Es war schon eine besondere Aufführung, die da kürzlich von den zehn Schülerinnen und Schülern der Theater-AG der Juister Inselschule, gegeben wurde. Das erste Mal wieder Theater auf der Insel nach Corona, und doch fiel eine Aufführung, die eine Woche zuvor geplant war, wegen Corona aus, dazu ein sehr textintensives Stück, dass eigentlich vor zwei Jahren mit einer ganz anderen Besetzung geplant war. Zudem traten die jungen Akteure der Inselschule erstmalig nicht auf eigener Bühne in der Turnhalle, sondern im großen Saal im „Haus des Kurgastes“ auf.
Bereits vor zwei Jahren hatte Schulleiter Gerrit Schlauwitz, der die Theater-AG mit viel Herzblut leitet, die Komödie „Eine Woche Eiermann“ des aus Frankfurt stammenden Autors Norbert Neumann auf den Plan genommen, die Besetzung der zehn Rollen stand, aber dann machte Corona alle Pläne zunichte. Die damaligen Schüler verließen die Schule und meist auch die Insel, so dass nun neu besetzt wurde. Ausnahme bildete dabei die Hauptrolle des Hubert Eiermann. Damals galt Sven Hrdina als gesetzt, dann machte er in nur zwei Jahren sein Abitur mit einem hervorragenden Notendurchschnitt in Berlin, damit war er nun durch und kam erst einmal nach Juist zurück, um jetzt seine Rolle wie damals geplant zu spielen. Und wer ihn bereits bei früheren Auftritten gesehen hatte, der wußte, dass er auch hier wieder ein Meisterstück abliefern würde. Textsicher und überzeugend stellte er den Fabrikanten Hubert Eiermann dar, der es nicht ganz leicht hatte.
Dieser ließ sich nämlich von seiner Frau zum Pantoffelhelden machen. Mit Laura Kattwinkel als Ehefrau Isolde war auch die zweite Hauptrolle optimal besetzt, denn auch sie lieferte – wie alle Spieler an diesem Abend – eine anerkennenswerte und tolle Leistung ab. Hubert schuftet nicht nur 14 Stunden im eigenen Betrieb, sondern putzt und kocht abends und rührt Isoldes Kaffee um, weil ihr Nagellack noch feucht ist. Diese Szenen zu Beginn machten gleich viel Freude und sorgten für gute Stimmung im fast vollbesetzten Saal. Zum Glück stellt sich das patente Hausmädchen Cornelia „Conny“ Rosensprung (Fentje Eilers) ein, mit deren Hilfe Hubert am Ende sogar den drohenden Konkurs seiner Firma und seines Privatlebens abwenden kann.
Doch bis es soweit ist, gibt es noch einige Turbolenzen im Hause Eiermann. Isoldes Vater, der schwerhörige Opa Alfons (Michael Fisser), sorgt für Ungemach, zuerst überfällt eine Bank, um der Familie aus der Patsche zu helfen, dann soll er einen Klempner ordern, durch ein Mißverständnis bestellt er stattdessen das Callgirl Ludmilla (gespielt von Amelie Sandil in einem beeindruckendem Outfit) ins Haus.
Ansonsten kommt in einer Tour Besuch über die Terrasse. Nachbar Waldemar Kernchen (Jannis Heyken) und seine Frau Traudel (gespielt von Hanna Göttlicher, die am Aufführungstag zudem Geburtstag hatte und der am Ende noch ein Ständchen vom ganzen Saal gesungen wurde), erscheinen in einer Tour, bekommen einiges falsch mit und sorgen so für weitere Verwirrung.
Und dann rennt noch die Jugend im Haus rum. Tochter Babsi Eiermann (Kim Peters) und ihre Freundin Susi (Sara Abel) geben sich alle Mühe, ihren gemeinsamen kumpelhaften Freund Thomas an die Frau zu bekommen. In fast jedem Stück gibt es immer eine Person in einer Nebenrolle, die sich zum sogenannten Sympatieträger entwickelt und vom Publikum besonders gemocht wird. In diesem Fall war das eben Thomas (Aike Janssen-Visser), der Nachbarsohn von Waldemar und Traudel. Dieser ist etwas schüchtern oder auch „stoffelig“, was den Umgang mit Frauen angeht. Dabei hat er sich unsterblich in Hausmädchen Conny verguckt, doch diese versteht den „Nachhilfeunterricht“ in Sachen Frauen von Babsi und Susi völlig falsch.
Und dann Ende gut, alles gut. Es nimmt zum Teil überraschende Wendungen, die vom Autoren sehr gut ausgedacht und eingearbeitet waren. Opa bringt das Geld zurück zur Bank, Thomas bekommt seine Conny, die nebenbei noch Hubert seine Firma vor dem Bankrott rettet und zum Schluß erkennt man das einstmals bemitleidete Familienoberhaupt nicht wieder, denn Hubert hat seine Frau beim Seitensprung ertappt und zog nun andere Saiten auf.
Es war eine herrliche und kurzweilige Aufführung, die viel Freude machte. Der lange Schlußapplaus mit Standing ovations war mehr als verdient. Nicht unerwähnt bleiben darf aber auch ein kleines zusätzliches Theaterstück zu Beginn mit dem Titel „Ansagen für einen Theaterabend“, welches der bekannte Theater- und Krimiautor Walter G. Pfaus verfasst hatte. Schon hier stellte nämlich das Pärchen Angela (Sara Abel) und Simon (Aike Janssen-Visser) die Weichen für einen fröhlichen und lustigen Abend.
Gerrit Schlauwitz dankte besonders Thomas Vodde von der Kurverwaltung dafür, dass die Schüler erstmalig im „Haus des Kurgastes“ spielen durften; neben den Hausmeistern Mirko Scholl und Thomas Martini ging ein besonderer Dank an den technischen Leiter Matthias Peter, der sich ebenfalls mit eingebracht hatte und für die auswendiger Technik und Beleuchtung sorgte. Kuchen und Kinokarten gab es schließlich für Regisseur und Gruppenleiter Schlauwitz von den Akteuren. In deren Namen sprach Hanna Göttlicher ihm den Dank aus, auch wenn es nicht immer ganz einfach war, hätte sie Sache doch sehr viel Spaß gemacht und würden den Beteiligten in guter Erinnerung an die Schulzeit auf Juist bleiben. Für leckeren Stuten in der Pause sorgten Helga und Sven Ahrends von der „Domäne Bill“, ebenso halfen zahlreiche Personen beim Stuten- und Getränkeverkauf tatkräftig mit.
Die Theatergruppe „Antjemöh“ vom Heimatverein spielt in diesem Jahr noch nicht. Als die Zeichen wieder auf Proben stand, war es schon zu spät in der Jahreszeit, weil die Bühne schon mit Beginn der Osterferien wegen anderer Veranstaltungen abgebaut werden muss. Man ist dort aber zuversichtlich, im kommenden Jahr das Stück „Halbpension mit Leiche“, welches ebenfalls seit 2020 ruht, endlich auf die Bühne zu bringen. Wer sich für die Theaterarbeit auf Juist interessiert und vielleicht auch mitmachen möchte, der/die kann gerne dazukommen, denn jeden 1. Donnerstag im Monat trifft sich die Theatergruppe ab 19:00 Uhr zum Stammtisch in der „Spelunke“.
Das erste Foto stammt aus dem Stück „Ansagen für einen Theaterabend“ mit Sara Abel und Aike Janssen-Visser. Die weiteren Aufnahmen stammen von der Aufführung des Hauptstückes „Eine Woche Eiermann“.
Da wir nur bis zu zehn Fotos pro Beitrag einstellen können, wir aber gerne von dieser besonderen Vorstellung mehr Bilder zeichen wollen, werden wir im Anschluss noch zwei weitere Fotoblöcke erstellen und hier einstellen.
JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN