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News: Vom Leben auf Juist gegenüber des kirchlichen Komposthaufens

Beigetragen von S.Erdmann am 03. Okt 2022 - 17:44 Uhr

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Herbstzeit – Die Zeit, wo man es sich wieder gerne mit einem Buch auf dem Sofa bequem macht, aber auch die Zeit, wo man sich langsam die ersten Gedanken macht, was man seinen Liebsten zu Weihnachten schenken soll. Für beides haben wir heute einen Tipp, der sich an Juist-Lieberhaber wendet. Wie wäre es mit dem in diesem Jahr erschienen Buch „Mein Juist“ von Sandra Lüpkes?

1971 in Göttingen geboren, zog sie - um an der salzigen Nordseeluft ihr Asthma zu lindern - 1977 nach Juist, wo sie im »riesigen Pfarrhaus in der Wilhelmstraße gegenüber vom Komposthaufen des Kirchfriedhofs« ihre Kindheit verbrachte. Im Pfarrhaus, weil ihr Vater Kurt Perrey als evangelischer Inselpastor viele Jahre auf der Insel tätig war. Daher kennen viele Juister und Ex-Juister Sandra Lüpkes auch noch als Sandra Perrey. Mit fünfzehn wechselte sie aufs Festland, doch schon bald brachte die Liebe sie zurück auf die Insel, auf der sie eine Rockband namens „Strandgut“ gründete, eine Ferienpension führte, Mutter, Schriftstellerin und Mitbegründerin eines Stipendiums für Krimiautoren wurde, bevor sie Juist erneut verließ.

Sandra Lüpkes hat insgesamt 23 Jahre lang auf der Insel Juist gelebt. Diese mikrokosmische Erfahrung prägt ihr schriftstellerisches Werk bis heute. Seit mehr als 20 Jahren schreibt sie Romane, Ratgeber und Drehbücher, die das Zusammenleben auf engstem Raum thematisieren. Ihr Gesellschaftsroman „Die Schule am Meer“ (2020) wurde zum Bestseller. Sandra Lüpkes lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Jürgen Kehrer, in Berlin. Gemeinsam mit ihm schreibt sie Drehbücher, u.a. für "Wilsberg", "Friesland" und "Letzte Spur Berlin".

Aus der liebevoll-kritischen Distanz des Berliner Exils berichtet Sandra Lüpkes in ihrem neusten Buch von Bräuchen wie Maibaum-Raub und Sünnerklaas, Delikatessen wie Sniertjebraa und (hochprozentiger) Bohntjesopp und dem Leben in einer Gemeinschaft, in der man während der Hochsaison weder Kinder bekommen noch sterben sollte, wenn man seinen guten Ruf nicht ruinieren will. Sandra Lüpkes sagt über ihr Juist: „Das, was ich an Juist liebe, trage ich für immer in mir. Juist hat mir einen inneren Kompass eingepflanzt, mit dem ich mich überall auf der Welt zurechtfinden kann“.

23 Jahre Juist auf 187 Buchseiten, von der Autorin säuberlich gegliedert mit Überschriften wie „Land & Meer“, „Ebbe und Flut“, „Sommer und Winter“ oder auch „Kommen und Gehen“. Neben persönlichen Erlebnissen und juisttypische Eigenarten gibt es dabei auch viel Wissenswertes über die Insel. Wer weiß schon, dass es 44 Straßen auf Juist gibt. Sandra Lüpkes hat sie nicht nur gezählt, sondern zu jeder Straße auch etwas erzählt.

Viel wird über die Gäste berichtet, so über die letzten des alten Jahres, die mehrfach witterungsbedingt nach dem Jahreswechsel nur unter großen Schwierigkeiten wieder ans Festland kamen, oder über die ersten Gäste, die schon im Februar oder März die Insel besuchen und „Karnevalsflüchtlinge“ genannt werden. Noch mehr weiß sie über die Insulaner zu erzählen, besonders über die Kinder und Jugendliche aus der Zeit. Da gab es manchmal besondere Verhältnisse zwischen Juister Kindern und denen, die aus zerrüttelten Familien kamen und im „Mutter-Eva-Heim“ untergebracht waren. Da gab es die Besonderheit der schulfreien Reisetage, wobei die Frage, warum an diesem Tagen immer das kleinste Frisia-Schiff eingesetzt wird, weiterhin unbeantwortet bleibt.

Wer in dieser Zeit auf Juist aufgewachsen ist oder gelebt hat, der wird sich in dem Buch irgendwo wiederfinden. Der Verfasser dieser Buchbeschreibung hat z.B. sehr intensiv die Seiten gelesen, wo Lüpkes über ihre Zeit als Stewardess auf der „Frisia VI“ berichtet, war er doch zu der Zeit in eine andere Strewardess auf dem Schiff verliebt und auch oft an Bord zu finden. Und auch an die „viel zu lauten“ Auftritte und Übungsabende ihrer Gruppe „Strandgut“ werden sich zahlreiche Juister noch erinnern. (Die meisten allerdings im positiven Sinne, denn die Gruppe war damals schon eine Besonderheit für das Eiland).

Die im Münsterland erscheinende Tageszeitung „Westfälische Nachrichten“ schrieb über das Buch: „Der große Vorteil von ,Mein Juist‘ liegt darin, dass Lüpkes die Insel aus der Nähe der Einwohnerin und aus der Ferne der Großstädterin beschreibt. Ohne Heimweh, aber mit viel Herzenswärme.“ Sehr gut erkannt, dem ist hier nichts mehr hinzuzufügen.

Erschienen ist das Buch „Mein Juist“ von Sandra Lüpkes im mareverlag Hamburg. Es kostet 18,00 Euro und kann in jeder Buchhandlung mit der ISBN 978-3-86648-675-1 bestellt werden. Wer auf Juist ist, kann das einfacher und ohne ISBN-Nummer haben, denn die Inselbuchhandlung Koch in der Friesenstraße und der Pressehandel Poppinga in der Wilhelmstraße haben immer Exemplare davon vorrätig.

Unter https://www.mare.de/buecher/mein-juist-8675 findet man unter anderem eine Leseprobe von „Mein Juist“. Auch gab es schon mehrmals Lesungen von der Autorin in diesem Sommer auf Juist, weitere Termine dafür stehen schon fest: Am 13. Oktober 2022, allerdings nicht auf Juist, sondern im „Kulturspeicher“ in Leer, am 23. Februar 2023 im „Nordseehotel Freese“ auf Juist und am 06. April 2023 im „Haus des Kurgastes“ auf Juist.

FOTO: SARAH KOSKA

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