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News: Naturschützer rufen zur Schildkrötenhilfe am Strand auf

Beigetragen von S.Erdmann am 01. Apr 2021 - 01:00 Uhr

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Des einen Leid, des anderen Freud. Bedingt durch die große Ruhe, die an unseren Stränden herrscht, weil dort coronabedingt kaum Gäste unterwegs sind, finden hier nicht nur Seehunde den nötigen Platz, um auszuruhen und sich zu erholen. Der Juister Peter Wessels machte kürzlich nämlich einen Sensationsfund am Juister Strand auf der Höhe vom Kurhaus, erstmalig wurde belegt, dass die Strände der Nordseeinseln nun auch von Meeresschildkröten zur Eiablage für den Nachwuchs genutzt werden.

Die Meeresschildkröten (Cheloniidae) stellen im engeren Sinne eine Familie innerhalb der Schildkröten dar. Die Gruppe der Meeresschildkröten umfasst insgesamt sieben Arten, eigentlich leben sie in wärmeren Gewässern, aber in Zeiten des Klimawandels drängen mehr und mehr Fische und Meerestiere aus wärmeren Regionen in Nord- und Ostsee vor.

So wohl jetzt auch die Meeresschildkröte. Bei dem Juister Fund handelt es sich um einen Zufallsfund, den eigentlich Welpe Carla beim hundekindlichen Spiel ausgegraben und gefunden hatte. Herrchen Peter Wessels staunte nicht schlecht und gab eines der Eier an das ICBM - Institut für Chemie und Biologie des Meeres in Oldenburg, welches bestätigte, dass es sich dabei tatsächlich um das Ei einer Meeresschildkröte der Gattung Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) handelt.

Alle Meeresschildkröten sind in ihrem Bestand vom Aussterben bedroht. Die Bedrohung geht dabei ausschließlich vom Menschen aus, der sie aufgrund ihres Fleisches, der Eier und ihrer Panzer seit Jahrhunderten jagt. Besonders in den asiatischen Ländern ist das Fleisch sehr begehrt. Ein häufig vernachlässigter Faktor ist die Umweltverschmutzung ganzer Meeresregionen und Niststrände – etwa durch den Plastikmüll in den Ozeanen – die den Meeresschildkröten ihre Lebensgrundlage entzieht. Bei einer Untersuchung von 102 Meeresschildkröten – darunter alle sieben Arten – aus dem Atlantischen und Pazifischen Ozean sowie dem Mittelmeer, wurde Mikroplastik bei sämtlichen Tieren im Darminhalt nachgewiesen. Vor diesem Hintergrund ist das Auftauchen der Karettschildkröte in der Nordsee eine sehr gute Nachricht für Biologen und Naturschützer.

Das ICBM konnte zudem feststellen, dass die Entwicklung innerhalb der Eier soweit fortgeschritten ist, dass ab heute mit dem Schlüpfen des Schildkrötennachwuchs zu rechnen ist. Die kleinen Tiere graben sich dann aus ihrem Sandnest aus und versuchen, auf dem schnellsten Weg das Wasser zu erreichen. Dieser Weg ist äußerst gefährlich, besonders bei Tageslicht, da zahlreiche Fressfeinde sich für die Schildkröten interessieren. Hier auf Juist dürfte es in erster Linie die Möwe sein.

Zum Schutz der Tiere wird der Hegering Juist sowie die Mitarbeiter vom Nationalpark-Haus und vom NLWKN ab Donnerstagmorgen auf dem Strand zugegen sein, um gegebenenfalls die Fressfeinde zu verscheuchen und die kleinen Turtles zu schützen. Da man aber nicht weiß, wie viele Gelege es gibt und wie großflächig sich diese auf dem Strand verteilen, sind auch weitere Helfer willkommen. Wer also Zeit hat, sollt sich ebenfalls heute zum Strand begeben, wo man von den Mitarbeitern eingewiesen wird. Nicht nur, dass man die Möglichkeit hat, neues Leben zu schützen, sondern man wird zugleich Zeuge eines ganz besonderen Naturereignisses.

JNN-FOTOS: PRIVAT

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