Ein Stück Klebeband hier, ein Stück Klebeband da. Das mag wenig herausfordernd klingen, aber beim Tape-Art-Workshop auf Juist lernten die teilnehmenden Jugendlichen und Kinder, wie sie „nur“ mit Klebeband wahre Kunstwerke schaffen, die das Auge fesseln.
Tape-Art selbst ist der Name einer Kunstform, die aus Klebeband in verschiedenen Farben, Breiten, Haptiken und Mustern Kunstwerke wie großflächige Bilder oder geometrische Muster schafft. Die Anordnung der Klebestreifen macht diese Art der Kunst so besonders. Es entsteht ein visueller Anreiz, der das Interesse auf den ersten Blick einfängt, und erst beim zweiten Blick enthüllt, dass es sich nicht um ein Gemälde handelt, sondern um Klebeband. Tape-Art ist aus den urbanen Zentren kaum noch wegzudenken und ergänzt andere Street-Art-Style durch seine Anpassungsfähigkeit: Tape-Art funktioniert auf großen, offenen Flächen in Form von sogenannten „Murals“, aber auch im kleinen Rahmen. Es wird nicht das
Ergebnis, sondern der Prozess in den Mittelpunkt gestellt und jeder kann mitmachen.
Der Tape-Art-Workshop auf Juist:
Ursprünglich als Teil der Ferienbetreuung für die Juister Kinder und Jugendlichen gedacht, öffnete sich der Workshop schnell auch für Gästekinder und -jugendliche mit Interesse an Tape-Art. Während des fünftägigen Workshops lernten die Teilnehmer verschiedene Stile und Techniken kennen. Der Workshop fokussierte sich stark darauf, den Teilnehmern wichtige Soft Skills wie Neugier und einen Wechsel der Perspektive beizubringen.
Während des Workshops konzentrierten sich die Teilnehmer darauf, ein eigenes Bild zu erschaffen mittels der Fähigkeiten, die sie erlernten. Das selbstgestaltete Bild konnten sie selbstverständlich mit nach Hause nehmen. Der letzte Tag des Workshops wurde durch die öffentliche Präsentation der fertigen Tape-Art-Kunstwerke abgerundet.
Auch dauerhaft verewigt haben sich die neuen Tape-Art-Fans: Die freie Fläche eines Containertors, einst durch den Juister Ortsverein vom Deutschen Roten Kreuz genutzt, wurde mittels Klebeband verschönert: Nun blickt ein Tomy Robot OMS-B aus den 1980-ern vom roten Tor auf die Vorbeigehenden hinab. Dieser mechanische Spielzeug-Roboter hat unter anderem den Disney-Film WALL:E beeinflusst.
Kursleiter war Sven Linnert, dieser konnte sich schon vor einiger Zeit unter seinem Künstlernamen „fuxundschalter“ (www.fuxundschalter.com, Instagram: @fuxundschalter) in der Tape-Art-Szene einen Namen machen. Er ist bekannt für seine kreativen Experimente und für die geometrischen Formen in seinen „Murals“. Er schafft es, Tape-Art als Kunstform zu zelebrieren und zugleich neue Perspektiven auf Materialität zu eröffnen.
TEXT: KURVERWALTUNG JUIST/JULIA FINDEISEN
FOTOS: SVEN LINNERT/bearbeitet von DESIGNWERKSTATT NASSAU-CLAUDIA WIRSCH