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News: Azubis aus dem Kosovo schließen Personallücken

Beigetragen von S.Erdmann am 27. Jun 2021 - 17:16 Uhr

Zum 01. Februar 2019 haben knapp über 40 Auszubildende aus dem Kosovo Ihre Ausbildung auf Juist und in der BBS Norden (Conerus-Schule) zur Fachkraft im Gastgewerbe angetreten. 32 haben im Januar bis Mai 2021 die entsprechende Prüfung vor der IHK absolviert und die zweijährige Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe erfolgreich abgeschlossen. Bis auf vier Azubi, die auf das Festland abgewandert sind (aber noch in der Branche tätig sind) wurden alle anderen von den Juister Betrieben übernommen und sind dort jetzt als Fachkräfte tätig.

In der letzten Juniwoche fand in der Conerus-Schule (BBS) in Norden eine Presseinformationsveranstaltung hinsichtlich der Azubi-Projekte auf Juist statt, wo man gemeinsam Bilanz zog. Teilnehmer waren Schulleiter Volker Cammans, Norbert Göttker, Bereichsleiter Gastronomie der BBS Norden, Timo Weise, Ausbildungsreferent der IHK für Ostfriesland u. Papenburg und Joe Pütz, Sprecher des Juister Ausbildungsverbunds.

Die übrigen Auszubildenden sind während der Ausbildung, teilweise bereits im ersten Lehrjahr „abgesprungen“ oder haben sich während der Ausbildung für den Rückweg in den Kosovo entschieden. Übereinstimmend wurde jedoch festgestellt, dass das Projekt als großer Erfolg gewertet werden muss, da hier Auszubildende aus einem Drittland trotz hohem bürokratischen Aufwandes und teilweise großen Schwierigkeiten nach Deutschland geholt werden konnten.

Mehr als 60 % der Azubi hatten bei Ausbildungsbeginn kein Deutsch gesprochen, der Abschluss und Prüfungen sind unter den schwierigen Corona-Bedingungen erfolgt, aber mehr als 2/3 der Azubi haben die Fachkraftausbildung erfolgreich abgeschlossen. Eine Integration der jungen Menschen auf der Insel ist gelungen. Die derzeitigen Fachkräfte im Gastgewerbe können nach einem weiteren Jahr auch Köche oder Restaurantfachleute werden.

Desweiteren stellten die Beteiligten fest, dass dieses Projekt geeignet ist, andere zu motivieren, ebenfalls eine Ausbildung in Hotellerie und Gastronomie zu beginnen, unter Umständen auch wieder hiesige Schulabgänger. Auch haben die Auszubildenden durchaus die Wertigkeit der Ausbildung erkannt haben und zu schätzen gewusst. Unterm Strich konnte als Ergebnis festgehalten werden, dass jetzt 28 ehemalige Auszubildende den Juister Betrieben als Fachkräfte zur Verfügung stehen, was auch von der Qualität der Ausbildung in den hiesigen Betrieben zeugt.

So bestand auch Einigkeit darüber - da die Erfahrungen und Erkenntnisse aus diesem Projekt so positiv sind - dass aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels in Hotellerie und Gastronomie ein ähnliches Projekt noch in 2021 verwirklicht werden soll. In diesem Zusammenhang ist derzeit ein Projekt „Kosovo 2021“ in der Planung bzw. bereits in der Durchführung, in dem ca. 35 Auszubildende aus dem Kosovo spätestens zum 01. August dieses Jahres in insgesamt fünf Juister Betrieben wieder eine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe beginnen sollen.

 Die Ausbildung in Hotellerie und Gastronomie ist aktuell von besonderer Bedeutung, da sich der Fachkräftemangel in Hotellerie und Gastronomie während des Pandemieverlaufs noch erheblich verstärkt hat und heute schon nicht mehr alle Betriebe in der Lage sind, alle notwendigen Vakanzen zu besetzen oder auch bereits aktuell Leistungen einschränken oder einstellen mussten. Branchenerkenntnisse und Erkenntnisse der Bundesagentur für Arbeit gehen dahin, dass ca. 25 bis 30 % der Mitarbeiter aus Hotellerie und Gastronomie im bisherigen Pandemieverlauf in andere Branchen gewechselt haben und dies unwiderruflich.
 
Für die Gastronomie und Hotellerie ist es daher wichtig, dass die Arbeitsmärkte in Drittstaaten verstärkt beworben werden. Bewerber aus dem hiesigen Arbeitsmarkt sind nicht vorhanden, ebenso auf dem EU-Arbeitsmarkt nicht. In diesem Zusammenhang teilte der Vertreter der IHK mit, dass vor 10 Jahren regelmäßig im Kammerbezirk jährlich ca. 600 Ausbildungsverhältnisse in Gastronomie und Hotellerie geschlossen wurden. Aktuell sind es noch ca. 120 (wovon derzeit knapp die Hälfte auf Juist ausgebildet wird).

 Das erste durchgeführte Pilotprojekt hatte viel Unterstützung (auch aus der Politik) erhalten. Insgesamt würden sich die Projektdurchführenden allerdings gerade bei der Erteilung von Visa und den Zugangsbestimmungen Erleichterungen und mehr politische Unterstützung wünschen. Sicherlich ist den Betrieben klar, dass die Unternehmen selbst für Mitarbeiterbeschaffung usw. zuständig sind. Es färbt jedoch auch auf die Destination ab, wenn die Betriebe aufgrund von Personalmangel nicht mehr in der Lage, sind alle Leistungen qualitativ hochwertig zu erbringen.

Aufgrund des erkannten Fachkräftemangels stellten anwesende Pressevertreter die Frage, ob es dann nicht notwendig wäre, das zukünftiges Projekt auszuweiten und noch mehr Auszubildende aus Drittstaaten herzuholen. „Insgesamt sicher ein folgerichtiger Schluss“, so Projektleiter Joe Pütz. Und weiter heißt es: „Allerdings sind solche Projekte bereits jetzt sehr Zeitaufwendig und viel größere Projekte in diesem Rahmen sind von hier so nicht durchführbar, zumal ja bereits jetzt erhebliche Aufwendungen der Betriebe in der Personalbeschaffung bestehen – sowohl zeitlich, als auch finanziell“. Eine größere Maßnahme würde ebenfalls eine weitere Abklärung der Rahmenbedingungen – auch durch die zuständigen Behörden erfordern – und wäre damit dieses Jahr wahrscheinlich nicht mehr durchführbar. Pütz: „Wir haben uns daher für ein kleineres Projekt entschieden.“

Wichtig es es zudem, die Arbeitsbedingungen attraktiv zu gestalten. Schon jetzt zahlen die Gastwirte in der Regel deutlich mehr als das von der IHK vorgesehene Mindestgehalt. Dafür kann die Arbeitswoche in der Hauptsaison schon mal 48 Stunden betragen und sechs Tage umfassen, was gerade den hiesigen Schulabgängern zu viel sei. Für die Kosovaren indes ist das Angebot sehr attraktiv, auch aus einem weiteren Grund: Fünf Jahr lückenlose Beschäftigung innerhalb der EU bedeutet für sie, einen dauerhaften Aufenthaltstitel zu bekommen.

Das Interesse der jungen Menschen aus dem Kosovo ist groß, denn für die zweite Bewerberrunde für die Ausbildungen ab diesem Jahr gibt es rund 300 Bewerbungen, auch für das Pilotprojekt hatten sich seinerzeit insgesamt 200 Personen gemeldet.

 
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