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Rat und Verwaltung: Rat gab grünes Licht für neue Saunalandschaft
Die Kurverwaltung der Inselgemeinde Juist baut im kommenden Winter eine neue Saunalandschaft auf dem Dach des Erlebnisbades. Der Gemeinderat stimmte auf seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstagabend im Dorfgemeinschaftshaus "Alte Schule" dem 1,6 Millionen teuren Projekt mehrheitlich zu. Im Mai/Juni 2012 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Lediglich die Fraktion von Bündnis 90/Grüne und Ratsvorsitzender Frank Endelmann (CDU) stimmten gegen die Planung.
Der Architekt Prof. Dipl. Ing. Volker Droste aus Oldenburg war noch einmal auf Juist und erläuterte die Planung. Dazu unterbrach der Rat seine Sitzung, so dass auch die Zuschauer Fragen stellen oder Einwände vorbringen konnten. Immerhin waren rund 25 Interessierte erschienen. Zuvor warben Bürgermeister Dietmar Patron und Marketingleiter Thomas Vodde - wie schon eine Woche zuvor beim Bauauschuss - für das Vorhaben. Sie wiesen noch mal darauf hin, dass der jetzigen Zustand so nicht mehr haltbar sei.
Die Fragen und Bedenken der Zuschauer deckten sich eigentlich mit denen von den Mitgliedern des Rates. So glaubte man nicht so recht daran, dass die veranschlagten 1,6 Millionen Euro Baukosten auch tatsächlich eingehalten werden, außerdem war man nicht davon überzeugt, dass sich die bisherige Besucherzahl von jährlich 2.000 Saunagängern tatsächlich auf 8.000 bis 10.000 steigern ließe. Patron erläuterte noch mal, dass es sich bei der Finanzierung ausschließlich um einen Posten im Haushalt vom Eigenbetrieb Kurverwaltung handelt, die Sorgen, dass dadurch anderen Dinge aus dem Gemeindehaushalt blockiert würden, sei unbegründet. Der Eigenanteil der Kurverwaltung beträgt 1,2 Mio. Euro, wovon 900.000 Euro über Kredite finanziert werden müssen.
Axel Rippe (CDU) hielt die ermittelten zukünftigen Besucherzahlen für realistisch, da es Vergleichswerte von den anderen Inseln gäbe. Sein Fraktionskollege Gerd Rinderhagen zeigte sich noch optimistischer: "Ich bin 1000prozentig davon überzeugt, dass wir die Besucherzahlen erreichen werden!" Er wies noch mal darauf hin, dass nur rund ein Drittel der Anträge auf Fördergelder in Hannover bewilligt werden konnte, weil der Topf leer war. Juist könne sich glücklich schätzen, diesen Zuschuss für das Projekt bekommen zu haben.
Sabine Weers von der Gemeinde berichtete, dass es in jedem Jahr derzeit rund 40 schriftliche Beschwerden von Gästen über die alte Sauna gäbe. Eine höhere Auslastung sieht sie auch durch die Änderung bzw. Erweiterung der bisherigen Öffnungszeiten. Auch Carsten Werner, Mitarbeiter im Erlebnisbad, erzählte von Gästen, die angesichts der derzeitigen Sauna auf dem Absatz kehrt machten. Auf Nachfrage eines Zuhörers erklärte der Planer, dass der bestehende Aufzug nur bis ins Obergeschoß, aber nicht bis zum Dachgeschoss reicht, so dass gehbehinderte Menschen nur einen Teil der Saunaräume erreichen können.
Michael Abel (SPD) sieht in der Baumaßnahme eine gute Möglichkeit, die Insel attraktiver zu machen; gerade vor dem Hintergrund des verregneten Sommers bieten sich hier Alternativen. Auch seine Fraktionskollegin Heike Ahrens stimmte dem Plan zu, allerdings dachte sie auch an den neuen Gemeinderat, dem man durch diese Entscheidung quasi gleich "Altlasten" mit auf den Weg gäbe, welche sie dann wohl durch deren Amtsperiode begleiten. Unter den Zuhörern saßen viele Ratskandidaten, darunter fast alle von der neuen Freien Wählergemeinschaft "Pro Juist", die sich in einem Rundschreiben dafür ausgesprochen hatten, wegen der großen Tragweite die Entscheidung über dieses Projekt dem neuen Rat zu überlassen.
Die beiden Mitglieder von B 90/Grüne, Jens Heyken und Herweg Sander, stimmten gegen das Projekt. Heyken führte dazu aus, dass seine Partei befürchtet, dass jetzt nicht nur alles Geld, sondern auch alle Kraft in die Saunalandschaft gesteckt und andere Projekte in den Hintergrund rücken würden. Man dache dabei zum Beispiel an den Kindergarten. Es sei in den letzten Jahren sehr viel für den Tourismus gemacht worden (TöwerCard, Seebrücke, Cafe Hohe Düne usw), jetzt müsse man endlich wieder mehr für die Insulaner tun.
Jan Doyen-Waldecker (CDU) hatte im Frühjahr noch gegen die Planung votiert, jetzt war er aber umgestimmt. Er sehe die Notwendigkeit für eine neue Sauna für die Insel, er habe Vertrauen in die Mitarbeiter und Planer und hält den Entwurf für sehr attraktiv. Ganz anders sein Fraktionskollege Frank Endelmann, der bei seiner Ablehnung vom Januar blieb: "Ich glaube nicht an das Projekt", erklärte er. Er sähe zwar die Notwendigkeit und sei nicht gegen eine neue Saunalandschaft, aber "wir zerschießen unseren Haushalt damit und stellen diesen schlecht hin." Wegen dieser Bedenken würde er dagegen stimmen.
Enthaltungen gab es bei dieser wichtigen Entscheidung nicht, acht Ratsmitglieder stimmten schließlich zu, womit dem Oldenburger Architekturbüro Droste, Droste & Urban der Auftrag erteilt wurde, die Planung weiter zu führen, damit im November tatsächlich Baubeginn sein könne. Der Rat war sich einig, dass Bauarbeiten an diesem prekären Standort zügig und termingerecht erfolgen müssten.
Über die anderen Punkte der Sitzung werden wir noch berichten.
Unser Foto zeigt das Erlebnisbad, auf dessen Dach die neue Saunalandschaft entstehen soll.
JNN-Foto: Stefan Erdmann