünktlich zur Besprechung vor Ort zu sein. Kurz vor der Besprechung wurde der Termin gecancelt. Teilnehmern zufolge wurde die Absage mit „zu vielen Insulanern“ begründet. Das Thema Jagdpachtverträge hat den „Stein ins rollen gebracht“. „Ihr habt den Nerv der Borkumer getroffen“, so Bürgermeister Lübben.

Nicht nur im Bereich der Jagd gibt es zahlreiche Restriktionen. So müssen sich auch die Wassersportler, Angler, Reiter, Bootfahrer auf weitere Einschränkungen ihrer Aktivitäten einstellen. „Wir sind geschockt über die Art und Weise, wie Naturschutzverbände, die Politik und vor allem die Nationalparkverwaltung uns Insulaner in ihrer Heimat an die Wand drückt“ findet Jonny Böhm das bisherige Vorgehen ungeheuerlich. Anhand einer PowerPoint-Präsentation zeigten Fink und Böhm verschiedene Missstände. Ein Problem ist zum Beispiel bei der Nachbarinsel Baltrum die Beweidung durch Pferde. Dort müssen seit geraumer Zeit Pferde im Schlamm auf einer kleinen Stellfläche stehen, da die Nationalparkverwaltung keine weiteren Flächen zur Verfügung stellt, obwohl die ehemalige Weide vor zwei Jahren genutzt wurde. Eine artgerechte Tierhaltung ist zu bezweifeln.

Auch das Thema „Grundwasserversorgung“ auf Borkum (Stichwort: Lückenschluss) wurde angesprochen. Thematisiert wurden auch mögliche Probleme in den verschiedenen Zonen (Ruhezone, Zwischenzone und Erholungszone) des Nationalparks Wattenmeer. Darf man hier fotografieren? Darf man hier mit dem Hund spazieren gehen? Darf man hier angeln? Darf man überhaupt hier sein? All diese Fragen stehen im Raum. Im Jahr 2009 ist das Wattenmeer zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt worden.

Und obwohl wir mittlerweile Weltnaturerbe sind, geht es den Naturverbänden nicht weit genug. In einem Komitee-Bericht über die „Evaluierung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer“ (Auftraggeber ist das Bundesministerium für Naturschutz) aus dem Jahr 2013 durch „Europarc“ (Dachverband der Nationalen Naturlandschaften / u.a. BUND, Nabu und WWF) werden weitere Forderungen erhoben. So soll die Qualität des Nationalparks unter anderem insbesondere in folgenden Bereichen deutlich gesteigert werden: „Nationalparkkonforme Regelung der Schifffahrt durch zügige Veränderung der Befahrensverordnung des Bundes.“ „Reduktion der Nutzung und Entwässerung von Salzwiesen.“ „Reduktion der nicht Nationalpark-Konformen touristischen, vor allem sportlichen Nutzung (insbesondere Kite-Surfen, Golfen, Sportboot- und Flugverkehr). „Wollen wir das wirklich alles so hinnehmen“, fragten Christian Fink und Jonny Böhm die anwesenden Gäste?

Ziel des Abends war es, die Inselbewohner über die Missstände zu unterrichten. „Es soll keine weiteren Einschränkungen geben“, fordern Fink und Böhm. Dabei erklären sie deutlich, dass sie zum Nationalpark stehen, allerdings so wie er 2009 in das Weltnaturerbe übernommen wurde. Alle Bürgermeister der Ostfriesischen Inseln mögen zusammen einen Antrag bei der Regierung des Landes Niedersachsen stellen, wonach der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer im Jahr 2019 mit Beteiligung aller ostfriesischen Inseln und allen betroffenen Ostfriesen von einem unabhängigem Bewertungskomitees geprüft wird. Gerade im Hinblick auf das Schutzziel. Gleichzeitig möge der Gemeinderat Borkums mehrheitlich mit den anderen Ostfriesischen Inseln die Feststellung beantragen, dass die bis 2009 genehmigten und möglichen Nutzungsarten der einheimischen Bevölkerung vollumfänglich erhalten bleiben oder wiederhergestellt werden, sofern sie nach 2009 abgeschafft wurden.

Am Ende der Veranstaltung bedankten sich J. Böhm und C. Fink beim 1. Vorsitzenden des TuS Borkums, dass die Veranstaltung in den Räumlichkeiten stattfinden durfte. „Eine gute Sache hat die Arroganz der Nationalparkvertreter ja doch noch“, sagt Böhm mit einem Lächeln. So rücken die Inseln durch diese Vorgehensweise wieder ein Stück enger zusammen.

Zum Foto: Christian Fink (l.) und Jonny Böhm stellen den anwesenden Gästen die Missstände des Nationalparks vor.

Quellennachweis: Borkum-Aktuell – Das Inselmagazin
Ausgabe Dezember 2018 – Januar 2019