Nach einigen Jahren Pause war es endlich wieder so weit. Die Inselschule Juist lud am Donnerstag (22. Juni 2023) zu einem Tag der offenen Tür mit verschiedenen Aktionen ein. Anlass war letztendlich, der Öffentlichkeit die Inselschule zu präsentieren, die nach jahrelangem etappenweisen Umbau im neuen Glanz erstrahlte.
Mit einer kleinen Tanzeinlage der Grundschülerinnen und -schülern und Grußworten durch Schulleiter Gerrit Schlauwitz begann um 10:00 Uhr der Tag der offenen Tür. Die Besucher hatten nun die Gelegenheit, durch das Gebäude der Schule sowie über das Außengelände zu schlendern und konnten sich anschließend mit Kaffee und Kuchen oder Bratwürsten mit Kaltgetränken stärken.
Wer Lust hatte, konnte an einem Gewinnspiel teilnehmen, denn das Kollegium der Inselschule hatte sich etwas Besonderes dazu ausgedacht. Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, musste man ein Rätsel lösen: An jeder Station gab es eine kleine Minifigur, die einer Lehrkraft zugeordnet werden musste. Zu gewinnen gab es tolle Preise: Vom Rundflug über Gutscheine bis zum Armband waren viele Preise dabei, die am Ende ausgelost wurden.
Vor der Verlosung nutzten gegen 14:00 Uhr Schulleiter Gerrit Schlauwitz und Bürgermeister Dr. Tjark Goerges als Vertreter der Inselgemeinde Juist, die Schulträger der Inselschule ist, in einer gemeinsamen Rede rückblickend die einzelnen Etappen des Umbaus aufzulisten.
Der Bürgermeister eröffnete seine Rede mit dem Hinweis darauf, dass er selbst als kleines Kind die ersten zwei Jahre seiner Schullaufbahn an der Inselschule Juist verbracht habe. Im Jahr 1970, als stärkster Jahrgang überhaupt, seien sie noch zweizügig und über 60 Schülerinnen und Schüler gewesen. Das entspreche gegenwärtig fast der aktuellen Schülerzahl der Inselschule Juist – von Klasse 1-10. Dies sei damit zu erklären, dass die Schule auch ein Spiegel des demographischen Wandels sei. Allerdings sei Bildung und die damit verbundene schulische Leistungsfähigkeit ein wesentliches Kriterium für hiesige, aber auch für potentielle Neujuister Eltern, denen eine sehr gute Ausbildung ermöglicht werden müsse. Aus diesem Grund hätten die Verwaltung, der Gemeinderat in Abstimmung mit dem Lehrerkollegium, den Eltern sowie den Schülerinnen und Schülern während der vergangenen sieben Jahre unterschiedlichste Projekte gemeinsam umgesetzt.
Angefangen hat, so Schlauwitz, alles mit der Neuverlegung des Hallenbodens in der Turnhalle. Zum Vorteil für den Sportunterricht, zum Nachteil für die dort auch durchgeführten Theaterstücke, denn der empfindliche Boden muss bei außerunterrichtlichen Veranstaltungen mit Teppichboden oder Schuhüberziehern geschützt werden.
Die Leichtathletikanlage musste ebenfalls überholt werden, denn sie diente, so Schlauwitz, eher Regenwürmern, Schnecken und anderen Insekten als Hindernisparcours durch Grasbüschel und war für den Einsatz im Schulunterricht ungeeignet. Sie wurde ebenso überholt wie die Kugelstoß- und Weitsprunganlage. Dann wurde noch ein Multifunktionsplatz errichtet, auf dem Volleyball, Hockey, Handball, Fußball, Tennis und Basketball gespielt werden kann. Ingolf Kleinau als „Greenkeeper“ wurde noch einmal von Schlauwitz für seine vorbildliche Arbeit zur Instandhaltung des Sportgeländes gelobt.
Im Rahmen des Brandschutzkonzeptes wurde, so der Bürgermeister, eine moderne Brandmeldeanlage installiert, Brandschutztüren eingebaut und auf dem Dachboden Brandschutzmauern errichtet. Auch die Fluchttreppe gehört dazu. Während dieser Bauarbeiten wurde die Gelegenheit genutzt, um im Rahmen des Digitalpaktes die Anschlüsse für die Nutzung von digitalen Tafeln vorzubereiten sowie WLAN in allen Klassenzimmern zu installieren.
Das Herzstück des Umbaus sei aber der Klassenraum der Naturwissenschaften gewesen. Ältere Schülerinnen und Schüler, so Schlauwitz, würden enttäuscht sein, denn die Spuren der Vergangenheit seien nicht mehr wiederzufinden. Eine moderne Abzugsanlage ermöglicht die Vorführung von chemischen Versuchen. Darüber hinaus wurde der Raum von der Decke bis zum Fußboden komplett modernisiert, inklusive neuer Fenster, die übrigens im gesamten Schulgebäude ausgewechselt worden sind.
Auch die in die Jahre gekommen Flure erhielten einen neuen Anstrich, den sich zwei Kollegen überlegt hatten. Damit, so Schlauwitz, findet sich der Charme der 70er nur noch in den Toiletten für die Schülerschaft und Lehrkräfte.
Im Außengelände errichtete Markus Großewinkelmann, Ranger von Juist, gemeinsam mit Absolvierenden des freiwilligen ökologischen Jahres einen Schulgarten, der den Grundschulkindern vor Augen führt, wie Gemüse angepflanzt und geerntet werden kann. Grundschüler führten unter der Leitung ihrer Lehrerin die Besucher und Besucherinnen mit großer Leidenschaft durch den Garten und erklärten, was alles angepflanzt wurde und demnächst geerntet werden soll.
Auf dem Sportplatz konnte man sich beim Basketball- Zielwurf sowie im Torwandschießen messen und einen Hindernisparcours überwinden, der von der Sportlehrerin aufgebaut und von zwei weiteren Kolleginnen betreut wurde. Auch eine Hüpfburg sowie eine Mini –Basketball-Arena für die ganz Kleinen wurde zur Verfügung gestellt und erfreute sich außerordentlicher Beliebtheit.
Innerhalb des Schulgebäudes gab es Vorführungen im naturwissenschaftlichen Raum wie z.B. die Präsentation der Staubexplosion, wie sie vor allem in Mühlen oder Tischlereien vorkommen können oder die Herstellung von Roheisen mit einer Temperatur von bis zu 2.500 Grad Celsius. Auch Kinder konnten experimentieren und ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen, indem sie versuchten, mittels einer Pipette so viele Wassertropfen wie möglich auf ein Zwei-Euro-Stück zu träufeln.
In einem anderen Raum wurde von einer Kollegin die Entwicklung der Technik gezeigt, die in Schulen von der Vergangenheit bis zur Gegenwart zum Einsatz kamen: vom Diaprojektor über den Overheadprojektor, der klassischen Kreidetafel bis hin zu den heute modernen Smartboards. Dort wurde die mögliche Arbeitsweise vorgeführt und es gab die Gelegenheit, sich selbst an der digitalen Tafel auszuprobieren.
In der Grundschule gab es die Möglichkeit, einer Deutschstunde in der 1. Klasse beizuwohnen. Dabei wurde ein Buchstabe anhand einer Geschichte eingeführt und die Besucher durften diesen mit Hilfe eines Buchstabenweges üben.
Im „historischen Klassenzimmer“ gaben die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse einen Einblick in die deutsche Geschichte, von der Zeit des Nationalsozialismus bis hin zur DDR. Dort konnte man sich mittels einer Powerpoint Präsentation über das Leben von Adolf Hitler informieren. Ebenso gab es einen Nachbau des Konzentrationslagers in Dachau und der Berliner Mauer. Darüber hinaus informierten noch Plakate an einem Zeitstrahl über die Widerstandskämpfer Claus Graf Schenk von Stauffenberg und die Mitglieder der Weißen Rose in München und es gab eine Präsentation über den gescheiterten Attentatsversuch von Georg Elser an Adolf Hitler im Bürgerbräukeller. Auch das Thema Holocaust wurde ausführlich dargestellt. In Anlehnung an einen in der Inselschule Juist durchgeführten Workshop gab es dann noch einen Überblick über die DDR Geschichte und das dortige Wahlsystem.
Fazit: Dieser Tag war für alle Beteiligten ein großes Erlebnis und so manch einer erfreute sich auch an der Bildergalerie über das Wiedersehen alter Bekannter.
In ein paar Jahren könnte es zu einer Neuauflage des Tages der offenen Tür kommen, denn die Arbeiten sind noch nicht gänzlich abgeschlossen: neben der neuen Deckenbeleuchtung in den Fluren und Klassenzimmern kann dann auch die Wohnung für die Bundesfreiwilligendienstleistenden besichtigt werden, die sich zurzeit noch im Bau befindet.
Zu guter Letzt noch der wichtige Hinweis, dass die Einnahmen und Spenden vom Tag der offenen Tür an den Förderkreis der Inselschule Juist gehen, mit denen dann das Ziel verwirklicht werden soll, ein Klassenzimmer unter freiem Himmel zu errichten.
An dieser Stelle sagt die Inselschule ein herzliches Dankeschön an alle unterstützenden Unternehmen, Eltern, Schülerinnen und Schüler und das Kollegium für einen gelungenen Tag der offenen Tür an der Inselschule Juist.
Der Bürgermeister berichtete auch auf der letzten Ratssitzung von seinem Besuch beim Tag der offenen Tür. Vor sieben Jahren bestand noch ein sehr großer Investitionsstau bei der Inselschule, in den abgelaufenen Jahren konnte diese Institution sehr gut entwickelt, auch wenn noch nicht alles fertig sei. Insgesamt habe man in dieser Zeit rund 1,4 Millionen Euro dort investiert, alles habe die Kommune aus eigener Kraft und ohne den Erhalt von Fördermitteln geschafft.
TEXT (Tag der offenen Tür) UND FOTOS: INSELSCHULE JUIST
TEXT(Gemeinderatssitzung): STEFAN ERDMANN