Auch die Juister Reederei Töwerland Express GmbH hat konkrete Pläne für eine größere Schnellfähre, die ab März 2025 zwischen Juist und Norddeich verkehren soll. Das Schiff soll auf der Feltz-Werft in Hamburg gebaut werden und wird ca. zwei Millionen Euro kosten. Die Reederei Töwerland Express GmbH betreibt seit März 2019 den Linienverkehr zwischen Norddeich und Juist ganzjährig mit zurzeit fünf kleinen Schiffen.
Die Reederei wurde von Jörg Schmidt, der als Gastronom auch das Restaurant „Piratennest“ auf der Insel führt, vor fünf Jahren gegründet, weil er mit der Anbindung durch die Fähren vom Platzhirsch, der AG Reederei Norden-Frisia, sehr unzufrieden war. Damit stand er wohl nicht alleine, denn in kürzester Zeit entwickelten sich die „Töwis“, wie die kleinen und flexiblen Minifähren genannt werden, zu einem Renner. Dadurch hat sich das Reiseverhalten der Inselgäste und Insulaner insgesamt verändert, man reist nun gerne „mal eben schnell“ zur Insel oder zum Festland, so dass neben Spiekeroog auch Wangerooge im Vorjahr mit einem Schnellschiff nachzog. Rund 35.000 Fahrgäste nutzten im Vorjahr den Töwi von und nach Juist.
Durch die Änderung der Schiffsbesatzungsordnung müssen seit November 2022 auf jedem Schiff zwei Besatzungsmitglieder eingesetzt werden, dadurch sind die Personalkosten signifikant gestiegen. Schmidt: „Die Personalkosten sind nun einfach zu hoch, aber dank wirksamer Einsparungsmaßnahmen schreiben wir auch 2023 schwarze Zahlen.“ Zudem fährt Schmidt deswegen nur noch Juist an: „Wegen der Zwei-Personen-Regelung musste ich Baltrum-Neßmersiel einstellen, auch die Pläne, von Dornumersiel nach Langeoog, liegen seitdem auf Eis.“ Ärgerlich, denn einen Schwimmsteg für Dornumersiel hatte er bereits gekauft und renoviert, dann kam Corona, danach der zweite Mann. Durch die Krise im Baugewerbe wird auf Juist zudem in diesem Winter nur wenig gebaut, gerade Handwerker nutzen gerne die flexiblen Töwis und diese fehlen somit auch.
Daher muss nun ein größeres Schiff her. „Ganz einfache Rechnung: Ein Schiff mit drei Besatzungsmitglieder für 74 Personen ist effektiver als fünf Boote mit je zwei Mann für insgesamt 50 Personen,“ so Schmidt. Zudem kann der dritte Mann (oder Frau) unterwegs eine kleine Gastronomie an Bord öffnen. Auch soll das Schiff Toiletten und ein Sonnendeck erhalten sowie barrierefrei sein. Weiter ist eine Businessclass mit 26 Plätzen vorgesehen, zudem soll auch die Mitnahme von Fahrrädern möglich sein. 24 Meter lang und mit nur 65 Zentimetern Tiefgang – ideal für das flache Juister Fahrwasser - soll es für insgesamt 74 Personen ausgelegt werden und wird mit einer dreiköpfigen Besatzung gefahren. Als Antriebe werden vier Diesel-Außenbordmotoren mit je 300 PS dienen, damit rechnet man mit wenig Ausfällen, weil man schnell einen defekten Motor ausgetauscht bekommt. Außerdem sei der Antrieb mit Propellern nicht so anfällig wie ein Wasserstrahlantrieb.
Wenn bei Ebbe kein Linienverkehr nach Juist stattfindet, will Schmidt den Neubau auch für Seebestattungen und Ausflugsfahrten zu den Seehundsbänken von Norddeich aus nutzen. Auch soll es eine bessere Anbindung zwischen Juist und Norderney geben, hierzu haben die Reedereien Töwerland-Express und Meine Fähre bereits eine Zusammenarbeit besprochen.
Wenn sich Juister Unternehmen, aber auch Stammgäste finanziell am neuen großen Töwi beteiligen wollen, sei eine entsprechende Schiffsfinanzierung auch über eine GmbH & Co KG möglich, sagt Schmidt. Die Mindesteinlage sollte 50.000 Euro betragen.
Mit dem neuen Schiff und geplanten Umstrukturierungen im Norddeicher Osthafen wird sich ab 2025 einiges ändern, so Schmidt weiter: „Zuerst einmal können die Fahrpreise dann deutlich günstiger werden.“ So werden Gäste dann wahrscheinlich nur noch 35 Euro (bisher 49,50 Euro) zahlen, Insulaner und Handwerker sind dann mit 30 Euro dabei. Für die Business-Klasse kommt ein Aufschlag von zehn Euro dazu.
Der Töwerland-Express (wie auch „Meine Fähre“ nach Norderney) werden dann direkt vom Störtebeker-Gelände abfahren, also kürzere Wege vom Bahnhof. Da das Störtebeker-Yachtzentrum eine Klage gegen die Stadt Norden wegen der Nutzung von Bootshallen als Garagen gewonnen hat, werden Fahrgäste direkt am Anleger in den Sommermonaten 600 Autostellplätze finden. Das derzeit noch vom Offshore-Betrieb Tennet genutzte Gebäude direkt am Anlegesteg wird zum Fahrgastterminal mit Abfertigung, Gastronomie, Warteraum und Toiletten.
Die Zahl der acht Meter langen Minifähren soll dann reduziert werden, zumal die Verkaufserlöse auch in den Neubau fließen, trotzdem wird man nicht ganz darauf verzichten. Jörg Schmidt: „Wir haben viele Dinge zwischendurch, dafür sind die kleinen Töwis ideal. Ob Offshore-Dienste für schnelle Transfers nach Borkum, Norderney oder Baltrum, die EWE, Kampfmittelräumdienst, verspätete DB-Fahrgäste, Handwerker mit dringenden Notfallarbeiten auf den Inseln, irgendetwas ist immer.“
TEXT: STEFAN ERDMANN
ZEICHNUNGEN: FELTZ-SCHIFFSWERFT
FOTO: REEDEREI TÖWERLAND-EXPRESS