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Aus der Region: Erster deutscher High-Tech-Katamaran seit dreißig Jahren auf See

Beigetragen von JNN am 10. Apr 2019 - 23:04 Uhr

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Projekte mit Katamaranen an der Deutschen Nordseeküste hatten in der Regel nur eine kurze Lebensdauer. Hauptproblem war meistens, dass nur in den wenigen Wochen der Hauptsaison schwarze Zahlen geschrieben wurde, ansonsten aber die erforderlichen Fahrgäste fehlten. Auf unser Nachbarinsel Borkum gibt es aber eine Ausnahme: Der Katamaran „Nordlicht“ fährt nunmehr seit 30 Jahren.

Als MS „Nordlicht“ am 6. April 1989 zur ersten Gästefahrt losflitzte, war das eine echte Sensation: „Eigentlich könnte die Aluminium-Konstruktion auch „Blitzlicht“ heißen, denn das Schiff ist schnell wie der Blitz“ schrieb die Weltbild. Auch heute noch ist der Katamaran „Nordlicht“ schnell unterwegs, jedoch ist das Schiff längst im Borkumverkehr etabliert. Jährlich werden rund 1/3 der Beförderungen mit dem Katamaran im Borkumverkehr durchgeführt.

Damals war es eine große Innovation und ein Wagnis. Der High-Tech-Katamaran war zunächst als neues Angebot für den Ausflugsverkehr angeschafft worden. Es standen Fahrten zu den Seehundsbänken oder Norderney sowie jeden Samstag nach Helgoland und jeden Sonntag Fahrten zur niederländische Insel Ameland auf dem Programm. Weiterhin gab es Touren ab Greetsiel und sogar ab Vegesack nach Helgoland. Und auch ab Papenburg über die Ems via Leer, Weener oder Ditzum wurde die Insel Borkum angesteuert. Zudem war die „Nordlicht“ ein heiß begehrtes Incentive-Produkt: „Wir haben Firmenfeiern und Jubiläumstouren für große Firmen zum Beispiel ab Hamburg durchgeführt“, erinnert sich der Borkumer Kapitän Tjark Beckmann, der schon fast so lange Dienst bei der AG „EMS“ tut, wie der High-Tech-Katamaran selbst. Die bis dahin im Ausflugsverkehr eingesetzte „Stadt Borkum“ (heutige „Wappen von Borkum“) war damit entbehrlich geworden und wurde verkauft.

Mit einer Stunde Fahrtzeit benötigt das Schiff nur halb so viel Zeit wie eine herkömmliche Autofähre auf dem Weg nach Borkum. An Bord reist der Gast eher wie im Jumbojet als auf einem Schiff und das Cockpit sieht noch heute aus wie bei einem Düsenjet. Der damals technisch neue Steuerknüppel hat heute allerdings Einzug in die Schifffahrt gehalten und so manches Steuerrad abgelöst.

Bevor die AG „EMS“ jedoch die „Nordlicht“ in Auftrag gab, wurden im November 1983 Testfahrten ab der Knock mit einem Luftkissenfahrzeug der British Hoverkraft nach Borkum durchgeführt. Neben technischen und betriebswirtschaftlichen Aspekten, interessierten damals auch Umweltaspekte und die Akzeptanz der Insulaner die Reederei. Letztlich hätte dieses Fahrzeug jedoch an den Wattflächen anlanden müssen, was die schützenwerten Salzwiesen und Seehundschutzgebiete gestört hätte. Man wollte schon damals einen Schnellverkehr umsetzen und hatte das Doppelrumpfschiff noch nicht wirklich als Alternative in Betracht gezogen.

Inzwischen wurden mit dem Schnellschiff fast 2 Mio. Gäste von und nach Borkum befördert. „In den ersten 20 Jahren hatten wir mehr als 1 Mio. Gäste, davon allein 15.000 Gäste auf der Emslinie“, erklärt Brons. Mit MS „Polarstern“ wurde der Ausflugsverkehr in den Jahren 2001 bis 2008 noch gestärkt und MS „Nordlicht“ konnte seither fest im Linienverkehr nach Borkum eingesetzt werden. „In den letzten 10 Jahren haben wir dann noch mal fast eine Millionen Gäste gezählt“, verrät Brons.

Heute ist der Katamaran im Borkumverkehr nicht mehr wegzudenken, denn die Schnelligkeit bietet der AG „EMS“ unter anderem mehr Flexibilität im Hinblick auf die Fahrplan-Gestaltung, insbesondere auch wenn es um die Anbindung an die Bahn geht. Göran Sell, Geschäftsführer der Nordseeheilbad Borkum GmbH, sagt dazu: „Wir sind die Insel, die am weitesten draußen liegt, damit werben wir auch. Daher ist es gut, dass wir neben der klassischen Fähre auch die Schnellverbindung haben. Nicht nur Gäste mit langer Anreise wollen schnell auf die Insel, auch Insulaner nehmen gerne den Kat, um schnell hin und her zu kommen.“

Damals von der Emder Zeitung als „Renner für neuen Tourismus“ tituliert, war MS „Nordlicht“ tatsächlich Wegbereiter. Auf der Insel Helgoland tat man sich allerdings schwer mit dem neuen Super-Kat, denn die traditionelle Börte wurde von dem Schiff nicht in Anspruch genommen, da es direkt im Hafen anlegte. Im Laufe der Jahre folgten der „Nordlicht“ jedoch weitere Katamarane nach, da die schnellere Anreise dem Gästewunsch entsprach.

Der Katamaran ist heute auf dem technisch neuesten Stand, denn erst vor zwei Jahren wurden nach rund 45.000 Betriebsstunden und rund 1 Mio. Seemeilen Laufleistung erstmals die hinter den eigentlichen Motoren liegenden neuen Wasserstrahlantriebe eingebaut. Die modernen und leistungsstarken Waterjets der Firma Rolls-Royce können um bis zu 23% effizienter betrieben werden. „Wir haben von der ersten auf die vierte Generation gewechselt und mussten unser Schiff ganz neu fahren lernen“, sagt Beckmann. Der Einbau hat damals rund eine halbe Millionen Euro gekostet. Eine weitere Herausforderung ist die aufwändige Instandhaltung der Maschinen. Für den Fall der Fälle hält die Reederei immer einen dritten zusätzlichen Tausch-Motor vor. „Wir haben bereits unter Beweis gestellt, dass wir innerhalb von 3 ½ Tagen wieder in Fahrt gehen können“, lobt Brons seine technische Mannschaft an Bord des Katamarans.

MS „Nordlicht“ ist 38,4 m lang, 9,4 m breit und hat einen Tiefgang von 1,5 m. Es wird von zwei Maschinen des Typs MTU 396 mit 2 x 1.800 kw Maschinenleistung angetrieben und erreicht 38 Knoten, was etwa 70 km/h entspricht. Der Antrieb erfolgt über zwei Wasserstrahlaggregate mit gleichzeitig lenkbarem Wasserstrahl. Der Hauptsalon und der Kapitäns-Salon bieten Platz für 272 Fahrgäste. Katamaran „Nordlicht“ wurde bei der Fjellstrand Werft in Norwegen gebaut und kostete 10 Millionen DM.

TEXT: PRESSEMITTEILUNG AG EMS/CORINNA HABBEN

Foto unten:
Kapitän Tjark Beckmann und AG „EMS“-Vorstand Dr. Bernhard Brons freuen sich mit den Nautikern Tino Schuhknecht und Jann Burmeister über den runden Geburtstag
JNN-FOTO: AG EMS

Das Foto oben zeigt die „Nordlicht“ unterhalb der Knock auf dem Wege nach Emden.
JNN-ARCHIVFOTO: STEFAN ERDMANN

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