Der Hammersee im Westen der Insel Juist, es gibt wohl kaum einen Punkt, der mehr mit der Geschichte des Töwerlandes verbunden ist, als dieser See. Wo der Süßwassersee heute still zwischen Wattenmeer und Nordsee liegt, war die Insel am 22. Februar 1651 durch die gewaltige Petriflut für lange Zeit in zwei Teile zerfallen. Eine Sonderausstellung unter dem Titel „Der Hammersee – Süßwasseroase mitten im Meer“ bot sich daher geradezu an; sie ist jetzt im Küstenmuseum der Insel zu sehen. Coronabedingt fand indes keine offizielle Ausstellungseröffnung statt.
Die Juister Ausstellung ist Teil der Gemeinschaftsausstellung „Dat löppt“ innerhalb des Museumsverbundes Ostfriesland. In diesem sind 16 Museen vereint. Der Titel der diesjährigen Ausstellung bezieht sich auf das Wasser und seiner Bedeutung in der ostfriesischen Kultur. Dabei werden die unterschiedlichsten Blickwinkel betrachtet z.B. Wasser als Lebensspender in Form von Trinkwasser (zu sehen auf Norderney), Wasser zur Teezubereitung (Teemuseum Norden), Wasser zum Schwimmen oder Schlittschuhlaufen, Wasser in der religiösen Kultur, die Entwässerung des Binnenlandes, Entsorgung von Schmutzwasser, Wasser als Verkehrswege in Ostfriesland und der Kampf des Ostfriesen gegen das Wasser, alle Aspekte werden mit den 14 Ausstellungen angesprochen. Diese sind auf 13 Orte (Esens ist mit dem Museum „Leben am Meer“ und dem August-Gottschalk-Haus zweimal vertreten) in ganz Ostfriesland verteilt und wurden durch die Ostfriesische Landschaft unterstützt.
Der Kampf der Menschen, in diesem Fall der Insulaner, gegen das Meer und das Wasser wird auf Juist ausführlich behandelt. Zusammengestellt wurde die Ausstellung durch Museumsleiterin Sabine Weers, die große Unterstützung durch Christiane Wittich von der Juist-Stiftung bei der Erstellung des Layouts erhielt. Zudem stellten zahlreiche Personen Texte und Fotos für das Projekt zur Verfügung. Bei den Recherchen kam eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Aspekte zu Tage, die in die Präsentation mit einflossen, zudem wurden die ganzen Informationen in einem zwanzigseitigen Flyer im handlichen Taschenformat zusammengefasst
Die Geschichte des Hammersees begann bereits in 17. Jahrhundert, als durch Strömungsveränderungen zwischen Juist und Borkum sowie dem Juister Billriff große Veränderungen eintraten. Schützende Sandbänke und den breiten Strand holte sich das Meer zurück, in den schmalen Dünengürtel wurde eine tiefe Einbuchung gespült. Die Petriflut im Februar 1651 teilte die Insel im Bereich des sogenannten Hammers in zwei Teile. Diese waren nur noch durch eine Sandfläche verbunden, die bei normalem Hochwasser nicht überspült wurde. Trotzdem wuchs die Durchbruchbreite von anfänglich 200 Metern im Laufe der nächsten Jahrzehnte auf zwei Kilometer.
Einige Häuser wurden nach Westen verlegt, es entstand das Billdorf, andere Häuser zogen nach Osten, womit das heutige Loog entstand. Es gab mehrere Kirchen in den Jahrhunderten in dem Hammerbereich, die den Fluten wieder zum Opfer fielen. Weihnachten 1717 kam es dann zur Katastrophe, als sich die kleine Gemeinde in der Billkirche zum gemeinsamen Gottesdienst traf. Auf dem Rückweg ins Loog wurden die Insulaner von einer gewaltigen Flutwelle erwischt, wobei 28 Menschen ums Leben kamen.
Die Regierung entschloss sich zu Schutzmaßnahmen, die damals - wie auch noch heute - aus Sandfangzäunen und gesetzten Strandhafer (Helm) zur Dünenbefestigung bestanden. Auch versuchte man im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die Inselteile wieder zu vereinen, allerdings ohne Erfolg. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts fraß sich ein Priel vom Wattenmeer aus in Richtung Strand. Wäre dieser durchgekommen, hätte sich binnen kürzester Zeit ein tiefes Seegatt gebildet und die endgültige Trennung wäre unvermeidbar gewesen. Zwischen 1875 und 1977 gelang es in mühevoller Arbeit, einen kleinen Damm auf der Südseite des Durchbruchs zu errichten.
Dahinter befand sich erst eine riesige Sandbucht, die bei normalem Hochwasser nicht überflutet wurde. Dessen Sand wehte an den neuen Deich, verfing sich in dessen Bepflanzung und über Jahrzehnte entwickelte sich eine stabile und geschlossene Dünenkette. 1927 wurde dann beschlossen, auf der ungeschützten Nordseite einen Deich, den sogenannten Hammerdeich, zu bauen. 1932 waren diese Arbeiten abgeschlossen, West- und Ostteil waren wieder vereint und aus dem Damm bildete sich schon bald eine geschlossene Dünenkette. Im November 1930 wurde der Damm allerdings noch mal überflutet und die Senke in der Mitte füllte sich mit Salzwasser. Durch Regenwasser und heiße Sommer, wo er fast austrocknete, entstand schließlich der jetzige Süßwassersee. Heute ist er 1,1 Kilometer lang, 140 Meter breit und nur rund 75 cm tief. Durch Schilfrohr und dem weiterhin von der See eingewehten Sand wird er allmählich verlanden.
1940 gab es einen Antrag auf Aussetzen von Fischen und Fischfang, allerdings wurde nie eine Fischzucht dort betrieben. Bereits 1943 wurde der See und das umliegende Gebiet zum staatlichen Naturschutzgebiet erklärt, wofür maßgeblich Dr. h.c. Otto Leege sorgte, der viele Jahre im Naturschutzgebiet an der Bill lebte und die Entwicklung des Hammersees studierte und dokumentierte. Seit 1985 gehört der See zur Schutzzone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.
Auch in der Neuzeit sind immer wieder Dünenschutzmaßnahmen an der Seeseite notwendig, um den Bereich zu sichern. Nach Dünenabbrüchen durch Sturmtief „Xaver“ Ende 2013 mussten im Folgejahr rund 50.000 Kubikmeter Sand in die Schutzdünen eingearbeitet werden und mit Helmbepflanzung gesichert werden.
Auch als heutiger „Ort der Begegnung“ wird der Hammersee in der Ausstellung beschrieben. Im Sommer können Wanderer die See umrunden und treffen dabei auf vielerlei Pflanzen und Tiere. An der Nordseite ist der Wanderweg sehr hoch gelegen und man kann über den See blicken, auf der Südseite geht es teilweise durch grüne Tunnel unter Bäumen durch. Im Schilfgürtel leben zahlreiche Amphibien, am See selbst gibt es eine reichhaltige Vogelwelt und auch für die Zugvögel ist der Hammersee ein wichtiger Rastplatz. Auch die große Zahl von Rehen finden am See geschützte Ecken zum Trinken. In kalten Wintern – zumindest, als es diese noch gab – bot der See ein besonderes Vergnügen, dann wagten sich zahlreiche alte und junge Insulaner mit Schlittschuhen auf den See, um ihre Runden zu drehen oder Eishockey zu spielen. In zahlreichen Gedichten der Inselliteratur wird der Hammersee zudem erwähnt.
Das Küstenmuseum ist im Juister Ortsteil Loog im Loogster Pad 29 zu finden. Weitere Infos zur Ausstellung, Öffnungszeiten usw. findet man im Internet unter www.kuestenmuseum-juist,de und über die anderen Wasser-Ausstellungen auch unter www.museumsverbund-ostfriesland.de
Unsere Fotos zeigen die drei Schaukästen der Ausstellung und einige Auszüge der Ausstellung. Das vorletzte Bild zeigt den Hammersee, aufgenommen im Januar vom Wanderweg auf der Südseite aus. Das letzte Bild zeigt das Begleitheft zur Ausstellung.
JNN-FOTOS: S. ERDMANN