Standesgemäß mit dem amerikanischen Militärmarsch „Anchors Aweigh“, den Charles A. Zimmermann im Jahr 1906 komponierte, legte die „Wappen von Juist“ der Reederei Cassen-Tours am Donnerstagabend zu einer besonderen Fahrt ab: Man hatte zu einer Tour zu den Seehundsbänken eingeladen, wo nur Insulaner und Personal teilnehmen konnten. Das Schiff war ausgebucht, und als besonders Highlight war der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Juist mit an Bord.
Kapitän Berndt Fulfs hatte den Musikzug für diese Fahrt auf die „Wappen“geholt. Der gebürtige Dornumersieler lebt seit einiger Zeit in Pilsum, da er seit einigen Jahren unter anderem die Ausflugsfahrten von Greetsiel aus mit der „Frisia X“ als Steuermann fuhr. Er macht ebenfalls Musik beim Pilsumer Posaunenchor und war bei einer Probe vom Juister Musikzug dabei. Hiervon war er so begeistert, dass er sagte „Die müssen mit“, und mit Stabführer Michael Bockelmann wurde der Termin klargemacht. Auch für den Musikzug war das das Konzert an Bord etwas besonderes, denn wegen der Pandemie fand lange kein öffentlicher Auftritt mehr statt.
Neben Fulfs gehört der Juister Ingo Peters als Steuermann zur Stammbesatzung des Schiffes, kurzerhand wurde bei dieser Fahrt auch dessen Vater Stefan (Beppo) als Leiter eines zweiten Bierverkaufsstandes auf dem Achterdeck eingesetzt. Übrigens mit Erfolg, dem Vernehmen nach sollen mehr als zehn Kisten davon auf dieser Fahrt verbraucht worden sein.
Mit der Fahrt wollte die Besatzung vor allem den Juistern und auch den Mitarbeiter zeigen, dass die „Wappen von Juist“ auch nach der Ära Gerhard „Herzi“ Eilers immer noch als unverzichtbares Angebot für die Gäste da ist. Herzi selbst wäre übrigens gerne mitgefahren, doch wegen eines Festlandtermins saß er zur Zeit der Fahrt auf der Fähre von Norddeich nach Juist. Viele Insulaner lernten jetzt auch mal den neuen Anleger des Schiffes, den es sich mit den Anlegeboxen der Minifähren vom Insel-Express teilt, kennen. An den Seehundsbänken präsentierten sich zahlreiche Tiere den Fotoobjektiven. Wer lange nicht mehr dort war, der konnte gut erkennen, wie hoch die sogenannte Kachelotplate geworden ist und dass sich dort Dünen bilden. Auch einen Blick auf die nahe Insel Memmert hatten viele Mitfahrer sicher schon lange nicht mehr. Der Wechselspiel von Sonne und Wolken an diesem Abend begeisterte ebenfalls.
Wer genau drauf achtete, konnte auch feststellen, dass die „Wappen“ im Bereich von der Hafenausfahrt bis auf die Höhe vom Loog sehr langsam fährt. Das liegt daran, dass es hier quasi kaum noch eine Fahrrinne gibt. Die tiefe „Juister Balje“ (vor dem Hafenbau stand hier bei Ebbe noch vier Meter Wasser, zu jeder Zeit konnte man in Richtung Bill mit dem Boot oder einem Schiff fahren) ist total verschlickt, was einerseits auf die Veränderungen im Watt durch den Hafendamm, andererseits durch die Verklappung von Hafenschlick in diesem Bereich, zurückzuführen ist. „Das Schlickproblem für den Hafen und die Zufahrt wird weiterhin ein Problem für Juist bleiben,“ so Kapitän Fulfs. Regelmäßig käme zwar das Baggerschiff „Seekrabbe“ von N-Ports, aber drei Wochen später sei alles wie vorher.
Nach der Ankunft auf Juist – natürlich gehörte „Rolling Home“ zu einem der Schlussstücke – wollten viele Mitfahrerinnen und Mitfahrer gar nicht von Bord, und der Musikzug musste im Hafen noch Zugaben spielen. Den Musikern gilt hier Lob und Anerkennung. „Durch die lange Spielpause müssen besonders die Bläser erst wieder die Lippen an die Mundstücke angepassen, hierzu ist entsprechendes Training nötig,“ so Tenorhornbläser Thomas Breeden.
Wie man ebenfalls hörte, haben auch die Wirte der Juister Bierlokale von der Abendfahrt profitiert, denn der eine oder andere Mitfahrer (und auch Mitfahrerinnen) sollen dort noch Einkehr gehalten haben.
Am Samstag unternimmt die „Wappen von Juist“ wieder eine der beliebten Tagesfahrten zur Nachbarinsel Borkum. Und auch da sind wieder zahlreiche Juister dabei, denn ein Teil der Freiwilligen Feuerwehr möchte die Fahrt für einen fröhlichen Tag auf der Insel mit dem Hochseeklima nutzen.
Unsere Fotos entstanden während der Fahrt. Da wir aus technischen Gründen nur maximal zehn Bilder pro Artikel mit einstellen können, folgt ein weiterer Fotosatz mit zehn Aufnahmen als getrennter Beitrag.
JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN